Die dunkle Göttin
seinen Blick dann wieder auf ihren Gast.
»Ihr seid Euch gewiss gewahr, dass Eure Erklärung nur noch mehr Fragen aufgeworfen hat?«
»Sicher.« Bahzell lächelte traurig. »In Wahrheit jedoch kann ich es mir nicht leisten, mir den Hintern platt zu sitzen, während ich Euer Bier schlürfe. Sicher, selbst ein Hradani nascht bisweilen ganz gern, und ich will nicht abstreiten, dass wir alle, Reiter und Windrenner, eine Atempause brauchen. Aber ich habe keine Zeit zu verlieren.«
»Das dachten wir uns bereits«, erwiderte Tellian eine Spur ungeduldig. »Es ist offensichtlich, dass Ihr wie die Furien der Hölle von den Warmen Quellen hierher geritten seid. Was ich gern wüsste, ist nur: warum?«, fragte er geradeheraus.
»Weil Kerry in Schwierigkeiten steckt«, antwortete Bahzell ebenso offen.
»Inwiefern?« Tellian beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und sah Bahzell eindringlich an.
»Das kann ich nicht mit Gewissheit sagen«, gab dieser unglücklich zu. Er trank noch einen Schluck Bier und ließ den Krug dann sinken. »Ich kann mich nur auf Bruchstücke von Mitteilungen stützen, die ein Diener Krahanas mir verraten hat, und auf das hier.« Er tippte mit dem Zeigefinger an seine Stirn. »Wenn es nur der Diener wäre, wäre ich nicht so besorgt. Aber das
«
Er tippte sich erneut an die Stirn, schüttelte den Kopf und legte die Ohren halb an.
»Also wollt Ihr Dame Kaeritha zu Hilfe eilen, Bahzell?« Hanathas Frage war eher eine Feststellung.
»Ja.« Seine Miene hellte sich etwas auf, als er lachte. »Allerdings
nicht allein. Ich möchte mir wirklich nicht vorstellen, wie mein Volk auf die Gesellschaft reagieren würde, mit der ich mich zurzeit herumtreibe! Aber nachdem wir Krahanas Handlanger erledigt hatten, wollte sich nicht ein einziger Windreiter, der mit uns geritten war, davon abbringen lassen, mich bei dieser Unternehmung ebenfalls zu begleiten. Und dann hat mich Gayrfressa, Walsharnos Schwester, gelöchert, weil sie und die Windrennerhengste vom Bärenfluss uns ebenfalls nicht aus den Augen lassen wollten.«
»Dass die Windreiter mitkommen wollen, kann ich verstehen, Bahzell«, sagte Tellian ernst. »Diejenigen von uns, die windgeboren sind, scheinen etwas von dem Herdensinn unserer Windrennerbrüder anzunehmen. Wann immer ein Windbruder in Schwierigkeiten steckt, juckt es uns an einer Stelle, an der wir nicht kratzen können, bis wir ihnen zu Hilfe eilen.«
»Ist mir auch schon aufgefallen«, erwiderte Bahzell spöttisch.
»Eben. Was ich aber nicht ganz verstehe: Warum wollen Euch die anderen Windrenner begleiten?«
»Das ist letztlich Gayrfressas Schuld«, gab Bahzell mit einem schiefen Grinsen zu. »Sie hat das merkwürdige Gefühl, als würden mir die Windrenner die eine oder andere Gefälligkeit schulden. Also hat sie sich mit den anderen Windrennern verschworen, und die Hengste haben zugestimmt, mitzukommen und sich selbstverständlich nur dieses eine Mal bereit erklärt, ein paar Jungs vom Orden sozusagen Huckepack zu nehmen.«
»WAS?« Tellian sprang vor Erstaunen auf, und Hanatha knallte ihren zierlichen, silbernen Bierkrug höchst undamenhaft auf den Tisch. Bahzell lächelte sie nur an, während sich Tellian langsam wieder hinsetzte. Der Baron schüttelte den Kopf.
»Bahzell«, sagte er bedächtig, »ich glaube nicht, dass auch nur ein Windrenner in der ganzen Geschichte dieses Königreiches
häufiger als dreimal zugestimmt hätte, jemand anderen zu tragen als seinen auserkorenen Windreiterbruder. Und ich bin mir ganz sicher, dass keiner der drei Glücklichen ein Hradani war. Wollt Ihr mir jetzt etwa weismachen, dass sie sogar bereit wären, ausgerechnet Pferdedieb-Hradani aufsitzen zu lassen?«
»Yo.« Bahzell trank mit sichtlichem Genuss einen Schluck Bier und gab sich alle Mühe, so auszusehen, als hätte er etwas vollkommen Gewöhnliches verkündet. Tellian starrte ihn eine Weile an und lehnte sich dann weit auf seinem Stuhl zurück.
»Es wartet«, bemerkte er, nachdem er seine Fassung wiedergewonnen hatte, »ein besonders schlimmes Ende auf die Menschen, die zu selbstgefällig sind, Milord Paladin!«
»Was Ihr nicht sagt.« Bahzell spitzte frech die Ohren und wandte sich zu seinem Gastgeber, doch dann wurde er wieder ernst. »Das ist ja alles ganz schön und gut«, erklärte er, »nur leider habe ich noch das kleine Problem, dass ich nicht weiß, wohin sie uns tragen sollen. Das Beste wäre, wenn ich nach Kalatha reiten und versuchen würde, so viel wie
Weitere Kostenlose Bücher