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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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verbarg es absichtlich.
    Sie stieß die Luft aus und schüttelte den Kopf, als wollte sie wie ihr Ross eine Fliege verscheuchen. Dieses Versteckspiel wird nicht meinetwegen betrieben, sagte sie sich. Was auch immer in Quaysar vor sich ging, es war ganz offensichtlich Teil eines jahrelangen Bemühens. Und was Quaysar in den Augen der DUNKLEN zu einer so kostbaren Beute machte, war eben ihre Bedeutung für Lillinara und vor allem für die Kriegsbräute der Sothôii. Das bedeutete auch, dass Quaysar sehr bekannt und beliebt war und weit mehr Pilger und Besucher anziehen würde als die meisten anderen, weit bescheideneren Tempel. Und mit den Pilgern mochten auch Leute wie Kaeritha kommen, die Sinne besaßen, mit denen sie wahrnehmen konnten, was das DUNKLE lieber im Verborgenen lassen wollte.
    Doch so notwendig diese Schlussfolgerung auch sein mochte, es blieb die Tatsache, dass es einer ungeheuren Macht bedurfte, um das innere ERKENNEN eines Paladins so gründlich zu verdunkeln. Dieselbe Macht musste die Sinne, seien es
Sehvermögen, Gehör oder ein Gespür, eines jeden, der weniger eng an den Dienst ihres Gottes gebunden war, vollkommen geblendet haben.
    Was bedeutete, dass irgendwo dort oben auf diesem verwitterten Zahn aus Granit ein Diener des Größeren Dunklen wartete.
    Ja , sagte sie sich grimmig. Vermutlich ist es »Die Stimme« selbst. Es muss so sein. Etwas so Dunkles und Mächtiges könnte sich niemals vor einer nicht korrumpierten Stimme verbergen. Aber was es auch sein mag, seine Kontrolle ist nicht vollkommen. Nicht einmal ein Dunkler Gott könnte verhindern, dass ich es ERKENNE. Großartig. Sie lachte lautlos. Es sind nicht alle in Quaysar verdorben. Wirklich fantastisch. Ich muss einfach nur davon ausgehen, dass jeder, dem ich begegne, im Dienst des Dunklen steht, bis ich das Gegenteil herausgefunden habe!
    Sie schloss die Augen und holte einmal tief Luft.
    Wohlan, Tomanâk , dachte sie. Du hast mir nie versprochen, dass es leicht würde. Und ich würde vermutlich schleunigst davonreiten und mir Verstärkung holen, wenn ich nicht genauso dickschädelig wäre wie Bahzell. Aber das bin ich nun mal. Also, falls Du heute Nachmittag nichts Besseres vorhast … wie wär’s, wenn wir beide Der Stimme einen Besuch abstatteten?
     
    »Sie ist fast da, Paratha.«
    Varnaythus stand auf der Stadtmauer von Quaysar und beobachtete, wie sich der einzelne Reiter der Stadt näherte.
    »Fein«, erwiderte die große Frau neben ihm gleichgültig. Sie klang so blasiert, dass Varnaythus seinen Kopf drehte und sie finster anstarrte.
    »Ich weiß, dass Dahlaha sehr … sagen wir, zuversichtlich ist, Paratha. Aber ich hatte gehofft, dass wenigstens eine kleine Chance bestünde, dass Eure Zuversicht vielleicht nicht ganz so … überschwänglich sein könnte. Dies da ist immerhin ein Paladin des Tomanâk, wisst Ihr?«

    »Ist sie.« Die große Frau wandte sich von der Mauer ab und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Sie warf Varnaythus einen Blick zu, in den sich Zuversicht, Verachtung und … noch etwas anderes mischte. Gier, sagte sich Varnaythus. Oder vielleicht nicht Gier, sondern Beflissenheit?
    »Ihr erinnert Euch daran, dass hier in Quaysar eigentlich keine Paladine auftauchen sollten, schon gar keine Paladine des Tomanâk, richtig?«, fragte er mit beißender Ironie.
    »Nein, sollten sie nicht«, gab sie zu. »Andererseits habe ich mich darauf vorbereitet. Die SPINNE wusste, was SIE tat, als SIE mich rekrutierte, Varnaythus. Bei aller gebotenen Bescheidenheit, ich bin die Beste. Ich werde mich schon deines kleinen Paladinfräuleins annehmen.«
    Varnaythus starrte sie ungläubig an.
    »Seid Ihr denn verrückt geworden?«, fragte er tonlos, und Wut flammte in ihren Augen auf. Ihre Hand zuckte zu ihrem Schwertgriff, dann zog sie wie ein fletschender Hund die Oberlippe zurück.
    Sie wollte etwas erwidern, doch der Zeigefinger unmittelbar vor ihrem Gesicht hinderte sie daran.
    »Kein … einziges … Wort!« Seine Stimme zischte wie Seide, die über eine unendlich scharfe Klinge wehte. »Nicht … ein … Wort!«
    Sie klappte mit einem hörbaren Klacken den Mund zu. Der Hexer-Priester holte sehr lange und sehr tief Luft, um seine Wut zu zügeln.
    »Ihr hört mir zu.« Jedes seiner Worte kam wie ein Eisbrocken aus seinem Mund. »Cassans armseliger Plan, Tellian zu schwächen, endet, wie es aussieht, in einem vollkommenen Fiasko. Jerghar wurde mit all seinen Dienern ausgelöscht. Tellian, Bahzell und Brandark dagegen erfreuen sich

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