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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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glorreich es war, den Wind selbst satteln zu dürfen. Zu fühlen, wie mehr als anderthalb Tonnen Muskeln,
Knochen und wilder, unzähmbarer Geist unter einem dahindonnerte. Sie konnten nur davon träumen zu erleben, dass nicht einmal ein Kriegsross diese herrlichen, vierbeinigen Wesen einholen konnte, die sich die Menschen als Brüder auserkoren. Oder diese wilde, berauschende Erhabenheit nicht nur für die kurze Spanne zu erleben, die ein Kriegsross diese Geschwindigkeit durchhielt, sondern wahrhaftig stundenlang ohne Pause. Selbst diese Auserwählten konnten nicht einmal erahnen, wie es war, die Gedanken eines anderen, beseelten Lebewesens zu berühren und ohne auch nur den Schatten eines Zweifels zu kennen, dass diese Kreatur neben einem sterben würde, ihren Reiter beschützen würde, wie dieser umgekehrt seinen Windbruder verteidigte.
    Kein Lebewesen, das aus der Natur geboren war, hätte solch ungeheuere Fähigkeiten haben können. Die Windrenner aber besaßen sie, und höchstens einer von zehn Windrennern verbrüderte sich je mit einem menschlichen Reiter. Diese Windreiter bildeten die Elite der Kavallerie der Sothôii. Reiter und Pferd, die wahrhaft zu einem einzigen Wesen verschmolzen und schneller, klüger, mächtiger und unendlich viel gefährlicher waren, als es ein einfacher Kavallerist je sein würde.
    Das war der Grund, warum die Windrenner und die Sothôii in einer beinahe unmittelbaren Partnerschaft miteinander lebten. Nur ein winziger Teil der Sothôii würde jemals auf einem Windrenner sitzen, alle Sothôii aber empfanden dieselbe Ehrfurcht, die diese Windrenner in jedem auslösten, der sie sah. Auf eine Art, die kein anderes Volk in Norfressa jemals verstehen würde, waren die Windrenner ebenso Einwohner des Königreiches der Sothôii wie jeder Mensch. Sie lebten auf demselben Land und verteidigten dieses Land gegen dieselben Feinde. Und sie starben mit ihren auserwählten Reitern, um es zu beschützen. Im Austausch für die menschlichen Hände, die bewerkstelligen konnten, wozu sie nicht in der Lage waren, boten sie ihre unvergleichliche Geschwindigkeit,
Stärke und Ausdauer für den Dienst an ihrem gemeinsamen Heimatland.
    Deshalb erfüllte das, was den Windrennern der Warmen Quellen zugestoßen war, das Blut jedes Sothôii mit eisiger Furcht … und sein Herz mit glühender Wut. Niemand, wirklich niemand, kein Sterblicher, kein Dämon, ja nicht einmal ein Dunkler Gott durfte eine solche Gräueltat begehen und ungestraft davonkommen. Und wenn schon Kelthys dies so empfand, welche Wut musste dann erst die Windrenner des Bärenflusses erfüllen, und … welche Furcht? Deshalb hatte er es ihnen mitteilen müssen. Und genau aus diesem Grund hielt in diesem seltenen Augenblick Sir Kelthys Lanzenträgers Freude über die rasende Majestät seines Windrenner-Bruders der bösen Vorahnung und unverhüllten Angst in ihm die Waage.
     
    Glaubst du, wir sind rechtzeitig gekommen?
    Die Frage, die Sir Kelthys in seinem Kopf hörte, klang ein wenig klagend, fast schuldbewusst und, trotz der ungeheueren Geschwindigkeit, mit er sie den Wind selbst überholt hatten, mit Furcht gewürzt. Nur Windrenner, die ein Band eingegangen waren, vermochten Gedanken in Worte zu fassen, und dies auch nur mit ihren auserkorenen Reitern. Doch die Stimmen ihres Geistes waren ebenso ausdrucksvoll und facettenreich wie die Sprache eines Menschen.
    »Da bist du genauso schlau wie ich«, antwortete Kelthys, während sich Walasfro wieder in Bewegung setzte. Diesmal nicht im vollen, sondern in einem gemäßigten Galopp, der dennoch schneller war als selbst der halsbrecherischste Galopp aller anderen Pferde. Die Hengste vom Bärenfluss folgten ihm auf dem Huf. »Aber sollten wir nicht rechtzeitig gekommen sein, so ist es nicht deine Schuld, mein Herz.«
    Er wusste, dass ihn nicht einmal ein Windrenner bei dem Donnern der Hufe und dem Heulen des Windes hätte hören können, aber er sprach fast immer laut mit Walasfro, obwohl das nicht nötig war.

    Sie hätten nicht ohne einen Windbruder aufbrechen sollen. Was hat sich der Leithengst nur dabei gedacht?
    Kelthys wusste, dass diese Frage nicht beantwortet zu werden brauchte. Und er spürte auch die Angst, die sie färbte. Deshalb antwortete er auch nicht.
    Tellian oder Hathan hätten kommen sollen. Sie sind winderkoren, und Dathgar und Gayrhalan hätten sie längst herbringen können. Außerdem hätten sie auch gewusst, was zu tun ist, wenn sie erst hier gewesen wären. Der Hengst verbiss

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