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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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Pfeiler und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Sonne wärmte ihre Schultern, als sie den Kopf auf die Seite legte.
    »Euch ist klar, dass ich die Person mit der vornehmsten Herkunft in ganz Kalatha bin«, begann Leeana. Kaeritha hob eine Braue. Das Mädchen quittierte diese Geste mit einer Grimasse. »Das erwähne ich nicht aus Eitelkeit, Dame Kaeritha. Ich will damit nur sagen, dass ich auch als Tochter meines Vaters, nicht als Thronerbin, mehr politische Verleumdungen und Intrigen erlebt habe als die meisten anderen hier.«
    »Verstehe.« Kaeritha nickte, als Leeana sie wartend ansah. »Das gestehe ich Euch zu, jedenfalls auf der aristokratischen Ebene. Aber macht Euch keine Illusionen. Bauern können ebenso streitsüchtig sein. Und auch genauso hinterlistig, wenn sie sich gegenseitig in den Rücken fallen.«
    »Keine Sorge. Ich glaube nicht, dass ich mir noch viele Illusionen mache«, antwortete Leeana. »Was ich meinte, ist, dass mir die Art, wie die Leute hier über Die Stimme reden, sehr merkwürdig vorkommt.«
    »Warum?«
    »Der erste Grund ist«, Leeanas Miene wurde sehr ernst, » wer von den Kriegsbräuten darüber spricht. Es sind nicht die Älteren, die hohe Stellungen bekleiden, zum Beispiel Kriegsbräute wie Domina Yalith oder Stadtoberin Dalthys oder Hundert Erlis zum Beispiel. Und es sind auch nicht die ganz Jungen, wie Garlahna. Es sei denn sie plappern es einfach nur nach.«
    »Und was genau plappern sie nach?«
    »Es scheint fast ein bestehendes Muster zu sein.« Leeana wählte ihre Worte mit Bedacht. »Ich glaube, deshalb ist es mir
überhaupt aufgefallen. Es hat im Laufe der Jahre viele Flüsterkampagnen gegen meinen Vater gegeben. Deshalb werde ich sofort misstrauisch, wenn ich so etwas irgendwo anders erlebe.«
    »Und Ihr glaubt, dass dies hier stattfindet?«
    »Ich halte es für möglich.« Leeana nickte langsam. »Es hat etwas gedauert, bis ich Verdacht schöpfte. Es fing damit an, als ich dieselben Geschichten in fast denselben Worten von einem halben Dutzend oder sogar noch mehr Frauen hörte.«
    Kaerithas Blick wurde noch argwöhnischer. »Könnt Ihr mir sagen, wer dieses halbe Dutzend Frauen ist?«, fragte sie.
    »Ich möchte eigentlich keine Namen nennen«, erwiderte Leeana unbehaglich. Kaeritha betrachtete sie kühl, bis die junge Frau den Blick senkte. Interessant, dachte Kaeritha. Trotz ihrer Klugheit und Einsicht scheint sie die üblichen Hemmungen eines Mädchens in ihrem Alter zu haben, als Spitzel zu gelten.
    »Gut«, lenkte die Amazone nach einem Augenblick ein. »Ich dränge Euch nicht, Namen zu nennen. Jedenfalls jetzt noch nicht. Aber Ihr versteht doch, Leeana, dass Euch irgendwann vielleicht keine andere Wahl mehr bleibt?«
    »Ja, Milady.« Leeana nickte. Ganz offensichtlich missfiel ihr diese Vorstellung.
    »Gut.« Kaerithas Nicken versicherte der anderen Frau, dass sie nicht in sie drängen würde, solange sie es nicht unbedingt musste. »Dann sprecht weiter. Weshalb sind Euch diese Frauen aufgefallen?«
    »Weil das, was sie sagten, nicht einfach nur ihre persönliche Meinung war, die sie ausdrückten, Dame Kaeritha. Sie benutzen sogar dieselben Argumente. Und auch die Art, wie sie ihre Worte wählten und mit wem sie sprachen, all das wirkte erstaunlich geplant, nicht wie etwas, das von selbst geschah.«
    Es ist ein großer Verlust für das Königreich der Sothôii, dachte Kaeritha, dass diese unsichtbare Voreingenommenheit
gegen weibliche Herrscherinnen Leeana Bogenmeister daran hindert, die Baronie von Balthar zu regieren. Sie hatte von Anfang an den scharfen Geist in diesem Mädchen bemerkt, aber der Verstand hinter den jadegrünen Augen arbeitete noch weit schärfer, als sie angenommen hatte. Leeana war in eine fremde Welt geworfen worden und einer unbekannten Zukunft begegnet. Beides unterschied sich vollkommen von dem, was sie bisher erlebt hatte. Wie viele junge Mädchen ihres Alters, fragte sich die Amazone, hätten in ihrer Lage wohl noch die Kraft gehabt, das zu untersuchen, was die Leute um sie herum sagten? Vor allem, wenn es so weit von ihrer eigenen, und sehr erschöpfenden, Wirklichkeit entfernt war, wie Die Stimme von Quaysar?
    »Sprecht weiter«, forderte sie Leeana so sachlich wie möglich auf.
    Leeana gehorchte. »Am meisten fiel mir an den Schilderungen der Kriegsbräute über die Aussprüche Der Stimme auf, dass sie übereinstimmend der Meinung zu sein schienen, die neue Stimme würde eine andere Politik machen als die alte Stimme. Sie waren sich

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