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Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Titel: Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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herum. Obwohl er nicht besonders groß war, verlieh ihm sein Verhalten eine ganz besondere Ausstrahlung. Das Licht des Feuers ließ Schatten über seinen Leib tanzen, dabei waren seine Augen in Dunkelheit gehüllt, nur zwei glänzende Punkte, in denen der Schein des Feuers sich widerspiegelte.
    »Sie sind stolz«, sagte er leise, fast zu sich selbst. »Sie halten sich für große Krieger. Sie glauben, dass sie sich vor ihren Göttern beweisen müssen, solange sie leben. Damit sie zu den Sternen geholt werden, wenn sie sterben.«
    Israk blieb vor dem Keibos stehen und blickte zum Himmel empor. Die Nacht war klar und dafür überraschend mild. Noch war es zu früh, um sich sicher zu sein, aber Ruk hoffte, dass der harte Griff des schier endlosen Winters endlich gebrochen war.
    »Jeder einzelne Punkt dort oben ist ein Keibos.« Israk hob den Arm, und alle Blicke folgten seinem Fingerzeig. »Nicht wahr?«
    Der Keibos rührte sich nicht. Karn hingegen strich sich nervös mit der Hand über den Kopf.
    Er spürt es auch, dachte Ruk . Es liegt etwas in der Luft.
    »Götter!« Israks plötzlicher Ruf ließ Ruk beinahe zusammenzucken. »Daran glauben sie alle da unten. Götter und Geister. Sie beten zu ihnen, bringen ihnen Geschenke. Gutes Fleisch wird ihnen geopfert, große Steinhäuser werden für sie gebaut, in denen doch niemand wohnt. Könnt ihr euch das vorstellen?«
    Bei seinen letzten Worten fiel sein Blick auf Ruk und Karn. Während sein Bruder den Kopf schüttelte, blieb Ruk demonstrativ ungerührt. Ihm war egal, woran die Kreaturen der Ebenen und Wälder glaubten. Trolle wussten, dass man sich nicht auf Götter verlassen konnte, nicht auf Geister oder Dämonen oder wie sie sonst alle hießen. Das Einzige, woran ein Troll glaubte, waren seine eigene Stärke, seine Erfahrung und sein Stamm. Alles andere war reine Verschwendung von Gedanken, Kraft und Zeit.
    »Es macht sie schwach. Aber es macht sie auch stark. Er hier glaubt, dass seine Götter ihn zu sich an den Himmel rufen, wenn er uns nur widersteht. Ist es nicht so?«
    Diesmal hob der Keibos den Kopf und sah Israk an. Von seinem Standort aus konnte Ruk sein Gesicht kaum erkennen, und er fragte sich, was wohl in dem Gefangenen vorging.
    »Wirst du schweigen, egal was mit dir geschieht? Wirst du dann auf ewig als Stern über die dunkle Ebene des Himmels traben, Seite an Seite mit deinen Ahnen?«
    Israks Stimme war zu einem eindringlichen Flüstern geworden. Er beugte sich vor, legte dem Keibos verschwörerisch eine Hand auf die Schulter. Der Keibos wich einen halben Schritt vor ihm zurück.
    »Woher weiß er das alles?«, fragte sich Ruk halblaut. Er sah zu Karn, der mit den Schultern zuckte. »Hat er dir nichts davon erzählt?«
    »Nein.«
    Auf einen Wink von Israk hin traten zwei seiner Trolle an den Keibos heran und legten ihre großen Hände auf seinen Pferdeleib. Gemeinsam drückten sie ihn zu Boden. Er wehrte sich, aber die Kraft der beiden war zu groß, und schließlich gaben seine Beine nach, und er fiel halb zur Seite. Die beiden Trolle knieten neben ihm, verlagerten ihr Gewicht auf ihn, hielten ihn fest.
    Direkt vor dem Kopf des Gefangenen ging Israk in die Hocke. Er sprach leise mit ihm. So sehr sich Ruk auch anstrengte, er konnte nicht verstehen, was er sagte, aber der Keibos schüttelte den Kopf so heftig, dass seine Haare umherflogen. Israk packte sein Kinn, hielt es fest umklammert.
    »Wenn du uns sagst, wo wir die Krieger deines Volkes finden, wird es einen ehrenvollen Kampf geben. Du gäbest deinem Volk die Möglichkeit zu großen Taten«, erklärte er jetzt lauter. »Oder willst du nicht, dass eure Helden kämpfen können?«
    »Wir haben gekämpft«, entfuhr es dem Keibos. »Und gesiegt!«
    Mit einem zufriedenen Lächeln erhob sich Israk und nickte den Trollen aus Akkens Stamm zu. Er beachtete den Gefangenen nicht weiter, sondern schlenderte zu ihnen herüber, während seine Trolle den Keibos weiter festhielten.
    »Gute Arbeit, Ruk«, sagte er. »Der da hält sich nur für einen großen Krieger. Er hat den Mund einmal aufgemacht, also wird er es wieder tun.«
    »Woher weißt du so viel über die Keibos?« Ruk blickte Israk forschend ins Gesicht. »Ist es nicht egal, an welchen Unsinn sie glauben?«
    »Nein, ist es nicht. Im Gegenteil, es ist wichtig, das zu wissen. Es bestimmt ihr Handeln, sogar ihr Denken. Du hättest nächtelang auf ihn einreden können, und er hätte dir nicht geantwortet, aber ich… ich weiß, wo und wie ich ihn packen

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