Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]
Augen zusammen, warf einen misstrauischen Blick auf die grauen Felsen, die sich hoch über ihnen erhoben. Obwohl ihr Weg sie langsam von ihnen weggeführt hatte und die Spuren zunächst eher in die Richtung der Ebenen gezeigt hatten, dominierten die Berge noch immer die Landschaft. Die Hügel hier unten waren bereits flacher, kaum mehr als kleine Erhebungen in der Landschaft, unterbrochen von Mulden, die man nicht mehr Tal nennen konnte. Den Waldrand hatten sie gestern hinter sich gelassen, nun lagen zu ihrer Linken die Ebenen der Keibos, weites Land, ungewohnt für die Elfen des Waldes.
Das Unwohlsein, das Deilava jenseits des schützenden Blätterdachs verspürte, zeigte sich auch in Selans Miene. Aber er stimmte ihr zu. »Narem sagt, wir können heute noch An’darth erreichen.«
Deilava hatte von diesem Ort der Eleitam gehört. Es war ein kleines Dorf, so winzig, dass es der Aufmerksamkeit der Zwerge während der ersten Eroberungen entgangen war. Seine Bewohner hatten es nach den eintreffenden Berichten verlassen, um in einer Stadt weiter im Westen Zuflucht zu suchen, waren aber dort in die Gewalt des Kleinen Volkes geraten. Erst nachdem die Allianz die Stadt befreit hatte, hatten sie in ihre Heimat zurückkehren können.
»Vielleicht haben sie Neuigkeiten für uns«, sprach Deilava ihre Hoffnung aus. Ihre Sorge, dass An’darth möglicherweise ebenfalls überfallen und zerstört worden war, behielt sie für sich, auch wenn sie sehen konnte, dass Selan sie teilte.
Er brummte auch nur, dann lief er die Flanke des Hügels hinab und überbrachte die Kunde von seiner Entdeckung auch Narem und den anderen.
Deilava indes genoss noch einen Moment den frischen Wind, ehe sie sich ihm anschloss.
Wäre es nach Deilava gegangen, hätten sie ihren Weg auch nach Anbruch der Nacht fortgesetzt, aber nachdem Narems Voraussage einer baldigen Ankunft sich nicht bewahrheitet hatte, wollte niemand darauf setzen, dass sie An’darth bald genug erreichen würden, um einen Marsch bis in die Nacht zu rechtfertigen.
So hatten sie ein Lager aufgeschlagen, gut geschützt zwischen kleinen Felsen, und Wachen auf zwei der umliegenden Hügel postiert. Der Wind hatte die wenigen Wolken bis zu den Bergen getrieben, wo sie sich zusammenballten. Aber über Deilava war der Himmel sternenklar.
»Wir benötigen wieder Läufer«, stellte Narem leise fest, während er mit einem Zweig nachdenklich Schlangenlinien in den steinigen Boden zog. »Im Moment sind wir wie blind.«
»Dafür ist es zu früh«, entgegnete Selan.
»Für Ke’leth ist es zu spät«, widersprach Deilava. Sie setzte sich auf. »Kaum haben wir das Kleine Volk wieder vertrieben, ist alles verschwunden.«
»Wie meinst du das?«
»Wir haben Seite an Seite gekämpft.« Sie verstummte, suchte nach Worten. »Sie waren wie Schwestern und Brüder für uns. Aber nur, solange es einen gemeinsamen Feind gab. Jetzt sind Eleitam und Keibos und Elfen wieder allein und alle anderen Völker auch. Es ist, als hätten wir niemals Blut füreinander vergossen.«
Selan schüttelte den Kopf. »Wir sind gekommen, als wir von der Zerstörung Ke’leths hörten.«
»Und beinahe wieder gegangen, bevor wir wussten, dass die Zwerge ihre gierigen Finger im Spiel haben. Als der Krieg herrschte, hatten wir Läufer, Verbindungen, halfen einander. Eleitam versorgten die Krieger in ihrem Gebiet mit Nachschub, im Wald gaben uns jene von unserem Volk, die nicht kämpften, alles, was wir benötigten. Auf den Rücken der Keibos kamen Waffen und Rüstungen und alles, was sie sonst so tragen konnten, aus den Städten der Ebenen.«
Keiner widersprach ihr, denn die Völker hatten ja tatsächlich gemeinsam gegen die Zwerge gekämpft, einander geholfen und waren wie eines gewesen. Selbst jene, die fern der Berge lebten, hatten sich gegen die gemeinsame Bedrohung gestellt. Deilava hatte geglaubt, dass es immer so sein würde. Doch die Wirklichkeit sah anders aus.
»Wir kamen, weil wir dachten, das Kleine Volk wäre zurück. Und wie viele sind wir schon? Eine Handvoll, mehr nicht.«
»Du kannst nicht erwarten, dass alle in den Krieg ziehen«, gab Narem zu bedenken. »Die meisten sind einfach keine Krieger.«
Deilava nickte. Sie hatten dieses Gespräch mehr als einmal geführt, und auch wenn ihr Herz ihr sagte, dass es anders sein sollte, wusste sie inzwischen, dass es nicht so war.
»Und ich wäre glücklich, wenn ich keiner mehr sein müsste«, warf Selan ein. »Ich würde einfach in der Sonne sitzen, den
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