Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]
die Taue über den Kopp?«
»Könnt ihr beiden Fischer mal aufhören, über so einen Unsinn zu plappern? Ich muss nachdenken«, brummte Ruk.
Breg murmelte erbost eine Beleidigung vor sich hin, verstummte dann aber.
Es befanden sich nur sechs Gebäude in der Flussschleife. Zwei kleinere links und rechts des Stegs, dahinter ein großes, darum in einem Halbkreis drei weitere. Alle waren komplett aus Holz errichtet, aus ganzen Stämmen, teilweise mit Brettern verkleidet. Auch wenn Ruk alles andere als ein Experte war, schienen sie ihm alle recht neu zu sein. Jedenfalls hatten Wind und Wetter deutlich weniger Spuren an ihnen hinterlassen als an den bisherigen Hütten und Häusern, die sie gesehen hatten.
»Wo würdest du zwei Trolle einsperren?«
»Da in der Mitte«, gab Karn die gleiche Antwort, zu der auch Ruk gekommen war. »Das sieht wie ein Lagerhaus oder so was aus. Keine Fenster, siehst du?«
Das war Ruk gar nicht aufgefallen. Er hatte nur überlegt, dass das Gebäude im Zentrum am leichtesten zu verteidigen war.
Von ihrer Position aus gab es nur einen kleinen Eingang zu sehen. Es war schwer einzuschätzen, wie groß alles war, aber die Tür war für Trolle auf jeden Fall zu klein.
»Ich verstehe nicht, was die Anordnung soll.« Karn schien halb mit sich selbst zu sprechen. »Das ist ja kein Dorf. Und es gibt keine Felder. Sind das Jäger?«
»Wir können sie fragen, wenn wir nachher alles eingenommen haben«, befand Ruk. »Wir warten, bis es dunkel ist. Und dann noch eine Weile länger. Ich habe keine Lust auf Überraschungen.« Er rieb sich die Schulter. Die Wunde war weitgehend verheilt, aber er spürte sie noch immer.
»Wird schwierig, da ungesehen hinzukommen«, sagte Breg besorgt. »Alles flach wie Ksisas Hintern.«
»Wenn es dunkel ist, wird es einfacher«, entgegnete Ruk halbherzig.
Zum Glück mussten sie nicht lange bis zum Sonnenuntergang warten. Ansonsten hätte Ruk sich wohl noch mit Breg geschlagen, der die ganze Zeit Fragen stellte und redete. Karn war geduldiger, gab Antworten, wo er konnte, und plauderte mit ihm. Als Breg jedoch rückwärts den Hang hinunterkroch, um sich ein Stück entfernt zu erleichtern, seufzte auch Karn auf, froh über den Moment der Ruhe.
»Wie sicher bist du dir?«, fragte Ruk leise.
Karn zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht genau. Es war nicht so wie jetzt. Es… Ich kann es kaum beschreiben. Aber ich denke, es war hier.«
Ruk schwieg einige Momente lang. Sie hatten das Thema kaum angesprochen. Breg hatte einige Male nachgefragt, was Karn immer unwirsch abgewehrt hatte. Eigentlich wollte Ruk ihm Zeit lassen, aber die Zeit lief ihnen jetzt davon.
»Das Ganze ist seltsam«, erklärte er schließlich vorsichtig, darum bemüht, seine Stimme ausdruckslos zu halten. »Deine Träume und so.«
Karn seufzte. »Ich weiß.«
»Woher kommen sie? Ich meine, woher weißt du das alles? Du hast jede Biegung des Flusses vorhergesagt, als ob du hier schon immer jagen würdest.«
»Ich habe sie alle gesehen. Und noch mehr, bis dahin, wo der Fluss endet. Ich habe sein Wasser geschmeckt und jeden Fisch gespürt, der in ihm schwimmt.«
Ruk zwang sich, weiter zu dem Ort zu schauen. Er spürte, wie Karn ihm eine Hand auf die Schulter legte.
»Ich verstehe das auch nicht. Es ist einfach so geschehen.«
»Du wärst fast ertrunken!«
Karn schwieg. Ruk blickte zu ihm hinüber. Die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Mir gefällt das nicht«, stellte Ruk schließlich fest und fügte dann hinzu: »Mir gefällt das Land hier nicht. Mag sein, dass es hier gute Beute gibt, aber das hier ist kein Land für Trolle, egal, was Israk sagt.«
»Wenn die beiden da unten sind, dann müssen wir sie befreien, oder nicht?«
Ruk nickte.
»Und dann ist es doch egal, wie wir sie gefunden haben. Hauptsache, wir haben sie gefunden.«
»Es könnte eine Falle sein«, gab Ruk zu bedenken. »Eleitammagie oder so was.«
»Wäre dann nicht alles klarer gewesen? Und wozu mich fast töten?«
»Was weiß denn ich? Bin ich ein Zauberer?«
Die Haut um Ruks Hörner begann zu kribbeln. Magie war kein gutes Thema. Trolle hassten sie, und kein Troll verstand sie. Magie war für Schwächlinge, die sich dahinter versteckten. Oben in den Bergen gab es sie nicht, aber jeder Troll hatte schon Geschichten gehört. Und keine von ihnen ging gut für die Trolle aus.
»Na, schlagt ihr schon Wurzeln?«, neckte sie Breg, der sich zwischen sie drängte.
Karn hob den Kopf ein Stück und blickte den
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