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Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Titel: Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Rast. Kein Feuer.«
    »Och, warum nicht?« Breg rieb sich den Bauch. »Lecker gebratenes Fleisch und der Wanst von außen und von innen gewärmt. Komm schon!«
    »Nein. Wir wissen nicht, ob es hier nicht Feinde gibt. Zwei Trolle sind verschwunden, und wir müssen davon ausgehen, dass sie irgendwo hier in der Gegend ums Leben gekommen sind. Wir werden vorsichtig sein, bis wir mehr wissen.«
    Karn seufzte. Was sein Bruder sagte, stimmte natürlich, aber die Aussicht auf einige Nächte ohne Feuer reizte ihn nicht.
    Sie liefen zu dem Wäldchen, und Ruk suchte ihnen einen passenden Lagerplatz, umgeben von Buschwerk. Während sie sich hinsetzten und etwas aßen, teilte Ruk sie zu Wachen ein: »Breg, du die erste, ich mache die zweite und Karn dann bis zum Tagesanbruch.«
    Der Abend verlief in einer seltsam gedämpften Stimmung. Ruk und Breg unterhielten sich leise und schmiedeten Pläne für den weiteren Weg. Eigentlich wollte Karn sich daran beteiligen, aber seine Gedanken schweiften immer wieder zu den Erlebnissen des Tages ab. Er war erschöpft vom langen Laufen, und bald ergriff die Müdigkeit auch von seinem Geist Besitz. Es dauerte nicht lange, bis er sich auf dem weichen Waldboden zusammenrollte und die Augen schloss.
    Der Schlaf kam schnell über ihn. Einige kurze Gedankenfetzen noch, unzusammenhängend und ohne Sinn, dann trieb er auf der Dunkelheit davon.
    Doch etwas war in der Finsternis des Schlafes. Ein leuchtendes, helles Band, voller Verlockung schimmernd. Karn versuchte, es zu packen, doch es war weit in der Ferne, nicht direkt vor ihm, wie er zunächst gedacht hatte. Dann fand er sich direkt daneben wieder und erkannte, dass es ein Fluss war, an dessen Ufer er stand. Doch obwohl er nur an dieser Stelle war, entfaltete sich vor seinem inneren Auge der ganze Verlauf des Flusses, all seine Kurven und Schleifen, unzählige Zuläufe, ein gewaltiger See, durch dessen Fluten er floss, und schließlich ein weit verzweigtes Geäst von Flüsschen und Bächen, in das er sich aufspaltete, nur um sich in ein endloses Wasser zu ergießen und sich darin zu verlieren.
    Und dazu die Ahnung von Landschaften, von Ländern jenseits der Ufer, von Steppen und Sümpfen, Hügeln und Ebenen, von Wäldern und Feldern. Es war mehr, als Karn begreifen konnte. Es entzog sich seinem begrenzten Verständnis, und das nicht nur, weil er es nicht kannte. Den Fluss verstand er vollkommen, jede kleine Welle, jede Strömung, jede Biegung, jeden Stein, der über den Grund kullerte. Er spürte die Kraft des Wassers, wie es sich durch Gestein grub, endlos, mühelos, geduldig, ohne auf die Zeit zu achten. Er verstand den Fluss, wie er noch nichts in seinem Leben verstanden hatte. Aber alles jenseits des Wassers blieb neblig, mysteriös, ungewiss. Auch deshalb, weil es so vergänglich war, dass es das Wasser nicht anfocht. Und Karn verstand, denn er war das Wasser, war Welle und Strömung, war Flut und Ufer.
    Verheißungsvolle Anblicke blieben vage und undeutlich. Städte, so groß wie Wälder. Brücken, die sich in unmöglichen Bögen über die Wasser spannten. Ufer, künstlich begradigt, engten die Fluten ein und zwangen sie auf einen falschen Weg, gegen den sie immer wieder ankämpfen mussten. Felder, die das Wasser kannte, die es überflutete und nährte, denen es Leben schenkte.
    Zeit hatte keine Bedeutung. Alles Leben verging, verblasste im ewigen Kreislauf der Jahreszeiten und der Elemente, die sich nach ihnen richteten. Aus Sicht des Flusses war die stolzeste Stadt so schnell wieder verschwunden wie die Mücke, die aus seinen Wassern geschlüpft war.
    Und doch wurde Karns Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Punkt gelenkt. Alles andere war noch da, trat jedoch in den Hintergrund, und er sah zwei Trolle, direkt am Fluss. Sie waren nicht allein. Kleinere Wesen standen um sie, Metall in den Händen. Karn wollte mehr, wollte verstehen, aber es waren mehr Gefühle als Anblicke, gefiltert durch etwas, dessen Verständnis jenseits seines eigenen lag.
    Wasser umspülte Karn, er tauchte daraus auf, raste den Lauf des Flusses entlang, gegen die Strömung, wieder auf einen Punkt zu. Dort waren mehr Trolle. Drei, ihm alle bekannt, aber einer von ihnen– war er selbst!
    Karn riss die Augen auf. Kaltes Wasser umspülte seinen Leib. Seine Brust brannte, sehnte sich nach Luft. Er öffnete den Mund, und Wasser drang in ihn ein. Panisch schlug Karn um sich. Alles war dunkel, es gab kein Oben und kein Unten, nur kaltes Wasser überall, das an ihm zerrte und

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