Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
Vom Netzwerk:
drängte sich vorwärts wie eine einzige brodelnde Masse. Jemand begann laut zu beten. Andere nahmen die Worte auf. Der Anführer rief etwas über die
rurales
, die örtliche Polizei.
    “Wir müssen hier raus”, sagte Gwen, die sich ihm anschloss. “Komm mit mir, Dorian. Bitte.”
    “Sie sind zu weit gegangen”, sagte Dorian. “Nur noch Angst kann sie jetzt aufhalten.”
    “Das glaube ich nicht”, sagte Gwen. “Sie …”
    Ein Stein kam wie aus dem Nichts geflogen und traf sie an der Seite ihres Kiefers. Sie stolperte in Dorians Arme. Er ließ sie vorsichtig auf die Türstufe nieder. Sein Blut pochte heftig in seinem Hals und seinen Schläfen.
    “Es geht mir gut”, sagte sie und wischte sich übers Kinn.
    Aber ihre Stimme war zu einem bedeutungslosen Dröhnen in Dorians Ohren geworden. Er wendete sich zurück an die Menge.
    “Ihr werdet lernen”, sagte er, seine Stimme lauter als alle anderen, “was es heißt, einen
Strigoi
anzugreifen.”
    Einen Moment lang lauschten sie. Ihre Stimmen verstummten und ihre Gesichter erstarrten in einem Ausdruck von Wut und Angst. Dieser Moment war alle Zeit, die Dorian brauchte. Er schritt zwischen sie, schnappte sich ein Gewehr von einem der Dorfbewohner und verknotete es zu einem nutzlosen Klumpen Metall. Er ließ es fallen und griff sich die nächstbeste Fackel, die er wie ein Schwert schwang. Die Menschen zogen sich mit erschreckten Aufschreien zurück. Ihr Anführer brüllte wenig schmeichelhafte Beschimpfungen, und einer der jungen Männer versuchte, mit seiner halb verrosteten Pistole auf Dorian zu zielen. Der schlug die Waffe zur Seite.
    “Wer soll als Erstes sterben?”, fragte er leise. “Du?” Er zeigte mit der Fackel auf einen mittelalten Mann mit einer Narbe auf der Nase. “Du?” Eine Frau, die sich an ihr Kruzifix klammerte, schrie auf, als er es ihr aus der Hand nahm. Er hob es hoch und ließ die Dorfbewohner sehen, dass es ihm keinen Schaden zufügte.
    “Ihr wollt uns umbringen”, sagte er und sah dabei von einem Gesicht zum anderen. “Stattdessen werden viele von euch heute Nacht ihr Leben lassen. Wer zuerst?”
    Ein großer Mann in einem karierten Hemd trat zurück. Andere folgten ihm, bis der Rückzug zu einer Flucht wurde. Fackeln erloschen im Straßendreck, und niemand sprach auch nur ein geflüstertes Wort.
    Aber Dorian war noch lange nicht fertig. Er packte den jungen Mann mit der rostigen Pistole am Saum seines Hemdes und zog ihn zurück. Dann ließ er ihn ein Stück über dem Boden baumeln.
    “Soll ich mit diesem hier anfangen?”, sagte er.
    Die Dorfbewohner hielten an. Eine Frau begann zu weinen.
    “Es ist leicht, einen Menschen umzubringen”, sagte Dorian und sprach wie zu Kindern. “Ich könnte ihm den Hals brechen. Das wäre am gnädigsten. Oder ich könnte ihm das Herz herausreißen.”
    Jemand stöhnte. Die Zähne des Jungen begannen zu klappern.
    “Natürlich”, sagte Dorian, “könnte ich mir auch das Vergnügen gestatten, ihm das Blut aus dem Leib zu saugen.” Er riss den Jungen näher an sich. “Oder will einer von euch sich statt seiner opfern?”
    “
Piedad!”
, rief eine junge Frau.
    Dorian lachte. “Gnade? So wie ihr sie uns erwiesen hättet?”
    “Ja”, sagte eine Stimme an seinem Ellenbogen. “Es ist das Einzige, was uns von dem trennt, was wir fürchten.”
    Gwen stellte sich neben ihn, die Schultern gerade, das Kinn gehoben. “Lass ihn runter, Dorian.”
    “Geh zurück ins Haus, Gwen.”
    Sie bebte, kämpfte aber gegen seinen Befehl an. “Ich kann nicht zulassen, dass du ihn umbringst.”
    Von ihrer Willensstärke erstaunt, lockerte Dorian seinen Griff um den jungen Mann. Der Junge eilte davon. Die Menge brodelte und murmelte. Eine einzelne Stimme kreischte eine Drohung. Der Ruf wurde von den Dorfbewohnern aufgenommen, als ihre Empörung ihnen neuen Mut gab.
    Dorian hielt wieder auf sie zu, aber Gwen war schneller. Sie eilte an ihm vorbei und hielt einige Schritte von dem Anführer und seinen Anhängern entfernt an.
    “Ihr habt nichts mehr von uns zu befürchten”, sagte sie. “Wir verlassen diesen Ort. Wir werden in ein paar Tagen verschwunden sein.”
    Ihr Friedensangebot hatte keinen Erfolg. Ein weiterer junger Mann kam mit der Schrotflinte in der Hand nach vorn gerannt. Er richtete den Lauf auf Gwen und zog ab.
    Dorian stürzte vor. Eine Ladung Schrot streift Gwens Arm, als sie zur Seite auswich. Dorian erreichte den jungen Mann, ehe er die Waffe senken konnte, riss sie ihm aus der Hand und

Weitere Kostenlose Bücher