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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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angekommen waren. Ihre Schuhe waren eine Abwandlung der geflochtenen Ledersandalen, die die meisten Dorfbewohner trugen, und sie hatte ihre Haare mit einem leuchtend grünen Band zurückgenommen.
    Der zehn Meilen lange Fußweg nach Chihuahua war für einen
Strigoi
leicht zu bewältigen. Auch wenn Gwen sich durch ihre Trennung von Dorian ein wenig unwohl fühlte, ging sie nicht langsamer, und sie änderte ihr Vorhaben auch nicht. Die Landschaft wurde immer weniger trocken, je näher sie der Stadt kam. Obstplantagen tauchten auf, Felder und kleine Farmen. Die Berge der Sierra Madre erhoben sich im Westen hinter der Stadt atemberaubend gegen den Himmel.
    Gwen war nicht zum ersten Mal in der Stadt. Zweimal, am Anfang ihrer Zeit in der
Casa
, hatte Dorian sie dorthin mitgenommen, um sie mit den Jagdmöglichkeiten vertraut zu machen. Jedes Mal war sie für die Ablenkung dankbar gewesen. Chihuahua war so lebendig, wie San Luis schläfrig war. Die Farben der Mauern, der Kleidung und der Marktstände leuchteten bunt. Autos gab es nur wenige, genau wie alle anderen modernen Annehmlichkeiten, die jeder New Yorker für selbstverständlich hielt. Dennoch war Chihuahua auf seine eigene Art eine Großstadt, deren Bevölkerung aus Indianern,
Mestizos
, Abkommen europäischer Einwanderer und vereinzelten Touristen für eine faszinierende Mischung aus Menschen und Gebräuchen sorgte.
    Gwen merkte bald nach ihrer Ankunft, dass es sich nicht um eine normale Nacht in der Stadt handelte. Viele der Menschen, an denen sie auf der Straße vorbeiging, waren in besonders leuchtende Farben gekleidet. Die Straßen waren mit Papiergirlanden und Blumen aus Krepp geschmückt, und aus jedem offenen Fenster kam Musik. Die Festlichkeit, die in der Luft lag, hob sofort Gwens Laune.
    “
Carnivale”
, informierte sie ein gedrungener Ladenbesitzer und sprach dann weiter in gutem Englisch. “Eine Feier vor der Fastenzeit, alle Menschen singen und tanzen. Es wird ihnen gefallen,
Señorita
.”
    Vergnügen hätte das Letzte sein sollen, was Gwen jetzt interessierte. Aber die fröhliche Musik der Bands, die freundlichen Stimmen und die lächelnden Gesichter umgaben sie mit Wärme und Menschlichkeit. Eine Zeit lang erlaubte sie sich, zu vergessen, dass sie nicht zu ihnen gehörte und auch nie wieder eine von ihnen sein konnte. Sie erlaubte sich zu vergessen, dass nichts sich wirklich verändert hatte.
    Sie schlenderte durch die hell erleuchteten Straßen und blieb manchmal stehen, um die verfallenen, aber immer noch beeindruckenden Herrenhäuser aus der Kolonialzeit zu betrachten, die an Plätzen lagen, auf denen sich Paare und Straßenmusikanten tummelten. Niemand belästigte sie, und sie verlor bald ihr Zeitgefühl. Die Feier verlangsamte sich kaum, auch nicht in den frühen Morgenstunden. Männer taumelten in Saloons hinein und wieder heraus und klopften sich gegenseitig gut gelaunt auf den Rücken. Improvisierte Umzüge fanden sich auf den Hauptstraßen zusammen und fanden in jedem Haus, an dem sie vorbeizogen, neue Teilnehmer. Die Musikanten wurden lauter, die Tänzer ausgelassener.
    Irgendwann mitten in der Nacht fand Gwen sich auf einem kleinen Platz wieder, auf dem eine Mariachi-Band aus Trompeten, Gitarren und Violinen unablässig Lied um Lied spielte, während Männer und Frauen über die Pflastersteine drehten und wirbelten. Sie stand auf dem Randstein und sah mit echtem Vergnügen zu, als ein gut aussehender junger Mann mit Augen wie Rudolpho Valentino auf sie zukam.
    “
Señorita”
, sagte er mit einer gekonnten Verbeugung, “tanzen Sie?”
    Seine Stimme war angenehm, und sein Lächeln blitzte weiß im Licht der Straßenlaternen. Gwen dachte nur einen Augenblick nach. Sie machte einen kurzen Knicks, nahm seine Hand und ließ sich von ihm auf den Platz führen. Die Band spielte einen Walzer.
    “Wie heißen Sie,
Señorita?”
, fragte ihr Partner, als sie anfingen, sich zu bewegen.
    Es gab auf der ganzen Welt keinen Grund, ihren Namen zu verbergen. “Gwen”, sagte sie. “Und Sie?”
    “Ignacio.” Er versuchte noch eine Verbeugung während des Tanzes, und sie lachte. Ihre Kehle war kaum in der Lage, die richtigen Laute zu produzieren, nachdem sie so viele Tage darauf verzichtet hatte. Sie gab sich ganz dem Walzer hin, genoss das Rauschen ihres Rockes um ihre Beine und Ignacios leichtes, belangloses Geplauder.
    Der Tanz war viel zu schnell vorbei. Ein weiterer begann fast sofort, und Ignacio weigerte sich, sie gehen zu lassen. Gwen war

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