Die dunkle Macht des Mondes
Tomate flog in den kleinen offenen Bereich um Dorian und Gwen und landete mit einem deutlichen Platschen.
Die Frau in der schwarzen Bluse packte die Waffe, die Ignacio hatte fallen lassen, und zielte wild auf Dorian. Gwen dachte nicht nach. Sie ließ die Dunkelheit Besitz von sich ergreifen und packte die Frau am Handgelenk, das sie drehte, bis die Frau vor Schmerz aufschrie und die Waffe fallen ließ. Sie richtete die Waffe auf Ignacios Brust.
“Nein!”, heulte die Frau in Schwarz. Sie klammerte sich an Gwens Rock. Gwen trat nach ihr und starrte Ignacio weiter an. Sie hasste ihn, wie sie noch nie irgendetwas gehasst hatte.
Bis Dorian ihr die Waffe aus der Hand riss und den Lauf an Ignacios Schläfe presste.
Die Welt wurde plötzlich wieder klar. Gwen konnte wieder deutlich sehen. Sie schloss die Augen, atmete tief durch und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf Dorian.
“Komm”, sagte sie.
Dorians Arm begann zu zittern. Die Menge verstummte.
“Komm”, wiederholte Gwen. Sie ging mit wiegenden Hüften auf Dorian zu und ergab sich endlich Gefühlen, die sie nicht mehr zu verleugnen wagte. “Ich will dich, Dorian. Jetzt.”
Er sah sie an wie ein Raubtier, das seine Beute abschätzt. Er leckte sich die Lippen. Ignacio stöhnte leise, und der Geruch von Urin tränkte die Luft.
Gwen legte eine Hand auf Dorians Arm und zog vorsichtig daran. Sie sprach nichts mehr. Worte waren überflüssig, Dorian verstand sie genau. Er steckte die Waffe in den Bund seiner Hose.
“Wo?”, fragte er heiser.
Gwen führte ihn fort, nur darauf bedacht, ihn aus dem Weg zu schaffen. Einige Männer kamen ihnen nach, und Ignacios Frau schüttelte ihre Faust, aber niemand folgte ihnen über die Grenzen des Platzes hinaus.
Gefangen im festen Griff der Lust, die sie nicht kontrollieren konnte, zog Gwen Dorian in eine dunkle Gasse zwischen zwei schmalen Gebäuden. Die Feiernden tanzten und schlenderten und taumelten an der Gasse vorbei, ohne etwas zu merken. Jemand stöhnte hinter einem offenen Fenster über ihnen.
Dorian packte ihre Arme und drehte sie um, sodass sie mit dem Rücken zur Wand stand. Seine Augen waren heiß wie geschmolzenes Metall. Er legte eine Hand in ihren Nacken und presste seine Lippen fest auf ihre.
Gwen wusste, dass er sie, wenn sie nicht schnell zu ihm durchdrang, gleich hier in der Gasse nehmen würde. Das Schreckliche daran war, dass ein Teil von ihr es auch wollte – derselbe Teil, der ihren Hunger nicht von seinem trennen konnte.
“Nicht hier”, keuchte sie, als er den Kuss unterbrach, “wir … suchen uns ein Hotel. Dort kannst du mich haben, Dorian.”
Er starrte ihr ins Gesicht, als suchte er nach Anzeichen für einen Trick. Gwen löste die Kontrolle, die ihr Begehren im Zaum hielt. Dorian zuckte mit großen Augen zurück.
Er spürte es. Er fühlte, dass sie ihn nicht hinterging. Sie konnte sich nicht einmal selbst hintergehen. “Gwen”, sagt er rau. Er senkte seinen Kopf und fuhr mit der Zunge über die obere Kurve ihrer Brust. Gwen stieß ihn von sich, so fest sie konnte. Er trat gerade genug zurück, dass sie zwischen ihm und der Wand hervortreten konnte.
Sie rannte. Er folgte. Die Straßen waren ein lärmendes Labyrinth, Gwen konnte kaum atmen, so sehr wollte sie Dorian. Die ersten zwei kleinen Hotels, die sie fanden, hatten Schilder aufgerichtet, die mitteilten, dass keine Zimmer frei waren. Beim dritten Hotel ging Dorian vor ihr hinein und hatte ein kurzes Gespräch mit dem Besitzer, der ihm hastig einen Schlüssel vorlegte. Dorian nahm Gwen am Handgelenk und zog sie die schmale Treppe in den zweiten Stock hinauf.
Ihr Zimmer war bescheiden, aber sauber, mit einem durchhängenden Bett und einigen klapprigen Möbeln. Die Bettdecke war bereits zurückgeschlagen. Dorian zog Gwen in seine Arme. Die Sprungfedern quietschten, als er sie hinlegte.
Das kann ich nicht machen, dachte Gwen.
Es ist falsch. Alles ist falsch.
Dorian beantwortete ihre unausgesprochenen Gedanken, indem er sie noch einmal küsste und seine Zunge in ihren Mund rammte, während er seine Arme um ihre Schultern schlang. Ihre Zunge begegnete seiner in einem stummen Zweikampf. Sie prallten aufeinander, liebkosten sich, zogen sich wieder zurück.
Sie trennten sich schwer atmend. Gwen riss an Dorians Hemd. Knöpfe flogen in alle Richtungen. Er kniete sich zwischen ihre Schenkel und zog ihre Bluse über ihre Schultern und ihre Brüste. Sie trug keinen Büstenhalter und kein Unterhemd. Ihre Brustwarzen waren hart und
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