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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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schmerzten. Er senkte seinen Kopf und begann daran zu saugen. Gwen krallte ihre Finger in seine Haare und bäumte sich ihm entgegen.
    Von irgendwo außerhalb ihres Körpers sah eine andere Gwen zu – die zivilisierte Gwen, die menschliche Gwen, diejenige, die wusste, wie tief sie gefallen war. Aber diese Gwen hatte keine Macht mehr. Sie konnte nur daneben stehen, als die
Strigoi
ihre Beine spreizte und ermunternd stöhnte, als Dorian ihren Rock über ihre Hüfte schob.
    Dorian löste die Knöpfe an seiner Hose und zog sie herunter. Die Waffe, die er sich in den Bund gesteckt hatte, fiel auf Gwens Hüfte.
    Die zwei Gwens prallten zusammen wie ineinanderrasende Züge. Sie richtete sich auf den Kissen auf und starrte die Waffe an. Dann biss sie sich so hart auf die Lippe, dass Blut kam.
    Sie erinnerte sich an den Augenblick, in dem sie die Waffe auf Ignacios Brust gerichtet hatte. Sie war bereit gewesen, ihn umzubringen. Sie hätte es, ohne zu zögern und ohne Reue getan. Ein weiterer Schritt in die Dunkelheit … nur ein Schritt, und sie wäre wie Dorian geworden.
    Sie trat nach ihm, als sie aus dem Bett kletterte. “Ich kann nicht”, sagte sie. “Ich kann das nicht tun.”
    Dorian kam ihr nach. Sie wusste, dass er nicht aufhören würde, auch wenn sie alle rationalen Argumente der Welt auf ihrer Seite hatte.
    Siehst du es nicht? Wir sind nicht gut füreinander. Ich habe mir die ganze Zeit etwas vorgemacht. Zu glauben, dass ich dir helfen kann, das Monster in dir zu überwinden … Ich lag falsch.
    Hatte Angela ihr nicht gesagt, dass bei einigen
Strigoi
die Verbindung zwischen Meister und Protegé zu einer Art Wahnsinn wurde? Vielleicht war Dorian immer etwas wahnsinnig gewesen, aber nicht so wie jetzt. Er hatte sich nie von dem erholt, was in der Gasse geschehen war. Er hatte für Gwen bereits getötet. Zweimal in ebenso vielen Tagen hatte er fast jemanden umgebracht, und es war wieder für sie gewesen. Sie machte seine Krankheit nur tausendmal schlimmer.
    Und er erschafft meine.
    Solche Worte auszusprechen würde ihn nur wütend machen, falls er sie überhaupt verstand. Er kam auf sie zu, halb nackt, zusammengekauert und bereit zu springen. Verzweifelt arbeitete Gwen sich in einem Kreis zurück zum Bett, wo die Waffe immer noch lag.
    Vielleicht war Dorian schon zu benebelt, um zu wissen, was sie vorhatte. Vielleicht war es ihm egal. Sie stürzte sich aufs Bett und umklammerte die Waffe. Dann drehte sie sich um und richtete den Lauf auf seine Brust.
    “Komm nicht näher”, sagte sie.
    Dorian zeigte seine Zähne irgendwo zwischen einem Knurren und einem Grinsen. “Erschieß mich”, sagte er mit derselben spöttischen Stimme, die er bei Ignacio benutzt hatte.
    Gwen umfasste die Waffe fester und hielt sie ruhig. Es gab nur einen Weg, ihn aufzuhalten, und zwar, ihn zu überzeugen. Ihn davon zu überzeugen, dass sie ihn, ohne zu zögern umbringen würde.
    Sie vertrieb die Angst aus ihren Gedanken und füllte sie mit Hass und all der Wut und der Feindseligkeit, die sie gespürt hatte, nachdem er sie zum Vampir überführt hatte.
    “Glaubst du, ich schieße nicht?”, höhnte sie. “Du hast mein Leben zerstört. Du hast alles genommen, was ich geliebt habe – meine Arbeit, meine Freunde, sogar das Sonnenlicht. Ich habe zugesehen, wie du Menschen mit dem Tode bedroht hast, die nur halb so stark waren wie du. Du bist immer ein Mörder gewesen, Dorian, aber jetzt bist du so weit gegangen, dass man der ganzen Welt einen Gefallen täte, wenn man dich vernichtete.”
    Gwen verstummte, von ihrer eigenen Rede erstaunt. Dorian war ruhig geworden, jeder seiner Muskeln war erstarrt, und sein Gesicht war blank und blass. Sie ging mit kleinen, vorsichtigen Schritten zum Ausgang. Er stellte sich ihr nicht in den Weg.
    Kurz davor, sich zu übergeben, rannte Gwen aus der Tür und blieb auf dem Treppenabsatz stehen. Vor Angst geschwollene Finger fummelten an ihrer Bluse und ihrem Rock. Die kleine perlenbestickte Tasche, die sie sich um die Hüfte gehängt hatte, war noch da. Sie brauchte nur wenig Geld für das, was sie als Nächstes tun musste.
    Sie sicherte die Waffe, steckte sie in den Bund ihres Rockes und ging die Treppe hinunter. Der Hotelbesitzer an der Rezeption sah sie mit stummem Erstaunen an. Gwen wusste genau, wie sie aussah. Es war ihr egal.
    “Telefon”, sagte sie und wählte in der Luft. “
Telefono.”
    “Ah,

!”, sagte der Mann und sah nervös zur Treppe. Er winkte Gwen zu sich und führte sie hinter dem

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