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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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erfüllen. Sammael wusste, dass der Sieg kurz bevorstand.
    Er richtete sich auf und ließ seinen Blick über seine heilige Armee schweifen. “Ihr seid die Auserwählten”, sagte er mit einer Stimme laut wie eine Trompete. “Ihr seid die Racheengel, vom Himmel geschickt, um das Böse zu zerstören, das Kain in die Welt gesetzt hat. Heute Nacht sollt ihr ohne Zögern, ohne Zweifel handeln, denn ihr wisst, dass eure Mission von Micah höchstselbst gesegnet ist.” Sammael hob das in Leder gebundene Buch über seinen Kopf. “Gehet hin und zerstört alles Böse, dann sollt ihr einkehren in das Königreich der Himmel.”
    Die Wachen waren still, doch in ihren Augen leuchtete unantastbarer Glaube. Sammael lächelte und nahm ihre Energie in sich auf wie Messwein.
    “Unsere Brüder innerhalb der Fraktionen haben ihren Teil bereits geleistet”, fuhr er fort. “Heute Nacht haben sie unsere Feinde mit dem Versprechen von Vergnügen und Dekadenz an einen gemeinsamen Ort gelockt. Sie werden keinen Angriff erwarten. Wir haben Hinweise verteilt, die den Verdacht auf menschliche Gangs lenken. Die Polizei ist bestochen worden, damit sie sich nicht einmischt.” Er richtete seinen Blick gen Himmel. “Heute Nacht werdet ihr, meine Krieger, die Höhle des Löwen betreten und den Feinden unseres Herrn die Fangzähne ziehen.”
    Durch die Reihen der Männer lief eine kaum merkliche Bewegung, eine Welle, wie das Ausbreiten großer Flügel.
    Wieder hob Sammael das Buch des Micah und drehte sich langsam um, damit jeder im Raum das Symbol der reinigenden Flamme sehen konnte. “Heute Nacht”, sagte er, “ist erst der Anfang. Unsere Brüder am anderen Ufer des Ozeans werden das Wort von unserem Sieg über die ganze Welt verbreiten. Und Micah soll endlich sehen, wie seine Träume erfüllt werden.”
    Das Flattern unsichtbarer Flügel wurde zu einem stürmischen Rauschen. Einer von Sammaels eigenen Männern erhob seine Stimme. Und die anderen taten es ihm gleich, bis im ganzen Raum ihre Rufe widerhallten.
    “Sammael!”, riefen sie. “Sammael!”
    Nur Dorian schwieg. Er hob seinen Kopf mit großer Mühe, als läge das Joch des Himmels auf seinen Schultern.
    Sammael stieg vom Podest hinab und stellte sich vor seinen Diener. “Denk daran”, sagte er sanft. “Heute Nacht verdienst du dir das Leben deines Protegés. Kämpfe gut, und sie wird leben, auch wenn du es nicht wirst.”
    Er gab Dorian keine weitere Gelegenheit zu sprechen und bedeutete den Wachen, ihn fortzuschaffen. Jetzt mussten sie alle warten. Aber das Warten würde nicht lange dauern, und wenn der Kampf vorüber war, würde es nicht Micahs Sieg sein, an den man sich erinnerte.
    Deine Worte werden ausgelöscht und vergessen sein, dachte Sammael, auch wenn es dafür der Vernichtung jedes Strigoi auf Erden bedarf.
    Als Gwen die Klinke zum hundertsten Mal herunterdrückte, war die Tür nicht verschlossen. Sie gab nach, und Gwen trat vorsichtig auf den leeren Korridor. Sie erwartete eine Falle.
    Es gab keine. Niemand kam, um sie aufzuhalten, sie hörte kein Geräusch, sah keine Bewegung. Da war nichts, was sie aufhielt, während sie den Korridor entlang zur Treppe ging.
    Sie hielt inne und streckte ihre Sinne weit aus. Die Luft selbst berichtete ihr von der Leere, es war, als hätte fast jeder das Gebäude verlassen.
    Es hat angefangen, dachte Gwen.
    Sie hastete die Treppe hinunter. Das Erdgeschoss war ein Labyrinth aus Korridoren und Büros, und eines von ihnen gehörte Sammael. Und irgendwo in diesem Gebäude würde sie Micahs Buch finden, den Schlüssel, um Sammael ein für alle Mal Einhalt zu gebieten.
    Aber die Nacht war bereits hereingebrochen. Sammael war auf dem Weg, Kyril anzugreifen. Und wenn ihre schlimmsten Befürchtungen wahr wurden, dann hatte er Dorian mitgenommen.
    Sie rannte leichtfüßig ans andere Ende des Gebäudes und versuchte, im Kopf ihren ersten Besuch bei Pax zu rekonstruieren. Sie erreichte die Tür, von der sie glaubte, es sei Sammaels, und öffnete sie langsam. Das Zimmer war dunkel, und seine hohen Bücherregale standen wie bedrohliche Wachen um den mit Papieren bedeckten Tisch.
    Lass es hier sein, betete Gwen.
    Sie fing mit dem Schreibtisch an und rüttelte an den verschlossenen Schubladen. Es war einfach, die Schlösser aufzubrechen. Sammael hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass einer seiner treuen Anhänger versuchen würde, sich anzusehen, was auch immer er in seinem Schreibtisch versteckt hielt.
    Aber das Buch war nicht da. Gwen

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