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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes
Autoren: Susan Krinard
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Nase, atmete ein und probierte den Merlot dann anerkennend. Nach einem Augenblick nickte er dem Kellner zustimmend zu, und der Mann füllte auch Gwens Glas.
    Das erste, was Gwen dachte, nachdem sie den Wein getrunken hatte, war, dass er wirklich nicht besser schmeckte als der billige, den sie sich vor ein paar Stunden mit Dorian geteilt hatte. Sie hatte dieses spontane Picknick mehr genossen als ihre letzten paar Mahlzeiten in Manhattans besten Restaurants. Es hatte ihr Spaß gemacht, sich mit einem Mann zu unterhalten, der so unberechenbar und gefährlich war wie ein Sommergewitter …
    Denk nicht an ihn, du liebe Zeit, konzentrier dich auf deinen …
    “Gwen?”
    Sie kam wieder zu sich und lächelte. “Entschuldige, Mitch. Tagträumereien.”
    “Immer noch wegen Hewitts Geschichte?”
    “
Hewitts
Geschichte”, sagte sie mit einem Schnaufen. “Mein Dad war an der Sache schon lange dran, ehe der sie gefunden hat.”
    “Dein Vater, so gut er auch war, hatte einige verrückte Einfälle. Spellman hätte nie zugelassen, dass er ihnen nachging, auch wenn er –” Er unterbrach sich und hustete in seine Hand.
    “Auch wenn er noch am Leben wäre”, vervollständigte Gwen den Satz. “Ich weiß. Aber die Morde passen zu gut in seine Theorien, Mitch.”
    “Ein geheimer Kult aus Bluttrinkern?”, sagte Mitch und versuchte betont, einen spöttischen Unterton in der Stimme zu vermeiden. “Du weißt, das ist kaum wahrscheinlich, Gwen, egal, wie sehr Eamon daran geglaubt hat.”
    “Bei dir klingt es lächerlich”, sagte sie aufgebracht, “aber ich gebe nicht auf, ehe ich nicht beweisen kann, dass er falsch lag – oder richtig.”
    Mitch rieb sich die dünne Falte zwischen seinen Brauen. “Ich wünschte nur, du würdest dir Gedanken über die Konsequenzen machen”, sagte er. “Hewitt kann dir richtig Ärger machen, Gwen. Er hat nie daran geglaubt, dass Frauen etwas bei einer Zeitung zu suchen haben.”
    “Es ist ja nicht so, als hätte man davon noch nie gehört. Es gibt jede Menge Reporterinnen im Feuilleton …”
    “Ich dachte, du willst in der Lokalredaktion arbeiten und die großen Geschichten schreiben?”
    “Das werde ich nie schaffen, wenn ich nicht ein paar Risiken eingehe.”
    Mitchs Mund verzog sich zu einem mauleselartigen Ausdruck, der ihr nur zu sehr vertraut war. “Es gibt Dinge, die eine Frau einfach nicht tun sollte.”
    Gwen unterdrückte den Drang, einfach aus ihrem Stuhl aufzuspringen, und antwortete betont ruhig. “Glaubst du das wirklich, Mitch?”
    “Du weißt, ich unterstütze alle deine Entscheidungen.”
    “Innerhalb gewisser Grenzen.”
    “Ja.” Er sah ihr in die Augen. “Ich will mich um dich kümmern, Gwen. Sogar wenn das bedeutet, dass ich dich vor dir selber schützen muss.”
    “Aber das ist ja genau das Problem. Ich will nicht –”
    Der Kellner tauchte wieder auf, auf seinem Gesicht ein professionelles, blasses Lächeln. “Sind
Monsieur
und
Madame
bereit, zu bestellen?”, fragte er mit einer Verbeugung.
    “Zweimal Filet Mignon, englisch”, sagte Mitch, ehe Gwen eine Gelegenheit hatte, zu sagen, was sie bevorzugte. Sie presste die Lippen aufeinander und starrte auf den Tisch. Die Band begann eine langsame, sinnliche Jazzmelodie, und Mitch stand auf.
    “Darf ich bitten?”, fragte er und bot ihr seine Hand.
    Das letzte, was Gwen wollte, war eine Szene. Sie nahm seine Hand und trat mit ihm auf die Tanzfläche. Er zog sie an sich.
    “Darauf habe ich den ganzen Abend gewartet”, sagte er. Sein Atem kitzelte in ihrem Ohr. “Wir haben uns die letzten paar Wochen kaum gesehen.”
    “Das ist nicht meine Schuld”, sagte sie.
    Seine Stimme klang jetzt wirklich entschuldigend. “Ich wollte dich nicht vernachlässigen. Diese Story erfordert meine ganze Zeit und Aufmerksamkeit. Aber du hattest auch nicht gerade Zeit, wenn ich mal frei war, Gwen.”
    “Soll ich zu Hause warten, bis es dir genehm ist, mich mit deiner Aufmerksamkeit zu beglücken?”
    Er zog sich ein Stück zurück und runzelte die Stirn. “Du klingst verdrossen, Gwen. Das steht dir nicht.”
    “Ich frage mich, warum du dich überhaupt mit mir abgibst.”
    Plötzlich hielt er an. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah ihr in die Augen.
    “Ich gebe mich mit dir ab, weil du die klügste und interessanteste Frau bist, die ich kenne, und noch dazu bist du wunderschön.”
    Gwen sagte nichts. Mitch glaubte wirklich, dass er ihr zur Seite stehen würde, egal für welche Karriere sie sich entschied –
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