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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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schrie, bis ihre Stimme heiser war und ihre Zunge sich anfühlte wie ein Wattebausch.
    Nichts, was sie tat, hatte Wirkung.
    Gwen streckte sich auf seinem Körper aus. Sie schluchzte vor Schreck und Trauer. Sie presste ihre Wange an seine, schloss ihre Augen und zwang sich, so zu tun, als ob. Zu tun, als sei er noch am Leben, als lägen sie, Seite an Seite, an einem wunderschönen Ort und wachten auf, weil Sonnenstrahlen über die Bettdecke wanderten.
    Ein sanftes Kitzeln streichelte ihren Hals. Sie hob den Kopf und bemerkte einen merkwürdigen, kurzen Schmerz an ihrem Schultergelenk. Er verging genauso schnell, wie er gekommen war, und wurde ersetzt durch Hitze und ein angenehmes Gefühl, das sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Ihre Trauer entglitt ihr und löste sich in einem friedlichen Nebel auf.
    “Gwen.”
    Sie seufzte und streckte sich. Angenehme Müdigkeit verstärkte die Illusion, Dorian sprechen zu hören. Wenn das ein Traum war, dann sollte er ruhig weitergehen. Sie wollte spüren, wie seine Arme ihren Kopf wiegten, wie sein Puls wieder kräftig schlug, wie seine Hände ihr Haar berührten.
    “Ich bin hier, Gwen.”
    Der Schleier fiel ihr von den Augen. Sie merkte, dass sie eine beschmierte und mit nicht identifizierbaren Flecken bedeckte Wand anstarrte. Die Oberfläche unter ihr war hart und unnachgiebig.
    Dorians Körper war verschwunden.
    Sie setzte sich auf. Säure brannte in ihrem Hals. Von hinten griff jemand nach ihren Armen. Sie wirbelte auf Knien herum, die Hände zu Fäusten geballt.
    “Gwen”, sagte Dorian, die Augen klar wie frisches Wasser, “es ist alles in Ordnung.”
    Ihr Herz blieb stotternd stehen. “Sie – oh, mein Gott –”
    “Ja.” Er legte seine hohle Hand an ihre Wange. Sie starrte ihn an und konnte die Verwandlung doch nicht begreifen. Sein Gesicht war immer noch mager und seine Haut durch tiefe Falten gezeichnet. Aber die blutigen Schnitte waren verschwunden, sein Blick war ruhig und seine Stimme, oh, seine Stimme …
    “Ich wollte nicht gerettet werden”, sagte er, “aber Sie haben es dennoch getan.”
    Alle Kraft wich aus Gwens Beinen. Dorian setzte sie sanft auf den unebenen Boden. Er war ungewöhnlich sanft, mehr, als er je zuvor zu ihr gewesen war. Aber aus seinem Blick sprach nichts als Trauer.
    “Sie lagen im Sterben”, sagte sie und stolperte über ihre Worte, “ich habe gesehen …”
    “Ja”, sagte er wieder. “Es ist möglich, dass der Körper leblos aussieht und dennoch weiter funktioniert.”
    Gwen war nicht in der Lage zu widersprechen. Sie richtete sich langsam auf und hatte dabei Angst, dass sie sich in seine Arme werfen und sie damit beide peinlich berühren würde.
    “Sagen Sie mir”, sagte sie, “sagen Sie mir, warum. Warum sind Sie weggelaufen? Warum haben Sie zugelassen …” Der Kloß in ihrem Hals drohte zu noch mehr verräterischen Tränen zu zerschmelzen. “Was war so schlimm, dass Sie es nicht ertragen konnten weiterzuleben?”
    Er ließ seine Hände von ihren Schultern fallen. “Sie würden meinen Tod auch wollen, wenn Sie es wüssten.”
    “Idiot.” Sie lachte, halb wahnsinnig vor Erleichterung. “Ich könnte Sie niemals hassen.”
    “Sie sind überhaupt nicht vernünftig, Miss Murphy.”
    “Oh … Gwen, sagen Sie endlich
Gwen
, verdammt noch mal.” Sie griff nach seinen Händen, fuhr mit den Fingern über die Adern und Sehnen, die unter seiner Haut hervorstanden. “Sagen Sie es mir. Erleichtern Sie Ihr Gewissen, ehe Sie …”
    Sie merkte, dass er ihre Lippen anstarrte und dass ein Muskel in seinem Mundwinkel zuckte. Sie zog sich zurück.
    “Ich werde nicht darauf bestehen”, sagte sie, “nicht nach dem, was Sie durchgemacht haben. Und was den Krankenwagen angeht …”
    Sein scharfer Blick ließ sie, was das anging, verstummen. “In Ordnung”, sagte sie, “aber Sie müssen zu einem Arzt.”
    Er schüttelte den Kopf, und sie merkte, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen konnte. “In dem Fall kommen Sie mit zu mir in die Wohnung”, sagte sie, “Sie können im Bett bleiben, bis Sie sich ganz erholt haben.”
    “Das wäre alles andere als vernünftig.”
    “Klar. Das hab ich alles schon gehört.” Sie stand auf, belastete vorsichtig ihre Beine und fragte sich, wie sie ihm am besten helfen konnte aufzustehen. “Ich würde Sie tragen, wenn ich könnte, aber das ist ganz offensichtlich nicht möglich.”
    Er legte seine Hände flach auf den Boden und drückte sich ab. Der erste Versuch misslang ihm, aber als

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