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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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rollte sich auf die Seite, zu schwach, um sich gegen seinen Angreifer zu wehren. Es machte weiter. Klauen zerrissen sein Hemd und gruben sich in seine Haut.
    “Nein”, sagte er, “lass mich in Ruhe.”
    “Niemals.”
    Der Schlag brannte in seinem Gesicht wie ein Schwarm wütender Bienen. Instinktiv griff er nach dem Ding, das ihm wehtat. Seine Finger schlossen sich um zartes Fleisch. Er drückte zu, was einen vollkommen menschlichen Schrei zur Folge hatte.
    Er öffnete die Augen. Das Gesicht über ihm war ein verschwommener Fleck, gekrönt von einem Flammenkranz. Ein Racheengel, gekommen, um ihn in die Hölle zu ziehen.
    “Dorian”, flüsterte sie, “bitte. Ich bin es, Gwen. Hören Sie mir zu.”
    Seine Sinne wendeten sich gegen ihn. Er konnte den Duft ihrer sauberen Haut und ihres Parfüms nicht ausblenden, konnte den Schlag ihre Herzens, den er so gut kannte wie seinen eigenen, nicht auslöschen.
    “Gwen.” Seine Stimme war selbst für seine eigenen Ohren kaum hörbar. “Geh weg.”
    Sie beugte sich näher zu ihm. Seine Stärke versagte. Er ließ sie los und wusste, dass er keine Chance hatte, sie zum Gehen zu zwingen. Alles, was er tun konnte war, zu betteln.
    “Bitte”, sagte er, “Sie können … nichts tun.”
    Gwen hörte ihm angstvoll zu und wollte es doch nicht glauben. Die Kreatur unter ihr hatte kaum Ähnlichkeit mit dem Mann, den sie gekannt hatte. Seine Haut war aufgesprungen, jede Wunde gerahmt von getrocknetem Blut, seine Augen tief in ihren Höhlen, sein Körper merkwürdig ausgezehrt, als würde er sich vor ihren Augen auflösen.
    Er lag im Sterben. Und er wollte es.
    “Dorian”, flüsterte sie, “warum?”
    Er wendete den Kopf zur Seite und tat die Frage damit ab. Tat Gwen damit ab.
    “Zwei Wochen”, sagte sie, überzeugt, dass sie nur weiterreden musste, damit er sogar gegen seinen Willen am Leben festhielt. “Ich habe überall gesucht. Walter konnte mir nur sagen, wo Sie früher einmal gewohnt haben. Das hat nicht gereicht. Ich musste in jede Mietskaserne und in alle Spelunken, musste mit Leuten sprechen, denen ich nicht so weit vertrauen würde, wie ich sie werfen kann … und das hier ist meine Belohnung.”
    Die scharf gezeichneten Muskeln in seinem Kiefer spannten sich. Er hörte ihr zu. Sie berührte seine Schulter mit größter Vorsicht und hatte doch Angst, dass sein Fleisch unter dem geringsten Druck auseinanderfallen würde.
    “Ich weiß nicht, was mit Ihnen geschehen ist”, sagte sie, “aber wenn Sie glauben, dass ich meine Zeit verschwendet habe, nur um Sie hier sterben zu sehen, dann können Sie was erleben.”
    Die Andeutung eines Geräusches entkam seiner Brust. Sie glaubte, es könne Lachen sein.
    “Zu spät”, sagte er. “Die Schuld ist … getilgt.”
    “Einen Dreck ist sie.” Gwen sah sich in dem verwahrlosten Raum um und überlegte, wie sie ihn in den Eingangsbereich ziehen konnte, ohne ihn zu verletzen. “Können Sie aufstehen?”
    Der Atem rasselte in seiner Brust. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie war kurz davor, ihren Magen zu entleeren … Nicht, dass sie viel Appetit gehabt hatte, seit Dorian vermisst wurde.
    “Wenn Sie sich nicht bewegen können”, sagte sie, “dann hole ich einen Krankenwagen.”
    Sein Körper bäumte sich auf. Er rollte sich zur Seite. Seine Augen waren eher rot als grau. “Keinen … Arzt”, sagte er.
    “Sie lassen mir keine Wahl.” Sie stand auf. Er zitterte vor Anstrengung, als er nach ihrer Hand griff.
    “Lohnt … nicht.” Dickes, dunkles Blut troff aus seinem Mund. “Ich … bin für niemanden gut.”
    Oh, Gott
. Tränen liefen über ihre Wangen. “Für mich sind Sie es”, flüsterte sie.
    Seine Augen rollten sich unter seine Lider zurück, und er sackte zusammen. Gwen fiel auf die Knie und legte ihren Kopf auf seine Brust. Sein Herzschlag hatte sich zu einem unregelmäßigen Klopfen verlangsamt, wie Wasser, das aus einem undichten Wasserhahn tropft.
    “Was Sie auch getan haben”, sagte sie, “das hier ist es nicht wert. Bitte, Dorian.”
    Sie spürte seine Hand auf ihrem Haar. “Lebwohl.”
    Er nahm einen Atemzug, dann noch einen. Seine Brust bewegte sich nicht mehr unter ihrer Wange. Sein Herz hörte auf zu schlagen.
    “Nein!” Gwen setzte sich auf und schlug mit den Fäusten auf Dorians Brust ein. Nichts. Ihre Tränen fielen so schnell, dass sie ihn kaum noch sehen konnte. Sie schüttelte ihn und nahm diesmal keine Rücksicht auf die geschundene Haut unter seinem zerrissenen Hemd. Sie

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