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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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Tod gehangen hatte. Angst, die Dorian auf der Jagd nach Raouls Feinden tausend Mal gesehen hatte. Mit einer einzigen Drehung seiner Hand hätte er dem Jungen den Hals brechen können.
    Walter hatte eine wunderliche und naive Erklärung für Dorians derzeitige Stimmung vorgeschlagen.
Du magst sie, Dory, und du willst es immer noch nicht zugeben. Deshalb fühlst du dich aufgedreht wie ein Brummkreisel. Kannst nicht aufhören, an sie zu denken, willst es ihr aber auch nicht sagen.
    Aber der alte Mann lag falsch. Der Neumond löschte die Hemmungen, die es Dorian gestatteten, in der menschlichen Welt zu funktionieren, aus. Aber in jeder mondlosen Nacht wurde nur betont, was sich bereits in Dorians Seele befand, wenn er denn überhaupt eine Seele besaß. Sein Innerstes blieb unverändert. Er war ein Mörder gewesen und er blieb ein Mörder.
    Das Klopfen an der Tür war so leise, dass Sammael es fast ignoriert hätte. Dann sah er von den Rechnungen, die vor ihm auf seinem Schreibtisch ausgebreitet lagen, auf und seufzte.
    “Herein.”
    Vida schlich mit einem zurückhaltenden Lächeln in den Raum. Ihr weiches Haar lag wie feine schwarze Daunen um ihr Gesicht. “Es tut mir leid, Euch stören zu müssen, Sammael”, sagte sie.
    “Du störst mich nicht, mein Kind”, sagte Sammael und erwiderte ihr Lächeln. “Belastet dich etwas?”
    Sie sah hinab auf ihre schlichten, flachen Schuhe und nickte. “Ich … ich habe einen Teil Eurer heutigen Predigt nicht verstanden.”
    Sammael bedeutete Vida, den Stuhl vor seinem Tisch zu nehmen. “Und welcher Teil mag das gewesen sein?”
    Sie sah ihm mit dem Eifer einer frisch Konvertierten in die Augen. “Micah war so ein wundervoller Mann. Er hat von Frieden gesprochen und Freiheit von der Dunkelheit.”
    “Seine Lehren haben es Pax gestattet zu erblühen”, sagte Sammael.
    “Ja. Aber heute … als Ihr aus dem Buch vorgetragen habt …” Sie schluckte. Die zarte Haut an ihrem Hals bebte. “Hat Micah wirklich gesagt, dass jeder, der sich uns nicht anschließt, verdammt ist?”
    Sammael legte seine Hände auf dem Schreibtisch zusammen und ließ das Mädchen keines seiner Gefühle erkennen. “Scheint dir dies eine schwere Lektion, mein Kind?”, fragte er sanft.
    “Nun ja …” Sie senkte ihren Blick. “Ja. Es klingt so gar nicht nach Micah.”
    Sammael stand auf und ging um den Tisch herum. “Als Micah gestorben ist”, sagte er, “hat er mir die große Last vermacht, seine großartige Arbeit weiterzuführen. Und er hat mir gesagt, dass seine Lehren mit großer Sorgfalt verbreitet werden müssen, damit sie nicht missverstanden werden.” Er berührte kaum merklich Vidas Haar. “Deshalb können nur diejenigen, die alle Stufen der Initiation vollendet haben, alle großen Wahrheiten erfahren, die Micah in seinem langen Leben aus Gebet und Meditation erfahren hat.”
    Vida rang ihre Hände in ihrem Schoß. “Ihr meint … es gibt Dinge in seinem Buch, von denen ich … von denen wir nichts wissen.”
    “Ganz genau.” Er nickte wohlwollend und kehrte hinter seinen Schreibtisch zurück. “Es gibt einen Grund für diese Vorsicht. Jeder Schritt des Weges verlangt großen Mut und große Hingabe. Und während wir innerhalb von Pax wachsen, bereiten wir uns darauf vor, alles zu lernen, was Micah uns beibringen kann.”
    Das Mädchen schwieg ein Dutzend Herzschläge lang. “Ich nehme an, das bedeutet, ich bin noch nicht bereit.”
    “Nicht für Micahs letzte Lehren, nein. Aber du hast die erste Prüfung bestanden. Du bist jetzt eine Mediantin, und deshalb wurde es dir gestattet, tiefer in Micahs Gedanken über die Erlösung einzutauchen.”
    Die Standuhr an der Wand hinter dem Tisch tickte im Gleichtakt mit den Worten, die Vida nicht auszusprechen wagte. Endlich stand sie auf, ihre Hände immer noch vor sich gefaltet.
    “Danke, Bruder Sammael”, sagte sie, ohne ihm in die Augen zu sehen. “Ich verstehe es jetzt viel besser.”
    “Sehr gut, Vida. Ich hoffe, du kommst jedes Mal wieder, wenn du solche Fragen hast.”
    “Ja. Ich danke Euch.” Sie schlüpfte noch leiser aus dem Zimmer, als sie eingetreten war. Sammael starrte die geschlossene Tür mit zusammengekniffenen Augen an.
    Habe ich deine Zweifel gestillt, Schwester Vida? Ist es möglich, dass jemand wie du mich hintergehen könnte?
    Die Absurdität einer solchen Annahme brachte ihn fast zum Lachen. Es würde keinen Betrug geben. Er hatte jede Vorsichtsmaßnahme gegen eine solche Möglichkeit getroffen. Seine Geheimnisse

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