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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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Persönlichkeit schieben. Wenn ein
Strigoi
einen Spender erst mehr als einmal gebissen hatte, dann konnte die zeitlich begrenzte Verbindung aus Lust, die das Trinken für den Menschen so angenehm machte, leicht ins wirkliche Leben herüberwirken.
    Egal, mit dieser besonderen Gefahr würde er weiterhin umgehen können. Die andere war viel problematischer. Gwen hatte die Grenzen der Freundschaft endgültig übertreten und war ins Reich der Schwärmerei übergegangen. Sie konnte nicht wissen, dass die dauerhafteren Bindungen, die seine Art mit Menschen einging, schwer zu begreifen wären für jemanden, der sie nicht kannte. Jemanden, der an Liebe dachte, an Heirat und eine traditionelle menschliche Familie.
    Liebe war ein Wort, das den
Strigoi
selten über die Lippen kam und selbst dann selten ernst gemeint. Es war nur ein weiteres Mittel, um einen Protegé in den Einfluss des Vampirs zu ziehen. Einige
Strigoi
ließen sich zu einer zweckmäßigen Umwerbung herab, aber die Verbindung zwischen Vampir und Protegé konnte, im Gegensatz zur menschlichen Ehe, nicht gebrochen werden, es sei denn, der Meister starb. Sie konnte viele Menschenleben überdauern. Und sie konnte die Hölle sein für den Mann oder für die Frau, die das Unglück hatten, in den Bann eines grausamen Meisters zu gelangen.
    Gwen würde eine solche Bindung nie akzeptieren, auch nicht eine, die in wirklicher Zuneigung begründet war. Wenn sie glaubte, Dorians romantische Aufmerksamkeit zu wollen, dann nur, weil sie die Konsequenzen nicht begriff. Und Dorian hatte nicht vor, sie ihr zu erklären.
    Ich könnte dir sagen, dass ich dich sehr schätze, dass ich deinen Körper attraktiv finde, dass ich ihn gerne genießen würde, wenn eine solche Liaison nicht mehr als Vergnügen und Entspannung bedeutete. Aber du bist nicht geschaffen für so oberflächliche Begegnungen, Gwen. Für dich muss es Hingabe sein und vollkommene Ehrlichkeit. Du kennst keinen anderen Weg.
    Und
er
wusste nicht, wie er etwas anderes sein sollte als das, was er war.
    Seine Schuhe machten kein Geräusch, als er sein Zimmer betrat. Er zog seinen Mantel und seinen Hut aus und ging dann ins Nebenzimmer, um nach Walter zu sehen. Der alte Mann lag friedlich schnarchend auf seinem Rücken, die Hände über der Brust gefaltet. Alle Zeichen seiner Krankheit waren verschwunden.
    Dorian kehrte in sein Zimmer zurück, zog sich aus, schlug die Bettdecke zurück und saß bewegungslos in der Dunkelheit. Ruhiges Warten war etwas, an das er sich in all seinen Dienstjahren gewöhnt hatte. Er hatte seine freie Zeit oft lesend verbracht, aber er hatte seine wenigen Bücher zerstört, als er das Lagerhaus verlassen hatte, und Ersatz hatte er noch keinen besorgt. Er interessierte sich nicht für das Radio, mit dem Gwen ihn ausgestattet hatte, und auch die Spelunken der Umgebung zogen ihn nicht an.
    Er hatte sich nie, wie es normalerweise für
Strigoi
üblich war, zu anderen seiner Art hingezogen gefühlt. Das Wort “Einsamkeit” war nie Teil seines Wortschatzes gewesen.
    Sogar für Vampire war “nie” ein gefährliches Wort.
    “Dachte ich doch, dass du zurück bist.”
    Walter kam ins Zimmer und kratzte sich gedankenverloren an der Brust. “Bist du bei Gwennie gewesen?”, fragte er.
    Dorian hatte es schon lange aufgegeben, die unfehlbare Fähigkeit des alten Mannes, seine Gedanken zu erraten, infrage zu stellen. “Ja”, sagte er.
    “Wie geht es ihr?”
    “Gut.”
    “Das ist gut. Das ist wirklich gut.” Walter sah sich sehnsüchtig im Zimmer um. Zweifellos wünschte er sich, dass aus dem Nichts eine billige Flasche Gin auftauchte. Er setzte sich ans Fußende des Bettes. “Und was ist eigentlich mit dir los? Ist die Arbeit nicht gut?”
    “Sie ist durchaus akzeptabel.”
    “Liegt es an der Pension hier? Nichts Schickes, klar, aber doch besser als am Fluss.”
    “Ich widerspreche dir nicht.”
    Walter rieb sich den zwei Tage alten Bart. “Na, dann bleibt nur noch eins. Du magst sie, Dory, und du willst es immer noch nicht zugeben. Deshalb fühlst du dich aufgedreht wie ein Brummkreisel. Kannst nicht aufhören, an sie zu denken, willst es ihr aber auch nicht sagen.”
    Dorian sah Walter in die Augen und warnte ihn mit einem Blick, der normalerweise ausreichte, um Menschen zu wimmerndem Aufgeben zu zwingen. “Dieses Gespräch hatten wir schon.”
    “Und ich nehme an, wir werden es immer wieder haben, bis du vernünftig wirst.” Der alte Mann beugte sich zu Dorian. “Sie ist ein tolles

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