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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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verglichen mit denen, die gerettet werden können, wenn ich Erfolg habe.”
    Er sah ihr in die Augen und hielt sie mit der unheimlichen Kraft seines Blickes gefangen. “Mir ist es wichtig.”
    Oh, Gott.
“Wenn das stimmt, dann helfen Sie mir. Oder weigern Sie sich, weil Sie Ihre alten Kollegen beschützen wollen?”
    Er biss seine Zähne so fest zusammen, dass sie sehen konnte, wie sein Kiefer sich anspannte. Sie wusste, wie ungerecht es gewesen war, ihn zu beschuldigen. Aber sie konnte jetzt nicht weich werden. Sie hatte es mit einem Mann zu tun, der am Rande der Verdammnis stand.
    “Hewitt wird nicht lockerlassen, wissen Sie”, sagte sie schließlich. “Er wird erst mal glauben, neue und nützliche Informationen erhalten zu haben, aber wenn Sie falsch sind, findet er das früher oder später heraus.”
    “Haben Sie vor, ihm zu sagen, was Sie gehört haben?”
    Gwen wusste sehr genau, dass sie das tun sollte. Aber wenn Hewitt der falschen Spur folgte, würde sie selbst mehr Zeit haben, ungestört dem richtigen Pfad nachzugehen.
    “Es ihm zu sagen würde ihn in noch größere Gefahr bringen, stimmt’s?”
    “Ja.”
    “Auch wenn Romana behauptet, ihr Boss habe nichts zu verbergen?”
    “Auch dann.” Er kam auf sie zu und legte Zurückhaltung und Demut ab wie ein unbequemes Kleidungsstück. “Sie müssen vergessen, dass Sie Romana je gesehen oder gehört haben.”
    “Sie wissen, dass ich das nicht kann.”
    “Sie können. Hören Sie auf damit, Gwen.”
    “Ich nehme keine Befehle an, auch nicht von ehemaligen Vollstreckern.”
    “Sie könnten mehr herausfinden, als Sie jemals wissen wollten.”
    “Wenigstens arbeite ich für die gute Seite und knalle keine Menschen des Geldes wegen ab.”
    Er zuckte zurück, als hätte sie ihm über den Schreibtisch hinweg eine Ohrfeige verpasst. “Glauben Sie, was Sie wollen”, sagte er heiser, “aber merken Sie sich meine Warnung. Vergessen Sie, was Sie heute Nacht gehört haben.” Er drehte sich zur Tür. “Gute Nacht, Gwen.”
    “Dorian …”
    Aber er war bereits aus der Tür gegangen, und sie konnte sich nicht überwinden, ihm nachzulaufen.
    Sie zog den Stuhl wieder hervor und lies sich darauf fallen. Alle Kampfeslust war aus ihr gewichen. Sie hatte Dorian Dinge gesagt, die aus Schock, Schmerz und Frustration herrührten, nicht aus Fakten. So seltsam es auch schien, sie hatte es tatsächlich geschafft, ihm wehzutun. Er wollte sie wirklich vor den Leuten beschützen, von denen er wusste, dass nichts sie davon abhalten konnte, ihre Geheimnisse zu bewahren.
    Und was, wenn er recht hatte? Was, wenn sie wirklich mehr herausfand, als sie erwartete? Die Morde mussten nicht die Arbeit einer ausgedachten Sekte sein. Es gab viele korrupte Politiker in Manhattan, ganz zu schweigen von kompletten Polizeirevieren, die von Schwarzbrennern und sonstigen Gaunern bezahlt wurden. Die Gesichter der Opfer waren zu zerstört gewesen, um ihre Identität zweifelsfrei festzustellen. Vielleicht waren sie gar nicht bloß Opfer der Bandenkriege.
    Wenn er irgendetwas von dem mit Sicherheit wüsste, hätte er es mir gesagt. Er hätte es mir gesagt.
    Gwen legte ihre Wange auf ihre verschlungenen Arme. Es wäre so einfach, sich von dem, was sie in dieser Nacht erfahren hatte, lähmen zu lassen. So leicht, einfach aufzugeben und zu ihren ungefährlichen und normalen Aufgaben zurückzukehren.
    Aber sie hatte Dorian gesagt, dass sie nicht aufgeben würde, und sie meinte es auch so. Still in einer Ecke zu sitzen und vor Angst zu zittern wäre ihrem Vater nicht eingefallen, und sie würde es ebenfalls nicht tun.
    Sie nahm ihren Mantel, Hut und Schal, schaltete das Licht aus und eilte aus der Tür. Sie ging mehrere Häuserblocks, so schnell sie konnte, und hielt erst am Fuße einer breiten Steintreppe an, die zu den schweren Eichentüren der Kirche von St. Albert’s führten.
    Das Kirchenschiff war ruhig, nur wenige Männer und Frauen beteten für ihre Lieben oder baten Gott um einen Gefallen für ihr eigenes Leben. Votivkerzen brannten auf einem Tisch neben den Kirchenbänken, und mildtätige Heilige sahen aus ihren Buntglasfenstern zu ihnen herab.
    Gwen bekreuzigte sich, zog ihren Schal über ihr Haar und suchte sich eine leere Bank. Sie setzte sich und sah für eine Weile nur auf das Kreuz, das über dem Altar hing.
    Sag mir, was ich tun soll, betete sie.
Ich will ihm vertrauen. Ich will vergeben …
    “Miss Murphy”, sagte eine tiefe Stimme. Sie richtete sich auf und sah in das Geicht

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