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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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Körpern, der um ihn herum tobte. Dorian hielt auf ihn zu. Pietro wich zurück, drehte sich um und floh aus dem anderen Ende der Gasse.
    Die Erinnerung an Melchiors erstauntes Gesicht hatte sich in Dorians Gehirn eingebrannt. Pietro würde bezahlen. Aber unter dem Trommelschlag der Wut lag die kalte, klare Note der Vernunft. Pietro war nicht nur aus Feigheit weggerannt. Er musste zum Ziel gehabt haben, Dorian von seinen Männern wegzulocken. Und das würde er nur tun, wenn er selbst einen Hinterhalt geplant hatte.
    Dorian kümmerte das nicht mehr. Sein Zögern dauerte weniger als eine Sekunde. Er rannte los und schleuderte zwei von Pietros Vollstreckern mit einer einzigen Handbewegung aus dem Weg.
    Sobald er das Ende der Straße erreicht hatte, sah er, wie gründlich er in die Falle gelockt worden war. Pietro und ein halbes Dutzend Vollstrecker warteten dort auf ihn. Sie waren entspannt und zuversichtlich, und jeder von ihnen war schwer bewaffnet. Nicht einmal ein streunender Hund oder eine Ratte bewegte sich noch, und die Menschen, die in den maroden Mietshäusern, die die Gasse säumten, hausten, waren schon lange an die plötzlichen Gewaltausbrüche gewöhnt und blieben hinter ihren verschlossenen Türen verschanzt.
    Pietro lächelte und schob seine Maschinenpistole von einer Schulter auf die andere. “Ich war mir nicht sicher, ob du den Köder schlucken würdest”, sagte er, “aber du hast dir in letzter Zeit einen Ruf erworben, Dorian. Du bist wie ein Tier geworden, wild und ohne Verstand.”
    Dorian stand ganz ruhig da, die Hände locker an seinen Seiten. “Und wie unterscheidet mich das von den anderen
Strigoi
?”
    Pietros schwarze Augen glänzten hart wie Onyx. “Du hattest einst den Ruf, eine gewisse Zurückhaltung zu besitzen. Was ist geschehen?”
    “Nichts, was dich oder deinen Meister interessieren würde, Pietro.”
    “Aber ich bin neugierig. War es Raouls Tod? Ich weiß noch von anderen, die nicht mehr ganz richtig waren, nachdem der Bund durchtrennt war.”
    “Du selbst hast die Erfahrung offensichtlich unbeschadet überstanden.”
    “Ich habe Raoul verachtet. Ich habe ihm nur gedient, weil mir keine andere Wahl blieb. Du bist immer seine Kreatur gewesen.”
    Dorian zitterte, als ein Hagelsturm der Erinnerungen auf ihn niederging. Raoul, der ihn im Schlachthaus gerettet hatte. Seine Umwandlung. Sein erster erfolgreicher Auftrag. Seine wachsende Ernüchterung. Die Entscheidung, die sein Leben verändert hatte – und das jedes
Strigoi
in Manhattan – für immer.
    “Ja”, sagte er. “Ich hätte mit ihm sterben sollen.”
    “Ich werde dir diesen Wunsch gern erfüllen.” Pietro ließ den Lauf seiner Waffe in seine andere Hand sinken. “Du könntest mir fast leidtun, wenn ich glauben würde, dass du deinen Verstand ganz an den Wahnsinn verloren hast. Aber du weißt, was du tust.” Er sah die Straße hinauf und bemerkte das Geräusch eines näher kommenden Wagens. “Es ist ein Jammer, dass du deine Fähigkeiten nicht nutzen konntest, um für die guten
Strigoi
zu kämpfen. Kyril ist nicht besser als Raoul. Wenn er nicht aufgehalten wird, wird er uns alle mit seiner sinnlosen Gewalt vernichten.”
    “Wird Christof so viel besser sein?”
    “Eine Kreatur wie du würde den Unterschied kaum erkennen.”
    “Du würdest nicht zögern, jeden einzelnen von Kyrils Anhängern umzubringen, damit dein Meister an die Macht kommt.”
    Pietro scharrte mit den Füßen. “Es gibt keinen anderen Weg.” Er deutete auf den großen, grobschlächtigen Vollstrecker neben ihm. “Bring ihn schnell um, und lass seine Leiche als Warnung liegen.”
    Das Gesicht des Vollstreckers war versteinert vor Hass. Er wartete, bis Pietro und seine Männer in der Nacht verschwunden waren, und hob dann seine Waffen.
    “Ich würde dich langsam sterben lassen, wenn ich könnte”, sagte der Vollstrecker, “aber Befehl ist Befehl.”
    Er zielte. Ein Taxi bog in die Straße ein und hielt etwa einen Häuserblock entfernt am Straßenrand. Eine junge Frau stieg aus und bezahlte den Fahrer. Beide merkten noch nicht, was ein paar Meter entfernt von ihnen geschah.
    Gwen.
    Der Schock kostete Dorian die schnell verrinnenden letzten Sekunden, die er zum Fliehen oder Angreifen hatte. Er warf sich zur Seite. Der Kugelhagel traf ihn in die Brust statt in den Kopf. Er fiel auf die Knie, blind vor Schmerz. Die Schritte des Vollstreckers schienen auf dem Straßenbelag widerzuhallen. Er presste den Lauf seiner Waffe gegen Dorians

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