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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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jagten sie nicht zu nah beieinander, weil sie befürchteten, entdeckt zu werden.
    Er ging schnellen Schrittes los, und die Haare in seinem Nacken bebten, als er ein Taxi suchte, das ihn zurück zu Gwens Hotel bringen würde.
    Mitch sah todernst aus. Er platzte in Gwens Zimmer, untersuchte alle Ecken und Winkel wie ein Polizist, der einen Tatort absichert, und kam endlich in der Mitte des Raumes zum Stehen.
    “Bist du allein?”, fragte er.
    Gwen bemühte sich, ruhig zu bleiben. Sie hatte Mitch nicht so schnell zurückerwartet. Dorian war erst vor etwa einer Stunde gegangen, und sie hatte sich noch lange nicht erholt. Ihr Körper tat entweder weh oder war so voller Energie, dass sie die Wände hätte hochgehen können.
    Ein Blick in Mitchs Augen, und sie wusste, dass sie sich schnell zusammenreißen musste.
    “Ehrlich, Mitch”, sagte sie so leichthin, wie sie konnte, “du hast mir nicht mal die Chance gegeben, dich anzurufen.”
    Er ignorierte sie, ging ans Fenster und riss die Vorhänge auf. “Er war vorhin bei dir, oder nicht?”
    “Wie bitte?”
    “Lüg mich nicht an, Gwen. Ich habe ihn aus dem Hotel kommen sehen und bin ihm nachgegangen.”
    Gwens Gefühle überschlugen sich so schnell, dass sie sie fast nicht festhalten konnte. Schuld, weil sie ihn getäuscht hatte, Bedauern, dass Mitch die Wahrheit herausgefunden hatte, ehe sie sie ihm sagen konnte. Wut, dass er sich immer noch in ihr Leben einmischte.
    Wut gewann. “Ich habe genug davon, Mitch. Du hast keine Kontrolle über mein Leben. Die hast du nie gehabt.”
    Er warf seinen Hut aufs Bett und riss sich den Mantel vom Leib. “Vielleicht sollte ich fragen, welche Art von Kontrolle Dorian Black über dich hat.”
    “Ich schulde dir eine Erklärung, Mitch, aber ich werde nicht –”
    “Ist es dir jemals in den Sinn gekommen, dass
er
vielleicht mit dem Anschlag zu tun hatte?”
    Sie hatte schon eine wütende Antwort parat, verkniff sie sich aber. Mitchs wilde Anschuldigungen hatten sie erstaunt, auch wenn sie wusste, dass sie nicht überrascht sein sollte. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, wann er genug über Dorian herausgefunden hätte, um einen kriminellen Hintergrund zu vermuten. Nur weil
sie
nicht versucht hatte, Dorians Vergangenheit aufzudecken, bedeutete das nicht, dass niemand es konnte. Seine Mitgliedschaft in Raouls Gang konnte kein gut gehütetes Geheimnis gewesen sein, auch wenn sein Name nicht gerade in aller Munde war.
    Jetzt hatte Mitch mehr Munition als je zuvor. Und er hatte keine Angst davor, sie auch zu benutzen.
    “Egal, was du über Dorian denkst”, sagte sie vorsichtig, “du kennst ihn nicht. Ich schon. Zerstöre nicht, was wir hatten, Mitch. Es gibt keinen Grund, eifersüchtig …”
    “Eifersüchtig?” Er ging mit großen Schritten auf sie zu, blieb abrupt stehen und lachte ihr ins Gesicht. “Eifersüchtig auf etwas, das nicht einmal menschlich ist?”
    “Was?”
    “Du hast mich gehört.” Er baute sich vor ihr auf und knetete seine Fäuste. “Ist dir nie aufgefallen, dass er Sonnenlicht meidet wie eine Küchenschabe?”
    “Was hat das mit irgendetwas zu tun? Er hat mir gesagt, seine Haut reagiert empfindlich auf Sonnenlicht. Ich habe es nachgeschlagen. Es ist eine echte Krankheit und nennt sich …”
    “Hat er dein Blut getrunken?”
    Die Worte waren so absurd, dass Gwen sie zweimal in ihrem Kopf wiederholen musste, ehe sie ihr klar wurden. “Ich glaube, du solltest dich lieber hinsetzen”, sagte sie und zeigte auf einen wackligen Stuhl in der Ecke des Zimmers. “All diese Wochen mit zu wenig Schlaf, die Sorge … ich hätte darauf bestehen sollen …”
    “Ich habe ihn gesehen. In einer Seitengasse, mit einer Hure. Weißt du, was er gemacht hat?”
    Ein harter Kloß formte sich in Gwens Kehle. “Ich nehme an, du wirst es mir gleich sagen.”
    “Er hatte seinen Mund an ihrem Hals, aber er hat sie nicht geküsst. Da war Blut. Es war an seinen Zähnen, Gwen. Er hat nicht einmal versucht, es zu verbergen.”
    Sie war auf einmal ihrer Balance wegen dankbar, dass sie nur Strümpfe trug statt der hochhackigen Pumps, die sie sich für den Tag herausgesucht hatte. “Was willst du mir damit sagen?”
    “Er hat ihr Blut getrunken, Gwen”, sagte Mitch triumphierend. “Sie hat nicht dagegen angekämpft. Sie hat nicht mal gemerkt, dass er es getan hat. Und er hat es nicht geleugnet. Ich habe einfach dagestanden, ihm zugesehen, und er hat gesagt …”
    Seine Stimme wurde immer leiser, als das seltsame Zischen

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