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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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Klingeln
erhoben, stand Paul genauso auf und schritt neben mir her bis zu
meinem Schließfach.
    Ich
öffnete es und im selben Moment funkelte mir die goldene Fibel,
die Karl der Große mir geschenkt hatte, zwischen
Ersatz-T-Shirts entgegen. Mum hatte letztens einen Wäschetag
eingelegt und meinen Kleiderschrank auf den Kopf gestellt. Ich hatte
die Fibel gerade noch rechtzeitig vor ihr verstecken können.
Seither lag sie im Schulschließfach. Ich sollte sie wirklich
bald wieder zurück nach Hause bringen. Schnell schloss ich die
Tür und sah Paul direkt an. »Was willst du?«
    Er
lehnte sich gegen die Schließfächer und zog einen
Mundwinkel etwas nach oben. Sollte das ein Lächeln sein?
    Als
er nach meiner Tasche greifen wollte, umfasste ich meinen Gurt
fester. »Wenn du willst kannst, du mich zu Mr. Duncan bringen.
Ich muss zum Nachsitzen.«
    Endlich
trollte er sich. Ciaran hatte sogar auf Popel-Paul Wirkung. Ich war
schon fast dankbar fürs Nachsitzen.
    Aber
auch nur fast.
    Als
ich die Tür zu Ciarans Büro öffnete, schlug mir
feuchtwarme Luft entgegen.
    »Wolltest
du eine tropische Atmosphäre schaffen oder hat Mrs Haley-Wood
dir ein Dampfbad eingerichtet?«, fragte ich, als ich meine
Schultasche neben dem Sessel ablegte.
    Ciaran
stand mit dem Rücken zu mir und zündete eine Kerze auf dem
Aktenschrank hinter seinem Schreibtisch an.
    »Wenn
du glaubst, ich würde mich jetzt ausziehen, hast du dich
verrechnet.« Ich setzte mich in den Sessel. Er entzündete
zwei weitere Kerzen, ehe er sich zu mir umdrehte und das Licht
ausschaltete.Kerzen, warme Temperaturen, abgedunkelter Raum. Was
hatte er vor? »Du hast hoffentlich nicht noch einen Stehgeiger
und ein Dinner bestellt?«, fragte ich misstrauisch.
    Er
zog verächtlich einen Mundwinkel nach oben. »Du hast eine
ganz schön scharfe Zunge. Hier zieh das an. Und nein, das hier
ist keine Verführungstaktik. Ich versuche lediglich, eine
bestmögliche Atmosphäre zum Gedankenlesen für dich zu
erzeugen.«
    Ich
fing das Stück Stoff auf, das er mir zugeworfen hatte. »Ein
Mieder? Wieso soll ich das anziehen?«
    »Weil
es deine Atmung verändert und dir vielleicht hilft. Du kannst es
über deine Bluse ziehen.«
    Ich
streifte meine Jacke ab und legte das Mieder um. »Bekomme ich,
wenn ich mich heute mehr bemühe, mein Handy zurück?«
    »Hier.«
Er reichte es mir. Erfreut schaltete ich es sofort ein. Es piepte
fünfmal. Richard hatte so oft versucht mich zu erreichen! Mein
Herz hüpfte aufgeregt.
    »Ich
nehme es dir direkt wieder ab, wenn du es jetzt nicht ausschaltest
und auf Seite legst«, sagte Ciaran, trat zu mir und musterte
das Korsett. »Das ist nicht eng genug. Darf ich?«
    Seine
Hände verharrten vor meiner Brust. Ein wenig beklommen nickte
ich.
    Er
nestelte an den Schnüren. »Tief einatmen.«
    In
diesem Moment zerrte er mit Gewalt an den Schnüren, dass mir
beinahe die Luft wegblieb. Ich keuchte.
    »Flimmert
es vor deinen Augen?«
    Ich
nickte benommen.
    »Gut.
Dann sitzt es richtig.«
    »Wenn
du mich umbringen willst, warum nimmst du nicht einfach ein Messer?«,
japste ich.
    »Zu
viel Schweinerei«, sagte er leichthin und trat wieder vor mich.
»Setz dich, schließ deine Augen und dann versuch dich zu
konzentrieren.«
    »Worauf?«
    »Auf
eine Höhle, einen Steinkreis, eines dieser Fogou oder einen
Hain. Fogou sind diese …«
    »Ich
weiß, Erdtunnel aus der Bronzezeit«, unterbrach ich ihn.
»Was hat das mit Gedankenlesen zu tun?«
    »Es
schärft erst einmal deine Sicht, deine Konzentration. Und die
Magie oder der Magnetismus der Steine hat eine sehr große
Reichweite. Es kann sein, dass er dir hilft den Geist zu öffnen.«
    Mich
schauderte ein wenig. Allerdings würde es mir nicht
schwerfallen, mich darauf zu konzentrieren. Von diesen
bronzezeitlichen Kultstätten hatten wir in Cornwall mehr als
genug. Wer wie ich in der Nähe von Tintagel aufgewachsen war,
wuchs gleichzeitig mit diesen vorchristlichen Bauten auf. Mit Grandpa
hatte ich einige der keltischen Stätten erforscht. Ich dachte an
Tintagel selbst, die Festung auf der Landspitze, die über dem
Meer zu schweben schien. Die alten Mauern, unebenen Treppen, das
Geräusch des Meeres, das gegen die Klippen schlug und den
scharfen Wind, der einem ständig um die Ohren wehte. Ich fühlte
ihn regelrecht, diesen salzigen, feuchten Wind. Die beiden Krähen
auf der Spitze des höchsten Turmes hatten ganz schön gegen
ihn zu kämpfen. Sie krächzten protestierend und flatterten
zum

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