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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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Ich war
wohl auf Jaydens Sofa eingeschlafen.
    Von
wegen alkoholfrei und Ginger Ale! Ich ging jede Wette ein, Corey
hatte mit Wodka oder Bacardi nachgeholfen. Das hatte er schon einmal
getan, vor zwei Jahren, und Ruby hatte angefangen auf dem Tisch zu
tanzen. Langsam, weil sich alles drehte, setzte ich mich auf.
    »Gott
sei Dank«, sagte eine fremde Stimme. »Ich dachte schon,
die hätte die Fallsucht.«
    Fallsucht?
Ich blinzelte. Direkt vor meinem Gesicht waren zwei fremde braune
Augen, die mich vorwurfsvoll ansahen.
    »Na,
los, komm zu dir, meine Hübsche. Oder mein Hübscher?«
Die Augen wanderten an mir herunter. »Seltsames Kostüm,
aber die Bälle bei Ihrer Majestät haben es ja immer in
sich.«
    Hä?
    »Verdammt.
Zu spät. Sie kommt.«
    Ich
hörte ein Rauschen und ein Rascheln und dann setzte das Gemurmel
von mehreren Stimmen ein. Ich versuchte zwischen den Beinen der
beiden, die mich gefunden hatten, hindurch zu schauen. Zuerst fiel
mir der Marmorboden auf. Er war rot und weiß gekachelt. Dann
sah ich eine Menge Stoff auf mich zuschweben. Weite Bahnen in allen
erdenklichen schillernden Farben. Diese Stoffbahnen gehörten zu
Kleidern. Ausladenden Kleidern mit engen, aufwendigen Miedern. Es
handelte sich ganz offensichtlich um eine Schar Frauen in
Rokoko-Gewändern. Ich spürte, dass mir der Mund offen
stand, aber ich konnte ihn nicht schließen.
    Die
Frau in der Mitte entdeckte mich und hielt abrupt an. Die anderen
blieben einen halben Schritt hinter ihr stehen. »Was ist das?«
Ihre Stimme war hoch und herrisch.
    Ich
fühlte mich wie eine dicke Spinne. Fehl am Platz und eklig
anzusehen. Kein Wunder wenn ich meine alten Jeans mit diesen
wallenden Roben verglich.
    »Verzeiht,
Madame. Sie oder er … wir dachten … die Kostümparty
gestern …?«
    Die
Augen der Frau betrachteten die beiden Männer kalt. »Bestimmt
nicht. Als ob ich seiner Majestät diesen Anblick zumuten würde.«
    Seiner
Majestät? Mein Gehirn begann zu rattern und ich zählte die
marmornen Fliesen und diese ausladenden Kleider endlich zusammen.
»Sind wir am Hof von Versailles?« Ich rappelte mich
umständlich auf und stellte fest, dass die grauen Augen der Frau
sich wieder auf mich gerichtet hatten. Kein Mensch, mit dem man sich
anlegen sollte, schoss es mir durch den Kopf.
    »Zumindest
das weiß sie. Wie kommt sie hierher?«, sagte sie.
    Keiner
antwortete. Ich sah alle Blicke auf mich gerichtet. Und dann begriff
ich: Sie sprach mit mir. In der dritten Person. »Das wüsste
sie auch gern«, murmelte ich. »Aber wenn wir tatsächlich
in Versailles sind, kennen Sie zufällig Lee FitzMor? Ich meine,
Leander FitzMor.« Ich hatte ins Schwarze getroffen: Die Augen
sämtlicher Damen begannen zu leuchten.
    Auch
die grauen Augen der herrischen Dame verloren ihre Schärfe.
»Woher kennt sie ihn?« Nur der Ton hatte sich nicht
verändert.
    »Er
ist mein Bruder«, log ich schnell.
    Sie
musterte wieder meine Hosen, dann mein Gesicht. »Sie sieht ihm
nicht ähnlich«, stellte sie ungalant fest. »Wie
heißt sie?«
    »Felicity.
Felicity Morgan.«
    Mit
dem Kinn deutete sie auf meine Hosen. »Was trägt sie da?«
    »Äh
… ich bin so aufgewacht.« Das war nicht gelogen.
    Die
Dame mit den grauen Augen runzelte die Stirn. »Sie ziehe sich
um und spreche in einer Stunde vor. Madame de Polignac?« Eine
andere Dame in einem grünen Kleid trat vor. »Erklärt
ihr die nötige Etikette und seht zu, dass sie anständig
gekleidet ist.«
    Oha.
Madame de Polignac wurde manierlich angesprochen.
    Ohne
die Antwort der besagten Dame abzuwarten, rauschte die Befehlsgeberin
weiter und der restliche Pulk ihr hinterher. Auch die beiden jungen
Männer, die mich gefunden hatten, trollten sich.
    Zurück
blieb eine junge Frau, die ich auf Anfang Zwanzig schätzte. Sie
hatte ein spöttisches Lächeln in ihrem wunderschönen
Gesicht und ihre Augen blitzten amüsiert. »So, so. Kaum
hört unsere Königin den Namen des schönen Lee, ist
sogar Monsieur von Fersen außen vor.«
    Unsere
Königin? DAS war Marie-Antoinette gewesen? Auf einmal ergaben
die stechenden grauen Augen einen Sinn. Diesen herablassenden Blick
bekam der Hochadel mit in die Wiege gelegt (man denke nur an unsere
Queen). Und trotzdem wurde sie bei Lees Namen weich? »Wundert
Sie das?«, fragte ich und rieb mir meine schmerzende Stirn.
    »Nein.
Mich wundert nur eines: Lee hat mir gegenüber immer behauptet,
er sei ein Einzelkind. Aber dafür erzählte er mir von
seiner Verlobten Felicity. «

AM HOF VON

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