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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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schmeckt mir nicht sonderlich.« Er
musterte mich, wie wahrscheinlich ein Biologe ein seltenes Insekt
mustert – oder einen Bakterienstamm. Ich wusste nur nicht, ob
Faszination oder Ekel überwog. »So, du bist also die
Prophezeite«, stellte er nach einer Weile fest.
    Wir
schwiegen wieder. Ich trank meinen Kaffee und begann den Muffin zu
zerkrümeln. In Eamons Gegenwart verging mir jeglicher Appetit.
Er war … einschüchternd.
    »Hast
du keine Fragen?«, sagte er, nachdem zwei Minuten verstrichen
waren.
    »Wo
ist Lee?«
    Er
hob eine Augenbraue und ich sah ihn zum ersten Mal lächeln. Es
war dieses überhebliche Lächeln, das ich an Ciaran hasste.
    »Das
kann ich dir nicht sagen.«
    »Ist
sein Auftrag dieses Mal so geheim?«, fragte ich spitz. »Ich
weiß, dass es sich um einen Mordfall handelt. Ich wurde des
Mordes verdächtigt und er ist mit der Aufklärung beauftragt
worden.«
    Sein
dünnes Lächeln starb. »Ich kann es dir nicht sagen,
weil ich es nicht weiß. Lee ist verschwunden.«
    Ich
hatte mir soeben einen Krümel in den Mund geschoben, aber
augenblicklich war sämtliche Spucke ausgetrocknet. Ich starrte
Eamon an.
    Er
ließ mich nicht aus den Augen. »Lee war Spuren ins
achtzehnte Jahrhundert gefolgt …«
    »An
den Hof von Ludwig XVI.«, murmelte ich.
    Eamon
nickte. »Die letzte Nachricht, die wir von ihm erhalten haben,
kam aus Versailles. Das war vor über einer Woche. Ich hatte
gehofft, er hätte sich bei dir gemeldet.«
    Ich
schüttelte den Kopf.
    »Das
dachte ich mir zwischenzeitlich schon. Dein Alibi an dem Mord ist nur
solange gültig, wie Lee es bezeugen kann. Aber Lees Verschwinden
ist äußerst beunruhigend, weil vor fünf Tagen eine
weitere Leiche gefunden wurde.«
    Der
Krümel in meinem Mund schien anzuschwellen. Ich griff nach einer
Serviette. Meine Hände zitterten, als ich den Muffin
hineinspuckte. »Ich war’s nicht«, hauchte ich
entsetzt.
    Dieses
Mal war Eamons Lächeln aufrichtig. »Das glaube ich dir,
Felicity. Nur machen wir uns Sorgen. Lee sollte dich eigentlich
beschützen und jetzt ist er weg. Es sah nach einem harmlosen
Auftrag aus. Er sollte ihn auch nicht komplett lösen, sondern
nur ein paar Hinweise sammeln. Lee kennt sich am französischen
Hof am besten von allen Agenten des FISS aus.«
    FISS
stand für Fairy Intelligence Secret Service, erinnerte ich mich.
    Eamon
nickte zustimmend. »Genau. So was wie James Bond. Zumindest
hatte mein Cousin bereits einige brauchbare Hinweise beisammen, als
der Kontakt abbrach. Hat er dir gegenüber etwas erwähnt?
Dir etwas gegeben?«
    Ich
starrte ihn noch immer an und versuchte den Inhalt seiner Worte zu
verarbeiten. Es gelang mir nicht wirklich.
    Eamon
wurde wieder ungehalten. »Felicity, du bist die Verheißene.
Du musst etwas wissen! Etwas in der Hand haben.« Er packte mein
Handgelenk. Sofort durchfuhr mich eine Art Stromschlag.
    Erschrocken
zuckte ich zusammen.
    Eamon
auch. Er starrte mich mit großen Augen an. »Was war das?«
Er klang seltsam berührt.
    Ich
rieb meinen Arm an der Stelle, wo er mich angefasst hatte. »Ich
dachte, das wäre eine typische Elfengeschichte. Wenn Lee mich
berührt, geschieht das auch immer.«
    »Aber
Lee ist dir vorherbestimmt. Er ist dein künftiger Mann, dein
Gefährte. Da ist das ganz normal, aber eben nur bei dem, mit dem
man verlobt ist.«
    Ich
starrte ihn an.
    »Herrje,
wusstest du das nicht? Lee ist dir versprochen. Das steht im Buch der
Prophezeiung.«
    Im
Buch der Prophezeiung stand was von einer Ehe zwischen Lee und mir?
    Eamon
hatte mir die ganze Zeit über in die Augen gesehen und nickte.
»Ja, sicher. Was glaubst du, warum er sich als Schüler am
Horton College eingetragen hat? Er wollte seine zukünftige Braut
kennenlernen.«
    Schlagartig
wich mir die Luft aus den Lungen. Sterne tanzten vor meinen Augen.
Ich war mit Lee verlobt. Seit Anbeginn der … seit das Buch der
Prophezeiung geschrieben worden war. Das bedeutete, Lee war nicht
wirklich in mich verliebt. Vielleicht mochte er mich nicht einmal
sonderlich. Aber wir würden heiraten.
    »Komm
schon, Felicity. So schlimm ist das nun auch nicht. Glaub mir, seit
Jahrhunderten beneidet dich jede Nymphe. Und noch mehr Frauen, denen
Lee im Laufe seines Lebens begegnet ist. War das etwa hier an der
Schule anders?« Eamon beugte sich vor und versuchte mir in die
Augen zu sehen.
    Ich
wandte den Blick ab. Er brauchte meine Gedanken nicht zu wissen. Vor
allem, weil mich seine Worte keineswegs beruhigten. Hieß das,
ich musste ihn teilen? Auf keinen

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