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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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gekrümmt.
    Plötzlich
verstummte das aufgeregte Gegacker der Kinder und Dienstboten vor der
Wand. Madame de Tourzel und ihre Zofe warfen sich einen Blick zu.
»Der König?«, hauchte die Zofe großäugig.
    Verflixt.
Ich sollte Ludwig XVI. zum allerersten Mal in diesem Aufzug begegnen?
Madame de Tourzel warf einen Blick um die Ecke des Paravents. Ihre
Augen weiteten sich und ihr blieb der Mund offen stehen. War der
König nackt? Er musste nackt sein. Und obendrein eine stattliche
Figur besitzen, denn die Augen der Dame begannen zu leuchten.
    »Monsieur,
wie schön, Euch wiederzusehen. Hättet Ihr einen Augenblick
Geduld? Giselle wird Euch etwas zu trinken bringen. Wir hatten ein
kleines Malheur, aber das wird schnell beseitigt sein.«
    »Lassen
Sie sich Zeit, Madame«, sagte eine mir wohlbekannte Stimme.
»Ich bin gekommen, um Mademoiselle Felicity nach Hause zu
holen.«
    Mir
lief ein Schauer über den Rücken. Und der hatte nichts mit
den kalten, nassen Klamotten zu tun.
    Madame
de Tourzel machte ehrfürchtig Platz und Ciaran trat hinter den
Paravent. Ich starrte ihn an.
    »Oh,
là, là«, sagte er anzüglich und grinste bei
meinem Aufzug. »Jetzt verstehe ich, um welche Art von Malheur
es sich handelt. Überlasst diese Bänder nur mir.«
    Ohne
eine Antwort abzuwarten, drehte er mich um und begann an den Schnüren
der Korsage zu nesteln.
    »Monsieur,
ich glaube nicht …«, sagte Madame de Tourzel noch, aber
schon rutschte mir das Oberteil hinunter. Ich fing es im letzten
Moment auf.
    »Danke.
Ich komme jetzt alleine klar«, sagte ich trocken.
    »Seid
nicht töricht, Mademoiselle.« Ciarans Stimme troff vor
Amüsement. »Ihr seid noch nie allein klargekommen.«
    Ich
funkelte ihn an.
    Madame
de Tourzel runzelte die Stirn. Zum Glück siegte ihr Sinn für
Anstand. »Monsieur, wartet bitte, bis Mademoiselle wieder in
einem repräsentativen Zustand ist.«
    Dieses
Mal ließ ihr Ton keinen Widerspruch zu, ohne dass sie dabei
grob oder unhöflich geworden wäre. Das musste sogar ein
Ciaran Duncan anerkennen. Er verschwand und ich hörte, wie ihn
die Damen vor dem Paravent sofort in Beschlag nahmen.
    Zwanzig
Minuten später trat ich hervor und sah Ciaran gemütlich in
einem Sessel sitzen. Sämtliche Kindermädchen saßen um
ihn herum und himmelten ihn an. Er bekam überhaupt nicht mit,
dass ich wieder vorzeigbar war!
    Noch
während ich überlegte, was ich jetzt unternehmen sollte,
ging die Tür erneut auf. Dieses Mal war es tatsächlich
Ludwig XVI. Ein Mann, bei dessen Erscheinung mir sofort das Wort
»Kaufmann« einfiel. Ein gut situierter Krämer, der
sein Gläschen Wein am Abend liebte und vielleicht ein Pfeifchen
paffte. Quasi eine Gestalt aus Charles Dickens’ Romanen. Aber
keineswegs königlich.
    Trotzdem
sprangen sofort alle auf und verneigten sich tief. Aber der König
hatte das Bild von Ciaran als umschwärmter Hahn im Korb noch
wahrgenommen. Er betrachtete ihn aus zusammengekniffenen Augen.
    »Was
suchen Sie in der Kinderstube, Monsieur?«, fragte er Ciaran in
höflichem Ton. Zu höflich.
    Ciaran
verneigte sich ehrerbietig. »Meine Braut, Sire. Sie hat kurz
vor der Hochzeit kalte Füße bekommen und ich wollte sie
zurückholen.« Ciaran stellte sich neben mich und ergriff
meine Hand.
    Äh
… Hä ?
    Der
König sah mich durchdringend an. Ich verspürte ein
unbändiges Verlangen, Ciaran einen Tritt zu verpassen.
    »Mit
Ihrer Erlaubnis, Sire, werde ich meine Verlobte umgehend nach Hause
bringen. Sie soll mir nicht noch einmal entwischen können.«
    Ciaran
umfasste meinen Arm und drückte ihn. Ich sah den König ein
vertrauliches Zwinkern mit »meinem Zukünftigen«
tauschen.
    Dann
nickte er huldvoll. »Natürlich. Gebt gut auf die Dame
acht. Ich sehe, sie ist von der störrischen Sorte. Aber glaubt
mir: Eine leichte Eroberung machte die Liebe wertlos.«
    Ciaran
verneigte sich erneut und zog mich unerbittlich hinter sich aus dem
Raum. Mir blieb nicht einmal mehr Zeit mich bei Madame de Tourzel
gebührend für ihre Hilfe zu bedanken.
    Er
zerrte mich durch die Korridore hinaus in den Garten. Erst als wir
außer Sicht- und Hörweite waren, stemmte ich beide Fersen
in den Boden.
    »Hör
auf so zu zerren. Ich bin kein Esel.«
    »Doch.
Ein riesengroßer sogar. Was fällt dir ein allein hierher
zu reisen? Weißt du, welcher Gefahr du dich damit aussetzt?«
Er blieb stehen und der Charmeur war verschwunden. Ciarans Augen
funkelten gefährlich und seine Zähne blitzten.
    Erschrocken
wich ich zurück. Ich hätte schwören

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