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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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bitte nicht, du hättest
einen Termin bei einem Stylisten für mich vereinbart.«
    »Nicht
ganz.« Er klang amüsiert.
    Da
wurde ich hellhörig.
    Er
rollte die Augen. »Zumindest findet die Überraschung nicht
hier statt. Lass uns gehen.«
    Also
doch ein Stylist? Als er mich in sein Auto lud, dachte ich mir schon,
dass es ein Ausflug wird. Der Stopp am Tower Hill kam deshalb nicht
wirklich überraschend. Allerdings war unsere Umgebung nach dem
Sprung umso überraschender.
    »Ist
das … Rom?«, quiekte ich, als ich die Augen öffnete.
An einer Wand mir gegenüber stand eine lebensgroße
Marmorstatue in einer Apsis.
    »Ja.
Ich dachte, die Bälle und Soireen seien nach deinem
Versailles-Aufenthalt eh nicht mehr zu toppen.«
    Ich
sah mich um. Wir befanden uns zwischen kleinen Steinhäusern.
Enge Gassen, schmale Stiegen zu marmorgerahmten Türen, verputzte
Wände, buntbemalt mit römischen Fresken. An einem Brunnen
lagen schon ein paar Tuniken für uns bereit. Ich verschwand
hinter einer Hauswand und war dankbar, die dicken Londoner
Winterklamotten ablegen zu können. Hier war es stickig heiß.
    Ciaran
hatte sich ebenfalls umgezogen, als ich zurückkam. Er sah aus
wie man sich David Beckham in einem Bettlaken vorstellt. Genauso
heiß. Wenn meine Mitschüler ihn jetzt sehen könnten …
Schnell verdrängte ich den Gedanken.
    Ich
wunderte mich, dass ich niemanden zu sehen bekam und dass es so ruhig
war. Nirgends lachte oder weinte ein Kind, niemand sprach. Man hörte
die Vögel zwitschern und in der Ferne den Lärm einer
Menschenmenge.
    Ciaran
führte mich sicher durch die Gassen, bis wir auf eine breite
Straße stießen, auf der deutlich Wagenspuren zu sehen
waren.
    »Wo
sind die alle? Ist im Kolosseum eine Veranstaltung?« Ich sah
mich neugierig um. Die Straße hoch und hinunter war kein Mensch
zu sehen.
    »Wir
befinden uns in einer Nekropole außerhalb Roms.«
    »Nekropole?«
Erschrocken krallte ich mich an Ciarans Arm. »Du meinst, in
einer Totenstadt?«
    »Oder
so. Hast du etwa Angst vor Geistern?«
    »Na
ja, es gibt Elfen. Wer sagt, dass es keine Geister gibt?«
    Ciaran
seufzte. »Ich. Es gibt keine Geister. Komm, wir beeilen uns
lieber. Heute eröffnen die neuen Diokletiansthermen und ich
dachte, das wäre eine gute Art zu entspannen.«
    In
römischen Bädern? Im antiken Rom? War das sein Ernst?
    Das
war sein voller Ernst.
    Kaum
dass wir den Tiber überquert hatten, winkte Ciaran eine Sänfte
und wir legten uns beide auf die Kissen. Es war ein seltsames Gefühl
von vier Männern getragen zu werden. Allein das Gestell musste
schwer genug sein und dann auch noch Ciaran mit seinen eins achtzig
(mindestens) und ich – keine Elfe. Aber Ciaran erklärte
mir, wir kämen ohne ein entsprechendes Statussymbol nicht in die
Therme. Die Sänfte wackelte und ich musste mich auf die Aussicht
konzentrieren, um nicht seekrank zu werden. Aber die Aussicht
entschädigte mich für alles.
    Wahnsinn!
Rom! In der Antike. Es war laut. Es war quirlig, überfüllt
und es roch … meistens nicht gut. Ab und an wehte frischer
Brot- oder Essensduft zu uns herüber, aber immer wieder hüllten
uns Gerüche nach faulem Wasser, Schweiß, Schweißfüßen
und Kloake ein. Dabei sollen die Römer doch so sauber gewesen
sein …
    »Das
sind sie auch. Aber bei der Hitze und ohne Deo lässt sich nicht
alles vermeiden. Heute Abend werden sie in die Bäder strömen.
Nach Sonnenuntergang riecht es hier besser.« Ciaran hatte mich
mal wieder beobachtet.
    »Wir
sind da!«, rief einer der Männer und die Sänfte wurde
direkt vor dem Eingang eines riesigen Rundbogens abgesetzt. Ciaran
bezahlte die Sänftenträger und führte mich dann an der
wartenden Menschenmenge vorbei zum Eingang. Die Wärter hatten
uns bereits kommen sehen und ließen uns mit einer Verbeugung
eintreten.
    Jetzt
wurde mir warm. Und das lag nicht an der Hitze der Therme. Ȁh
… soll ich …«
    »Matrona,
bitte dort links hinüber.«
    Ciarans
hämisches Grinsen war nicht beruhigend. Ich stemmte beide Füße
fest auf den Marmorboden. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass
ich hier vor dir hüllenlos rumlaufe.«
    »Das
ist hier ganz normal«, erklärte Ciaran mit einer
hochgezogenen Braue. »Stell dich nicht so an.«
    »Nein,
nein, Matrona, Frauen gehen selbstverständlich in getrennte
Badestuben.«
    Ich
sah, wie sich Ciarans Gesicht verdüsterte.
    »Das
sind die Regeln, Herr.« Der Diener machte eine Verbeugung. Es
war offensichtlich, dass er nicht nachgeben würde.
    Ciaran
sah einen Moment

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