Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
Vom Netzwerk:
seinen Teller. Ich kam mir vor wie in
einem Kloster. Auch das Essen war entsprechend dürftig. Es gab
einen grünen Salat, gedünsteten Fisch, Brot und – zu
meiner freudigen Überraschung – Antipasti. Ich merkte
jetzt erst, was für einen Riesenhunger ich hatte.
    Es
dauerte wieder eine Weile, ehe mir aufging, dass die anderen mich
beobachteten. Mir fiel auf, dass sie alle nur wenig aßen. Auch
Liam musterte mich seltsam. Mit einem Schlag war mir der Hunger
vergangen und der Knoten im Magen zurückgekehrt.
    Liams
Augen blickten mich eindringlich an und ich verstand, dass er
versuchte, mir über die Gedanken, etwas mitzuteilen. Ich
kann keine Gedanken lesen, dachte ich, als ich zurücksah. Seine Brauen hoben sich
überrascht. Sein Nachbar - Marion? Äh nein, Farion
grinste diabolisch und ich überlegte panisch, ob mir das mit ohne
Unterwäsche rausgerutscht war. Der Brocken Brot, den Liam sich gerade in den Mund
geschoben hatte, flutschte wieder heraus, sprang über den Tisch
direkt auf die Platte mit den Antipasti. Ein Hüsteln ertönte
und jemand verschluckte sich.
    Verdammt,
verdammt, verdammt. Ich senkte meinen Blick auf den Teller und sah
nicht mehr auf, bis sich alle erhoben.
    »Komm,
ich bringe dich zurück zu deinem Dormitorium.« Liam stand
neben meinem Platz.
    »Kannst
du mich nicht zu einem tiefen See bringen, in dem ich mich ertränken
kann?«, fragte ich leise.
    »Kann
ich auch«, sagte er, aber obwohl ich ihn nicht ansah, hörte
ich das breite Grinsen. »Wäre aber schade, wo ich doch
weiß, wie man an frische Unterwäsche kommt«, raunte
er mir ins Ohr.
    Liam
hatte nicht zu viel versprochen. Eine halbe Stunde später hatte
er mir alles besorgt, was ich brauchte, inklusive moderner Zahnbürste
und Zahncreme. Ich hätte ihn küssen können. Ich hätte
ihn sowieso gern geküsst. Liam war wahnsinnig attraktiv. Und ob
er es wusste und es mit dieser lässigen Art nur unterstrich oder
ob seine legere Haltung echt war, vermochte ich nicht zu sagen. Brad
Pitt konnte jedenfalls nicht weniger leger durchs Leben gehen. Leider
war ich keine Angelina Jolie.
    Deswegen
wäre mir Fynn auch lieber gewesen. Neben ihm kam ich mir nicht
ganz so linkisch vor. Aber Fynn hatte diese Woche Torwache. Wofür
war mir schleierhaft, da Avalon doch angeblich der sicherste Ort der
Welt war.
    »Die
Torwächter bewachen nicht so sehr. Vielmehr übernehmen sie
die Aufgaben eines Concierge«, erklärte mir Liam.
    Er
hatte mir eine Führung durch die Festung angeboten, die ich
dankend angenommen hatte. Ich war zu neugierig. Alles in allem,
wirkte diese Schule wie ein mittelalterliches Kloster, das in einer
riesigen, bronzezeitlichen Burganlage untergebracht war. Die Sonne
war gerade im Begriff unterzugehen und zauberte ein wunderschönes
rotgelbes Licht durch die mit Ranken verzierten Öffnungen in den
Gängen. Im Winter war es bestimmt bitterkalt überall.
    »Ich
komme mir ein bisschen vor wie in einem Herr-der–Ringe-Film«,
erklärte ich wahrheitsgemäß.
    Liam
lachte. »Nur mit dem Unterschied, dass dir hier kein Hobbit
begegnen wird.«
    Ich
lächelte. »Wie läuft der Unterricht ab?«
    »Hier
ist das Studierzimmer.« Liam öffnete eine schwere Holztür
– wie alles auf Avalon mit Ranken verziert. Dahinter befand
sich ein typisches Schulzimmer. Große Tische mit jeweils zwei
Stühlen dahinter. »Ab sofort wird keiner mehr alleine
sitzen, mit dir haben wir eine gerade Zahl«, sagte Liam und
schloss die Tür wieder. »Dann haben wir viel Unterricht in
der Natur und im Steinkreis. Dort vor allem nachts bei gutem Wetter
und natürlich an ganz bestimmten Tagen. Zum Beispiel am zwölften
und dreizehnten August, wenn die Perseiden vorbeiziehen. Oder auch am
neunten Juni, wenn der Mond am weitesten von der Erde entfernt ist.
Es gibt viele solcher Daten und sie nehmen alle Einfluss auf die
Erdatmosphäre.«
    Ich
hörte staunend zu, während er mich weiter führte.
    »Hier
ist die Bibliothek«, sagte Liam und öffnete ein Stockwerk
höher eine sehr große Tür am Ende eines Ganges.
Dahinter befand sich ein Raum mit vielen Regalen an den Wänden
und Arbeitsplätzen in der Mitte. Kleine Nischen beherbergten
weitere Regale und Sitzgelegenheiten. Manche Nischen waren nur ein
Durchgang, ein Türbogen führte in einen dunklen Gang. Als
wir eintraten, war die Sonne beinahe untergegangen. Liam entzündete
eine Karbidlampe.
    »Wow«,
sagte ich ehrfürchtig. »Wohin führen diese Gänge?«
    »Zu
anderen Bibliotheksräumen. Es ist ein wenig verworren

Weitere Kostenlose Bücher