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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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gekämpft!«
    Â»Aber das Ergebnis ist
dasselbe. Menschen sind gestorben, und Ihr seid daran schuld. Mehr gibt es
nicht zu sagen. Selbstverständlich interessiert mich, woher Ihr kommt, wer Ihr
seid, ob Ihr für jemanden arbeitet, was eigentlich Euer Ziel war und wie Ihr
uns tatsächlich gefunden habt. Aber ich gehe davon aus, daß Ihr Euch in Eurer
augenblicklichen Aufgewühltheit jedem vernünftigen Gespräch verweigern würdet,
und die Anwendung von Folter finde ich genauso verabscheuenswert wie das Töten
von Menschen. Also, falls in den kommenden Wochen einer von Euch ein Interesse
daran haben sollte, seine Arbeitsbedingungen deutlich zu verbessern – ich werde
jederzeit ein offenes Ohr für ihn haben. Nach dem, was heute hier alles
schiefgelaufen ist, werde ich vorerst nicht nach Aldava zurückkehren. Gehabt
Euch wohl.«
    Damit erhob er sich und
verschwand in Qualm und Düsternis.
    Migal rüttelte an
seiner Kette und an dem in die Felswand genagelten Ring, an dem sie befestigt
war. Ohne Ergebnis. Hellas legte sich langsam zurück und schloß die Augen.
Rodraeg tat es dem Bogenschützen alsbald gleich.
    Immer wieder schreckte
er aus einem unruhigen Schlummer auf. Er träumte von Feuern und Fluten von
Rauch, als wäre der ganze Kontinent in Brand geraten. Wenn er wach war, dachte
er an Naenn. Wie gut es war, daß sie sich in Sicherheit befand. Vielleicht hätte
Deterio sie anständig behandelt, aber selbst wenn sie vor den grabschenden
Händen der Arbeiter und Söldner geschützt worden wäre – sie wäre eingegangen
wie eine vertrocknende Pflanze, hier, in dieser übelriechenden Unterwelt.
    War es Tag? War es Nacht?
Solange niemand sie zur Arbeit antrieb, konnte es ihnen nur recht sein. Rodraeg
warf sich hin und her, fühlte sich von Schmerzen gepeinigt, gelähmt, dem
Ersticken nahe. Acht Menschen. Acht oder neun Menschen. Wie hatte das nur passieren
können? Wenn Hellas und Migal sich abgesetzt hätten, wie er es ihnen befohlen
hatte, dann. Wenn er sich nicht vor Deterio in Widersprüche verwickelt hätte,
dann. Wenn, dann. Wenn, dann. Wenn, wenn, wenn.
    Als das
›Deng-dengdeng-dengdeng‹, das sie in den letzten Nächten hierhergeführt hatte,
dröhnend aufklirrte, so daß er sich die Ohren zuhalten mußte, um nicht laut zu
schreien, hielt er es nicht mehr aus. Er rief einen fackelbeschienenen Arbeiter
aus dem Dunkel herbei und bat ihn, Deterio zu holen. Der Lärm erfüllte die
ganze Höhle, ähnlich dem Metallstück, mit dem die Kruhnskrieger Alarm
geschlagen hatten, nur mit Metall auf Stein. Hellas schien das selbe zu denken
und fragte einen Vorbeihastenden: »Was ist los? Läuft etwas schief?«
    Â»Alles normal«, kam die
Antwort, »wir besänftigen das Wachs.«
    Wir
besänftigen das Wachs .
Ein weiteres Rätsel in einer Welt voller Geheimnisse.
    Deterio erschien. Er
wirkte verschlafen und zerzaust und gebot dem Hämmern für ein paar Sandstriche
Ruhe. »Was ist los? Seid Ihr schon zur Besinnung gekommen?«
    Â»Hört zu«, sagte
Rodraeg flehentlich. »In meinem Rucksack befindet sich ein kleines, verkorktes
Tonfläschchen. Es enthält einen sehr starken Heiltrunk. Wenn Ihr es dem Söldner
mit dem Lungenschuß einflößt, rettet es ihm vielleicht das Leben.«
    Â»Ich hatte mich schon
gefragt, was für ein Fläschchen das ist. Eure Sorge um unseren Mann ist Euch
hoch anzurechnen, kommt jedoch leider zu spät. Der Verwundete ist vor zwei
Stunden gestorben.«
    Â»Neun«, zischte Migal.
»Noch einundzwanzig. Und dann du.«
    Deterio wandte sich
kopfschüttelnd ab und ging wieder. Rodraeg spürte eine wilde Lust in sich
aufsteigen, sich auf Migal zu stürzen.
    Â»Du solltest nicht
alles noch schlimmer machen«, sagte er mit größter Beherrschung.
    Â»Und du solltest nicht
deine Heiltränke an Feinde verschwenden, sondern lieber Bestar helfen, der
deinetwegen fast gestorben ist.«
    Â»Meinetwegen? Wer von
uns hat ihn denn zum Kämpfen aufgestachelt, als alles schon verloren war?
Bestar und ich wären gefangengenommen worden, und ihr hättet Hilfe holen
können. Aber nein, ihr mußtet ja unbedingt einen Krieg anfangen!«
    Â»Hätten wir uns nicht
getrennt, wäre das alles nicht passiert. Wir hätten schön säuberlich einen nach
dem anderen im Wald ausschalten können, uns immer den Rücken

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