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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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wo sie überall lauern. Ich werde auch keinem meiner Männer befehlen, dort
rauszugehen.«
    Â»Dann melde ich mich
freiwillig«, schlug Rodraeg vor.
    Zembe lachte gehässig.
»Sehr witzig. Du willst doch nur abhauen!«
    Â»Will ich nicht. Ich
will Hilfe für uns alle organisieren. Wenn ihr mir nicht traut, könnt ihr mich
gerne an eine Kette legen, aber sie sollte länger sein als die hier, sonst
komme ich nicht weit.«
    Â»Wir haben keine so
lange Kette«, meldete sich einer der Arbeiter aus dem Hintergrund.
    Â»Aber wir könnten ihn
an ein Seil binden«, schlug ein anderer vor.
    Â»Blödmann«, beschimpfte
ihn wieder der erste. »Ein Seil haut er sich durch, sobald er einem der Toten
die Waffe abgenommen hat.«
    Â»Warum überhaupt du?«
wurde Rodraeg von Hallsass gefragt. »Unsere knallharte Söldnerin sagt: ›Es ist
Wahnsinn‹. Warum traust du dir zu, was sie sich nicht zutraut?«
    Â»Ich bin schon einmal
waffenlos in diesen von Kriegshandwerkern abgeriegelten Talkessel
hineingegangen. Warum sollte ich mir das nicht noch einmal zutrauen?«
    Â»Du hast auf alles eine
Antwort«, schimpfte Hallsass. »Ich kann Leute nicht ausstehen, die auf alles
immer eine Antwort haben.«
    Â»Trotzdem stimmt, was
er gesagt hat«, mischte Zembe sich wieder ein. »Daß einer von uns rausgeht und
sich umschaut, ist besser für uns, als wenn wir einfach nur hier hockenbleiben
und abwarten, bis man uns möglicherweise ausräuchert. Wir sitzen hier doch wie
Ratten in der Falle, denn es gibt keinen zweiten Ausgang. Wenn schon einer
rausschleicht und das Risiko eingeht, getötet zu werden, dann besser er als
einer von uns.«
    Â»Aber mir schmeckt das
nicht«, nörgelte Hallsass weiter. »Wir haben keine Kette für ihn.«
    Â»Wir brauchen keine
Kette. Wir haben seine Freunde.« Lauter, an Rodraeg gewandt, sagte sie: »Falls
du abhaust oder sonst irgendwelche Tricks versuchst, machen deine Kumpane
äußerst nahe Bekanntschaft mit unseren Speeren, verstehen wir uns?«
    Â»Vollkommen.«
    Â»Wir machen es
folgendermaßen«, schlug Zembe vor. »Wir lassen dich vors Tor, und als erstes
stellst du fest, ob unmittelbar um das Tor herum die Luft rein ist. Wenn ja,
rücke ich wieder zum Gitter vor und beziehe dort Posten. Von dort aus kann ich
dich im Auge behalten und beurteilen, ob du was anstellst oder in echte
Schwierigkeiten gerätst. Wir wollen schließlich nicht, daß du deinen Tod nur
vortäuschst, um anschließend von Schatten zu Schatten huschend abhauen zu
können.«
    Rodraeg nickte
anerkennend. Die Kriegerin war nicht dumm. Sie versuchte, jeden seiner
möglichen Winkelzüge vorauszuberechnen. Dennoch mußte er ihr einen Schritt
voraus bleiben. Ob ihm das gelang, hing nicht nur von ihm selbst ab, sondern
auch davon, wer die Angreifer waren und wie die Gefechtslage aussah.
    Zembe huschte durch die
Höhle nach hinten, um die Schlüssel zu holen, die der ohnmächtig gewordene Cilf
Daubs bei sich trug. Inzwischen legte Bestar Rodraeg seine große, schwere Hand
auf die Schulter.
    Â»Laß mich gehen. Das
ist zu gefährlich.«
    Â»Nein, Bestar, ich weiß
schon, was ich tue. Mit Kraft kann man da draußen nicht viel ausrichten, aber
mit der Zunge schon. Wenn die Angreifer wirklich irgendwelche Verrückten sind,
die den Kriegsgott verachten, obwohl sie Krieg führen, muß ich unter Umständen
um unser aller Überleben verhandeln.«
    Â»Glaubst du denn nicht,
daß die unseretwegen hier sind?« fragte Hellas fast unhörbar leise.
    Rodraeg stellte die
ebenso leise Gegenfrage: »Glaubst du wirklich, Naenn oder der Kreis würden
Leute schicken, die mit Speeren auf Arbeiter werfen?«
    Jetzt machten auch
Bestar und Hellas zum ersten Mal besorgte Gesichter.
    Zembe wieselte geduckt
heran und schloß umständlich den Kettenring auf, den Rodraeg am Bein trug. Der
Ring war nicht unmenschlich eng, hatte aber dennoch aufgrund des Gewichts der
Kette Rodraegs rechten Fußknöchel ziemlich wundgeschürft. Ächzend massierte er
sich die Stelle. »Sobald ich draußen bin und signalisiere, daß in der Nähe
alles klar ist, könnt ihr das Wachs besänftigen.«
    Â»Genau das hatte ich
vor«, brummte die Kriegerin. Gemeinsam mit Rodraeg pirschte sie sich zum Tor,
wo beide vorsichtig an der linken Steinkante vorbei durchs Gitter spähten. Mit
Fingerschnipsen

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