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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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giftigen Qualm hier drinnen, der immer
stärker wird. Noch eine Viertelstunde, und ich werde tot sein. Glaubt Ihr
wirklich, ich werfe mein Leben weg für einen Trick?«
    Der Qualm wurde
tatsächlich zusehends dichter und beißender. Rodraegs Augen juckten, seine Haut
fühlte sich am ganzen Körper entzündet an.
    Â»Warum«, fragte er mit
krächzender Stimme, »befehlt Ihr nicht einfach den Kruhnskriegern, mit dem
sinnlosen Kämpfen aufzuhören und statt dessen etwas Sinnvolles zu tun?«
    Deterio stemmte seine
Hände gegen das Gitter. »Sie gehorchen mir nicht mehr. Sie sind durch Euch so
gut wie ausgelöscht worden. Ihre Letzten haben nichts anderes mehr vor Augen,
als Euch ebenfalls auszulöschen. Die Gewalt hat sich längst verselbständigt.«
    Rodraeg ließ den Kopf
und die Schultern hängen. Was für ein Alptraum. Genau genommen mußte er jetzt
drei Dinge gleichzeitig tun. Er mußte die Wasserleitung an ihrem Anfang
unterbrechen, er mußte nach Bestar sehen, ob dieser wirklich tot war oder ihm
noch geholfen werden konnte, und er mußte Hellas, Migal, Onouk und Ijugis dabei
unterstützen, die letzten Kruhnskrieger niederzuringen.
    Sein Verstand sagte
ihm, daß Deterio recht hatte und es am wichtigsten war, das Wasser abzustellen,
denn sonst waren sie alle weiterhin in Gefahr, egal, wie der Kampf ausging.
Sein Herz jedoch sagte ihm, daß er als erstes zu Bestar mußte. Es war schon
unverzeihlich genug, daß er nicht bei ihm gewesen war, als er fiel. Er wollte
sich nicht auch noch vorwerfen müssen, Bestar einfach dem Tod überlassen zu
haben, ohne ihm zu helfen. Danach mußte er den anderen beistehen, um zu
verhindern, daß es ihnen erging wie Bestar. Als drittes erst das Wasser.
    Sein Verstand stimmte
seinem Herzen zu, weil er einsah, daß Rodraeg die Felswand ohne Hilfe gar nicht
hochkommen würde.
    Wo war Bestar? In der
Nähe der Pferdekoppel.
    Die Tiere waren noch
mehr in Panik geraten. Vorhin war um sie herum nur gekämpft worden. Jetzt
spürten sie die Gefahr und den tödlichen Dampf, stiegen hoch und schlugen mit
den Hufen gegen ihr Gatter, um ihr Gefängnis zu durchbrechen. Bestar hatte
recht gehabt. Auch die Pferde mußten unbedingt gerettet werden.
    Rodraeg fand den
Klippenwälder auf der Erde liegend. Ein Speer steckte in seinem Bauch, beide
Hände krampften sich um den Speerschaft, wie um ihn zu stabilisieren. Es war
sonderbar still und friedlich in diesem Winkel der Nacht, während nur wenige
Schritte entfernt verbissen um Leben und Tod gefochten wurde.
    Rodraeg sank neben dem
Liegenden auf die Knie und untersuchte ihn flüchtig. Bestar lebte noch, sein
Brustkorb zitterte mehr, als richtig zu atmen, und sein Bewußtsein war bereits
weit weg, aber es war noch ein letzter, trotziger Rest Leben in ihm. »Halte
durch, mein Freund«, sagte Rodraeg eindringlich und drückte Bestars angespannte
Hand. »Vergiß nicht, wie jung du noch bist, wie viele Abenteuer du noch erleben
möchtest. Wenn du willst, können wir gemeinsam viele schöne Landschaften sehen
und wundervolle Frauen und Ungeheuer, die kein Buch verzeichnet. Du mußt nur
durchhalten, das ist alles, was ich jetzt von dir verlange. Ich bin gleich
wieder zurück und bringe Hilfe.«
    Rodraeg beeilte sich.
Er umging das hektische, in ständiger Bewegung befindliche Gefecht und drang
vor bis zur Blockhütte, in der das Ölfeuer inzwischen erloschen war, aber
Rodraeg hatte eine Fackel dabei. Er wußte, wo sein Rucksack lag, und kramte aus
diesem das kleine Tonfläschchen mit Luriz’ Heiltrunk hervor. Dann kehrte er zu
Bestar zurück, legte die Fackel auf den Boden, und flößte dem Klippenwälder
vorsichtig den dickflüssigen Fläschcheninhalt ein. Es war nicht einfach, Bestar
zum Schlucken zu bewegen, aber indem er ihm fest mit einem Finger über Hals und
Kehlkopf strich, gelang es Rodraeg. »Dies ist der Trank von Luriz. Du erinnerst
dich bestimmt an Luriz. Dort am Planwagen haben wir zum ersten Mal gemeinsam
gekämpft, und ich bin diesen vermaledeiten Abhang runtergefallen, weißt du
noch? Jetzt ruh dich aus und lass die Kräuter in dir gegen die Wunde arbeiten. Ich
komme gleich mit den anderen zurück, und dann entfernen wir den Speer. Du
schaffst es, ich bin mir sicher, daß du es schaffst.«
    Langsam richtete
Rodraeg sich auf und zog sein Schwert aus seinem Gurt. Jetzt war es

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