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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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zu bekommen. Hellas
tätschelte ihm den Rücken. Hektisch griff Rodraeg sich einen Halm
Marionettengras und begann darauf herumzukauen. »Was ist aus den Magiern
geworden, die das Heer begleitet haben?« fragte Hellas.
    Â»Soweit ich weiß, hat
keiner von ihnen überlebt.«
    Â»Das bedeutet«,
schmatzte Rodraeg mit belegter Stimme, »daß die Königin zwei der vier Quellen
gefunden hat, und versuchte, sie auszubeuten. Fehlen noch zwei. Oder vielleicht
wissen wir nur nichts darüber. Vielleicht hat sie die anderen beiden auch schon
gefunden. Nach Eurer Aufzählung sollte das Feuer ja die letzte sein.«
    Â»Ja. Aber vielleicht
ist das Feuer auch deshalb so unbeherrschbar und mörderisch gewesen, weil die
Reihenfolge nicht eingehalten wurde. Vielleicht gebärdet sich das Schwarzwachs
auch deshalb so wütend und giftig. Weil das Wasser noch fehlt. Das Wasser, mit
dem alles beginnen müßte.«
    Â»Was ich nicht
verstehe«, mischte Hellas sich ein, »ist: Was hat die Königin davon, die vier
Quellen aufzuspüren und auszubeuten? Was bringt ihr das – außer ein paar
Brustharnischen hier und sechshundert toten Soldaten dort?«
    Â»Es bringt ihr die
Zehnzahl«, antwortete Achildea. »Den Kontakt mit den Göttern. Denn eins plus
zwei plus drei plus vier ergibt zehn, die perfekte Zahl, die Zahl der Götter.
Wenn sie alle vier Quellen nacheinander öffnet und durch Magie miteinander verbindet,
dann berührt sie die Götter, so wie die Flammen des Feuers das tun.«
    Rodraeg wurde von
kribbelnder Aufgeregtheit erfaßt. Der Kontakt mit den Göttern. Immer wieder war
davon die Rede. Naenn hatte ihm erklärt, daß es ihre Aufgabe innerhalb des
Mammuts war, diesen allem Anschein nach verlorengegangenen Kontakt
wiederherzustellen. Deterio hatte etwas Ähnliches erwähnt, hatte von Entfernung
von den Göttern geraunt – möglicherweise, weil die Königin ihn eingeweiht hatte
in ihre Pläne. Und nun auch Achildea. War das die Lösung aller Rätsel? Brauchte
die Königin Schwarzwachsrüstungen, um für die Götter gewappnet zu sein? Mußte
er, Rodraeg Delbane, dafür sorgen, daß nicht die Königin, sondern Naenn diesen
Wettlauf gewann?
    Â»Könnt Ihr mir mehr
über die Zehnzahl sagen?« fragte er Achildea.
    Â»Das kann ich schon,
aber es wird kompliziert, denn es gibt zwei unterschiedliche Theorien, wie die
Götter den Quellen zuzuordnen sind.«
    Â»Wartet einen
Augenblick. Ich habe mir hier in Terrek eigens ein schönes Schreibzeug zugelegt.
So, jetzt kann ich mir Notizen machen.«
    Â»Die erste Theorie ist
die naheliegende. Die erste Quelle, Wasser, beschwört Delphior und seinen
Untergott, den eisigen Hendelor. Die zweite Quelle, Erde, steht in Zusammenhang
mit dem schmutzigen Kjeer und seinen schönen Schwestern Gold und Silber, Bachmu
und Helele. Die dritte Quelle, die Luft, steht für Tinsalt und den kleinen
Arisp. Die vierte Quelle, Feuer, brennt mit Afr und seinen Waffenbrüdern Lun
und Senchak. Diese Theorie leuchtet sofort ein, weil sie jedes Element dem Gott
zuordnet, der dieses Element im Götterrat vertritt. Was bei dieser Theorie aber
nachdenklich stimmt, ist, daß den vier Quellenzahlen falsche Anzahlen von
Gottheiten zugewiesen sind. Die Eins soll zwei, die Zwei drei, die Drei zwei und
die Vier drei Gottheiten haben? Das widerspricht der Zahlenmagie mit der Zehn.
Deshalb gibt es eine zweite Theorie, welche die Götter sozusagen von ihren
eigenen Elementen entbindet und sie eher charakterlich sortiert. So trägt
Quelle Vier, das Feuer, nun vier Gottheiten in sich, nämlich jene vier, die für
Jahreszeiten stehen und somit der Zahl Vier noch eine Bedeutung innerhalb des
Kalenders zukommen lassen. Also Arisp, Lun, Bachmu und Hendelor. Quelle Drei,
die Luft, ernährt Afr, Delphior und Kjeer, also jene drei Hauptgottheiten, die
nicht Luft sind. Quelle Zwei, die Erde, harmoniert mit Tinsalt und Helele, denn
Tinsalt steht für Ideen und für Geister, und Helele bezeichnet das Alter. Beide
weisen also durch die Zeit, auf den Kontinent und in die Ewigkeit. Quelle Eins
schließlich bekommt den einzigen der Götter zugesprochen, der nur schwer mit
den anderen auskommt, der gefährlich ist für sich und andere: Senchak, dessen
Zorn jede Begegnung in einen Kampf verwandelt. Ihn entfesselt das ursprüngliche
Chaos, das Wasser.«
    Â»Die zweite Theorie
wirkt

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