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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Überlebenden von Chlayst?«
    Â»Möglich.« Baladesar
blickte von seinem Pergament auf. »Das ist eine ziemlich geheimnisvolle Sache.
Im Rauchmond war ein Abgesandter des Palastes bei mir und erkundigte sich, ob
in der von mir verwalteten Textsammlung möglicherweise Schriften über die Affenmenschen
oder das Land hinter dem Felsenwüstengebirge gefunden worden sind. Alles, was
ich antworten konnte, war: ›Bisher nicht, aber mit dem vollständigen Sichten
werde ich wohl noch ein paar Jahre beschäftigt sein.‹ Ich habe ihm
vorgeschlagen, mir beim Sichten zu helfen. Ich war wirklich hilfsbereit.«
    Â»Ist es wahr, daß der
Feldzug eine gewaltige Katastrophe verursacht hat? Die Zerstörung eines ganzen
Landstriches?«
    Â»Davon weiß ich
nichts«, mußte Baladesar zugeben. »Nach allem, was man vom Hof hört, ist der
Feldzug noch im Gange oder zumindest die teilnehmenden Truppen noch nicht
zurück.«
    Kiara lehnte sich nach
vorne. »Ich bin mit ein paar Frauen befreundet, deren Männer mit dem Heer zu
tun haben. Was ich jetzt sage, muß unter uns bleiben, aber man munkelte schon
in der Phase der Truppensammlung von Magie. Eine neuartige magische Waffe
sollte diesen Feldzug kurz und unblutig machen. Das sich vor Endailon sammelnde
Heer erhielt eine gesonderte und streng geheime Zusatzausbildung.«
    Rodraeg konnte gar
nicht mehr weiteressen. Der Gedanke an einen verheimlichten, aber verheerenden
Krieg im Nordosten schlug ihm richtiggehend auf den Magen. »Das klingt alles
sehr bitter. Sie wissen nichts über ihren Gegner, deshalb bewerfen sie ihn
kurzerhand mit möglichst viel Magie.«
    Â»Mir schmeckt das auch
nicht«, pflichtete Baladesar bei. »Die Affenmenschen waren schon immer dort, wo
sie jetzt sind. König Rinwe hat vor 682 Jahren sämtliche verfeindeten Burgen
und Herzogtümer des Kontinents unter einer Krone vereinigt, aber die Affenmenschen
hat er wohlweislich in Ruhe gelassen. Die Felsenwüstenberge sind doch ohnehin
wie ein gigantischer Zaun. Warum ihn niederreißen?«
    Rodraeg nickte.
Vielleicht war es kein Zufall, daß der Kreis ausgerechnet jetzt östlich von
Aldava eine Einsatzgruppe stationieren wollte. Der Feldzug der Königin war
womöglich schon vorüber, aber wie hatte er geendet? Sicher nicht mit einem Sieg
der Königin, das hätte der Hof schon längst herausposaunt. Also eine Niederlage
oder ein nicht in Worte zu fassender Schock. Die von Naenn erwähnte
Katastrophe. Was würde als Nächstes geschehen? Ein zweiter Feldzug? Das
Gleichgewicht war bereits nachhaltig ins Wanken geraten. König Rinwes fast
siebenhundertjähriges Gleichgewicht. Gefährdet durch eine eigensinnige, schöne
junge Königin. Würde es Rodraegs Aufgabe sein, sich zwischen die Affenmenschen
und ein weiteres magisch verstärktes kontinentales Heer zu werfen? Das konnte
der Kreis doch nicht ernsthaft verlangen!
    Rodraeg versuchte sich
abzulenken, Frieden und Gelächter in seine Sinne zu bringen, indem er sich mit
Sajle und Hegia befaßte. Die beiden Mädchen zeigten ihm ihr hölzernes Spielzeug
und ihr weißmähniges Schaukelpferd, aber Rodraeg konnte nicht anders – er
grübelte darüber nach, ob die beiden Kinder nun auf echten Pferden reiten
würden anstatt nur auf einem hölzernen, wenn ihre Eltern nicht ihr Zuhause
verlassen hätten, um in der Großstadt ein größeres Glück zu suchen. Das Für und
Wider abzuwägen, war oftmals so verworren, und Rodraeg ertappte sich bei dem
Gedanken, daß er immer noch zurück konnte zu seinem Dasein der Unbestimmtheit.
Hier und jetzt aufbrechen, Naenn und den Kreis und den Kontinent und die
Königin einfach vergessen und in den Wald von Thost gehen oder in die
malerischen Hochtäler der Silbernen Krone, wo man vielleicht noch in Ruhe
gelassen wurde, selbst wenn ringsumher Kriege und Giftnebel loderten. Aber er
spielte mit den Kindern und half der vierjährigen Hegia dabei, einen kleinen
Bauernhof mit Kühen, Hühnern und Schafen auszustatten, bis ein Diener kam und
Naenn meldete.
    Die Blässe ihres
Gesichtes fiel in diesem Haushalt voller Südländer ganz besonders ins Auge.
Baladesar freute sich sehr, sie wiederzusehen, wünschte ihr alles Gute und
erneuerte auch ihr gegenüber sein Versprechen, das von Rodraeg angeführte
Unternehmen nach Kräften zu unterstützen. Naenn dankte ihm dafür,

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