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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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erledigen
das jetzt, weil es wichtig ist.« Baladesar holte tief Luft. Sorgenfalten
zerfurchten seine Stirn. »Ja, ich habe dir Kiara weggenommen. Ich weiß das. Ich
weiß, daß es nicht in Ordnung war, deine Abwesenheit auszunutzen. Ich hätte
nicht mit ihr das Lager teilen dürfen. Aber so absurd das klingt, so verlogen
und verkommen und selbstgerecht, es ist dennoch die reine Wahrheit: Ich habe
dabei auch an dich gedacht. Weil du dich immer so abschätzig geäußert hast über
so etwas hier« – er umfaßte den Hof und das Haus mit einer Handbewegung. »Weil
du im Gegensatz zu mir mit meinen schlechten Augen und meiner kindischen Furcht
bei Nacht im tiefen Wald immer auch etwas von einem Abenteurer an dir hattest,
von einem Säbelhelden, ähnlich deinem Onkel Severo. Weil du nicht glücklich
geworden wärest so wie ich, in dieser Stadt, in einem solchen Haus, mit Kindern
und Bediensteten, und dennoch hättest du Kiara all dies geben wollen, weil dies
ihr Glück ist. Ich habe die Entscheidung gefällt, dich aus diesem Gewebe
herauszulösen. Und was mich acht Jahre lang dann nachts oft hat nicht schlafen
lassen, was verhindert hat, daß ich dich in Kuellen besuchen kam, weil ich
nicht gewagt habe, dir unter die Augen zu treten, ist, daß ich dich durch meine
Entscheidung aus der Bahn geworfen habe und du danach keinen Tritt mehr gefaßt
hast.«
    Â»Was nicht stimmt, und
wofür du auch …«
    Â»Laß mich bitte
ausreden, ich bin noch nicht ganz fertig. Das Wichtigste kommt erst noch: Du,
nicht ich, du, Rodraeg Talavessa Delbane, bist zu etwas Höherem berufen, zu
etwas, das alles, was ich hier seit Jahren treibe und fuchtele, zur Nichtigkeit
verblassen lassen wird. Ich weiß nicht, was dieses Größere ist, aber daß so
etwas kommen wird, habe ich immer geahnt, weil du der Leuchtendere von uns
beiden gewesen bist, weil deine Leistungen meine immer überstrahlt haben –
vorausgesetzt, du hast dir Mühe gegeben. Als dieses Schmetterlingsmädchen zu
mir kam und mir von dem Kreis erzählte, hätte ich beinahe vollständig versagt,
weil mir nicht sofort dein Name einfiel, weil ich nicht sofort begriff, daß
dies jenes Größere sein könnte, das dir gehört. Aber die Götter sind auf deiner
Seite. Mehrere Wochen später kam das Schmetterlingsmädchen noch einmal bei mir
vorbei und bat mich, jemand anderen vorzuschlagen. Alles ergab jetzt plötzlich
einen Sinn. Dies ist deine Aufgabe. Du wirst eine Gruppe von Menschen anführen,
die zwischen allen Himmelsrichtungen, zwischen allen Völkern und allen
Interessen hin- und hereilen wird, um Probleme zu lösen, um die sich sonst
niemand kümmert. Und ich werde dich dabei unterstützen, das wollte ich noch
loswerden. Falls ihr mit dem königlichen Gesetz in Konflikt geratet, oder falls
sich sonstwie Situationen ergeben, in denen auch ein Riban Leribin und ein
Untergrundmensch nichts mehr ausrichten können – dann werde ich euer Advokat
sein, mit allem Wissen, allem Einfluß, allem Geld und allen Beziehungen, die
mir zu Gebote stehen. Du mußt nur rufen, und ich werde kommen.«
    Â»Und Kiara und die
Kinder im Stich lassen – kommt nicht in Frage.«
    Â»Du wirst mich nicht
rufen, wenn irgendwo in den Kjeerklippen ein Berg bestiegen werden muß. Du
wirst mich rufen, wenn ich tatsächlich helfen kann, und dann werde ich da sein.
Versprochen.«
    Â»Mit Informationen
kannst du möglicherweise aushelfen.«
    Â»Jederzeit. Ich besitze
jetzt ja eine Bibliothek.«
    Â»Stimmt. Das ist
großartig. Naenn wird auch begeistert sein, daß du uns helfen willst. Das hatte
ich eigentlich gar nicht erhofft, als ich hier vorbeischaute. Ich wollte euch
einfach nur wiedersehen und euch Bescheid geben, daß ich nach Warchaim
umsiedele. Jetzt bin nämlich ich dran mit Geständnissen.«
    Â»Was hast du schon zu
gestehen?« fragte Baladesar zweifelnd.
    Rodraeg lächelte. »Daß
ich nie so wütend auf dich war, wie du es in deiner poetischen
Selbstzerknirschung vielleicht angenommen hast. Als ich aus Aldava wegging,
konnte ich ahnen, was zwischen dir und Kiara passieren würde. Als ich dann
erfuhr, daß es passiert war, dachte ich kurz ›Verdammter Mist!‹ und atmete
erleichtert auf. Ich wußte, ihr würdet glücklich werden. Ich wußte auch, daß
ich etwas anderes suchte. Erst dachte ich, ein großes

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