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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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plötzlich
in schallendes Gelächter aus. »Nun macht euch doch nicht solche Sorgen. Alles
hat seine Richtigkeit: Wir sind ein Mammut – und kein Reh!«
    Nachts in seiner
finsteren Kammer, wachgehalten vom noch ungewohnten Schnarchen und Schneuzen
der beiden Klippenwälder, versuchte Rodraeg, die Anzeichen der Zeit zu
erlauschen, von denen Cajin gestern früh gesprochen hatte. Die Glocke zur
Mitternachtsandacht im Bachmutempel war tatsächlich deutlich zu hören, ein
klarer, fast singender Ton, der sicherlich schon so manche sorgenzerwühlte
Nacht wie ein Freund erhellt hatte.
    Daß im Leer das! um die Ecke die Sperrstunde einkehrte und die
Betrunkenen grölend nach Hause wankten, war zumindest in dieser Nacht nicht
feststellbar.
    Rodraeg dachte über die
unbarmherzige Prophezeiung Timbares nach, in einem Jahr werde es das Mammut
nicht mehr geben. Rodraeg glaubte nicht daran. Timbare hatte nämlich eines
nicht bedacht.
    Wenn selbst die
einfachen Bewohner der Klippenwälder mehr wußten als die Encyclica ,
wenn es tatsächlich noch Nachfahren der Mammuts in den Regenwäldern gab, dann
standen die Zeichen gut für das Warchaimer Mammut und die Regenwälder. Dann
würden sie beide überleben, Timbare und Rodraeg, und die Königin mit ihren
Gelehrten würde nichts davon erfahren.

8

Die Entfernung
    Am nächsten Morgen
wurde Rodraeg erneut von Cajin geweckt. Bestar und Migal saßen schon im großen
Raum am großen Tisch und frühstückten Brot, Wurst, Milch und Käse.
    Â»Wir hätten gerne schon
dieses Wagenrad aufgehängt«, sagte Migal, »aber dein Bett steht genau über den
Nägeln, die wir in die Decke hauen müssen. Also haben wir dich erst mal
schlafen lassen.«
    Â»Sehr rücksichtsvoll,
vielen Dank.« Rodraeg nahm sich Brot und Wurst.
    Nach dem Frühstück
hängten die beiden Klippenwälder tatsächlich den massiven Radleuchter unter die
Decke; mit mehreren stabilen Ketten und über zwanzig Nägeln befestigt,
schaukelte das Ungetüm über dem Versammlungstisch. Rodraeg und Cajin sahen sehr
zufrieden aus, und auch Naenn, die mit Erde unter den Fingernägeln aus dem
Garten nach drinnen kam, um sich in der Küche die Hände zu waschen, nickte
anerkennend.
    Jetzt erklärte Rodraeg
Migal und Bestar seinen Plan für den heutigen Tag. »Ihr beide geht auf den
Marktplatz, tummelt euch im Volk und seht zu, ob ihr einen Dieb entdecken
könnt, der etwas taugt. Mir ist klar: Wenn einer wirklich etwas taugt, werdet
ihr ihn nicht ertappen, aber man kann ja nie wissen, vielleicht haben wir
Glück. Ich werde inzwischen versuchen, einen guten Bogenschützen aufzutreiben.«
    Â»Warum machst du nicht
einfach wieder einen Anschlag ans Schwarze Brett?« fragte Cajin. »Man kann dort
sicher nicht nach einem Dieb suchen, aber nach einem Schützen.«
    Â»Könnte man, aber das
ist nicht das, was mir vorschwebt. Ich denke, Migal und Bestar sind schon die
besten, die wir über einen solchen Anschlag bekommen konnten. Was ich jetzt
eher im Sinn habe, ist jemand, der sich auf so einen Schrieb nicht melden
würde. Ein Außenseiter. Einer, der nicht unbedingt auf Arbeitssuche ist.«
    Â»So einen willst du in
unsere Gruppe eingliedern?«
    Â»Ich will wenigstens
einen Tag opfern, um herauszufinden, ob das überhaupt möglich ist. Ich würde
einfach gerne ein paar Sachen ausprobieren.«
    Rodraeg zahlte Migal
und Bestar je fünf Taler Handgeld, damit sie auf dem Markt auch etwas kaufen
konnten und den Tag über nicht Hunger leiden mußten. »Das ist aber gleichzeitig
schon eine Anzahlung für euren ersten Lohn. Viel mehr als zehn Taler pro Kopf
im Monat ist bei unserer augenblicklichen Finanzlage leider nicht drin.«
    Â»Das ist schon in
Ordnung«, meinte Migal. »Da wir hier umsonst wohnen und essen, haben wir ja
sonst kaum Ausgaben. Aber was ist mit Ausrüstung?«
    Â»Kriegt ihr von uns.
Zumindest Reiseproviant und Fackeln und Seile und sowas. Aber ein neues Schwert
kostet gut hundert Taler, das können wir uns im Moment nicht leisten. Ihr müßt
also sehr gut aufpassen auf eure Waffen und euer sonstiges Hab und Gut.«
    Bestar lachte. »Dieser
kleine Knilch von gestern wäre spätestens jetzt abgehauen.«
    Â»Gorik.«
    Â»Ja, so hieß er wohl.«
    Zu dritt gingen sie los
zum Markt. Das Wetter war weiterhin nieselig und von grauen, bauchigen

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