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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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nichts.«
    Rodraeg deutete nach
hinten auf das Rohr und den Hain. »Der Bach schäumt und brodelt und ist heiß
wie eine Wintersuppe. Könnt ihr euch einen Fisch vorstellen, der in heißer
Brühe überleben kann?«
    Â»Was ist los da oben?«
brüllte eine neue Stimme vom Talgrund. Rodraeg drängte sich an den Arbeitern
vorbei und stellte sich an den Rand. Zehn Schritt Höhenunterschied waren keine
Kleinigkeit, ihn schwindelte leicht. Unten stand, flankiert von zwei Kruhnskriegern
und den fünf Arbeitern, die dort für das Schmutzwasser zuständig waren, ein
großer, vierschrötiger Mann mit kahlrasiertem Schädel. »Mein Name ist Demares
Tiego von der Fabrikation Tiego aus Aldava. Ich habe Euch ein interessantes Angebot
zu machen, das mehrere Eurer Probleme auf einen Schlag lösen könnte.«
    Â»Probleme?« höhnte der
Glatzkopf. »Wir haben keine Probleme.«
    Â»Daß Ihr Eure Probleme
nicht erkennt, ist schon eins davon. Soll ich Euch drei weitere aufzählen?
Erstens: Ihr macht den ganzen Kontinent auf Euch aufmerksam, ohne es zu merken.
Zweitens: Ihr habt erstaunlich unfähige Wachtposten als Schutz. Drittens: Nach
allem, was ich über solche Materialien weiß, mit denen ihr hantiert, wird es
nur noch eine Woche oder zwei dauern, bis die ersten eurer Arbeiter umkippen
und nicht mehr aufstehen.«
    Die vermummten
Gestalten oben und unten wurden sichtlich unruhig. Der Glatzkopf ignorierte
das. »Verzieht euch wieder, ihr Schwätzer, sonst lasse ich euch Beine machen!
Dies ist rechtmäßig erworbener Grund und Boden, und ihr seid unbefugt hier
eingedrungen!«
    Â»Nicht doch, Tugri. Ist
denn so etwas klug?« Ein Mann war aus der Blockhütte gekommen, der wie
Baladesar Gläser vor den Augen trug. Kleiner als Tugri, jünger, schmal,
städtisch gekleidet mit einer leichten Jacke und passenden Hosen. Lächelnd
stellte er sich neben das versammelte Grüppchen und schaute zu Rodraeg hinauf.
»Was ist Euer Wunsch, Bürger Tiego? Euch mit uns zu unterhalten?«
    Â»Ich möchte Euch ein
interessantes Angebot unterbreiten.«
    Â»Schön. Dann laßt Euch
herunterhelfen. Entschuldigt bitte die Unbequemlichkeit, wir versuchen hier so
weit es geht, auf Leitern zu verzichten.«
    Â»Aber ohne Waffen«,
schnauzte Tugri. »Niemand außer unseren Leuten läuft hier bewaffnet rum!«
    Â»Ich bin ohnehin unbewaffnet«,
sagte Rodraeg, hob beide Arme und drehte sich. »Mein Leibwächter trägt ein
Schwert. Wir lassen es hier oben am Trog, einverstanden?«
    Durch Bestar ging ein
Ruck. »Keine gute Idee.«
    Rodraeg lächelte. »Wie
dumm von mir. Mein Leibwächter nimmt seine Aufgabe selbstverständlich sehr
ernst und möchte sich nicht von seiner Waffe trennen. Am besten, ich komme
alleine herunter, und er wartet oben auf meine sichere Rückkehr.«
    Â»Auch keine gute Idee«,
knurrte Bestar.
    Â»Nein, das wird nicht
nötig sein«, rief der Städter mit den Augengläsern. »Bei unserem Aufgebot an
bestens ausgebildeten Kriegern werden wir ja wohl die Anwesenheit eines
einzigen Schwertes tolerieren können.«
    Â»Dieser Leibwächter
sieht wie ein Klippenwälder aus«, raunte Tugri dem Städter zu. »Die sollte man
nicht unterschätzen.«
    Â»Ach was. Unter Kruhns
Leuten sind auch Klippenwälder, und bislang machen die auf mich alle einen
ziemlich überbezahlten Eindruck.«
    Rodraeg und Bestar
stiegen in zwei große Körbe und wurden nebeneinander über Seilzüge hinabgelassen.
Unten wurden sie sofort von Tugri und dem Städter in Empfang genommen und
Richtung Blockhütte geleitet.
    Â»Mein Name ist übrigens
Wellingor Deterio«, sagte der Städter. »Ich bin nicht ständig hier, ich schaue
nur diese Woche nach dem Rechten. Der freundliche Herr mit der Glatze ist Kisem
Tugri, der eigentliche Verwalter dieser Mine.« Es war offensichtlich, daß
Deterio Tugri in der Hierarchie übergeordnet war. Also kam Deterio
wahrscheinlich direkt von ›Batis‹ in Aldava, und das bedeutete, daß Rodraeg
aufpassen mußte, was er über die Fabrikation namens ›Tiego‹ erzählte.
Vorsichtshalber überlegte er sich schon einmal eine glaubwürdige Adresse. Er
widerstand der Versuchung, auf dem Weg zur Blockhütte zu den Findlingen
hinaufzuschauen, ob etwas von Migal und Hellas zu sehen war.
    Sie betraten das
Blockhaus zu

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