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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Doch kann er uns nicht vor den Spürnasen der Hunde schützen.«
    »Sei unbesorgt«, sagte Eden. »Ich werde uns schützen, sobald wir dort sind. Sancha, kannst du gehen?«
    Sancha rappelte sich mühsam auf. »Ja«, antwortete sie tapfer.
    »Master Hawthorne wird deine Wunden behandeln, Schwester«, sagte Cordelia und sah die anderen an. »Lasst uns beten, dass er nicht auch geflüchtet ist.«
    Das heisere Bellen der Hunde drang wieder durch die Bäume, ein wenig lauter jetzt und in einem leicht veränderten Ton.
    Cordelias Augen weiteten sich und sie zog erschrocken die Luft ein. »Hört ihr das nicht? Sie freuen sic h – sie haben unsere Spur entdeckt.«
    »Los, schnell weg hier!«, rief Tania in Panik.
    »Nein«, sagte Cordelia. »Wartet noch einen Augenblick.« Sie kletterte die Böschung hinauf und verschwand zwischen den Bäumen. Es raschelte kurz, dann war alles still.
    »Wo ist sie hin?«, fragte Tania.
    »Ich weiß nicht«, sagte Zara. »Wir müssen ihr vertrauen.«
    Schweigend warteten sie. Alle starrten auf die Stelle, an der Cordelia verschwunden war. Tania spürte, wie Edric seine Hand in ihre schob. Sie sah ihn an und er lächelte ihr beruhigend zu.
    »Eden hat es nicht geschafft, die Gedanken des Hexenkönigs zu lesen«, erzählte sie ihm.
    »Das dachte ich mir«, sagte er. »War’s schlimm?«
    Tania schluckte. Es würde noch eine Weile dauern, bis sie über die Dinge sprechen konnte, die sie in der Großen Halle gesehen hatte. »Rathina war dort«, sagte sie. »Sie saß neben dem Hexenkönig.«
    Die anderen starrten sie an. »Du meinst, als seine Gemahlin?«, wisperte Zara. »Oh bitte, lass das nicht wahr sein!«
    »Ich weiß nicht«, sagte Tania. »Vielleicht steht sie unter einem Bann. Ihr Gesicht wa r … wie soll ich es ausdrücke n … total leer.«
    »Ja«, sagte Eden, »aber nur, bis der Verräter Drake die Halle betrat. Da hättet ihr sehen sollen, wie sie vor Liebe strahlte.«
    »Das arme Kind«, murmelte Titania. »Wie schlecht wird es ihr ergehen, wenn ihr klar wird, dass allein sie dies Elend über uns gebracht hat.«
    Sanchas Augen funkelten entrüstet. »Rathina ist schuld, dass meine Bücher verbrannt sind«, sagte sie mit leiser, doch harter Stimme. »Diese kleine Hexe täte gut daran, mir nicht so bald unter die Augen zu treten. Ich würde sie mit Freuden im Feuer schmoren sehen.«
    Titania legte beschwichtigend ihre Hand auf Sanchas Arm, doch diese riss sich unwillig los. Auch Tania hasste Rathina für alles, was sie angerichtet hatte, obwohl sie tief in ihrem Inneren spürte, dass sie sich einmal sehr nahe gestanden hatten. Sie seufzte. So weit war es gekommen mit all der Pracht und Herrlichkeit der Elfenwelt, dass sie jetzt wie wilde Tiere durch den Wald flüchten mussten und vielleicht den Geschöpfen des Hexenkönigs zum Opfer fallen würden!
    Von Süden her drang der Lärm der Hundemeute an ihr Ohr. Der Tod kam mit raschen Schritten.
    Plötzlich raschelte das Laub in den Bäumen und Cordelia stürzte hervor. Tania erhaschte eine Bewegung zu ihren Füßen: ein roter Farbwirbel in dem langen Gras. Füchse. Fünf, sechs, sieben Füchse purzelten in die Senke hinunter, mit hängenden rosa Zungen und listig funkelnden Augen.
    »Kommt!«, rief Cordelia und winkte heftig. »Der Geruch der Füchse ist stärker als der des Elfenvolks. Sie werden unsere Spur überdecken und die Hunde in die Irre führen!«
    Tania kletterte hinter den anderen zu Cordelia hinauf. Bevor sie zwischen den Bäumen verschwanden, blickte sie noch einmal zurück. Die Füchse tollten übermütig im Gras herum und verwischten alle Spuren, die sie dort hinterlassen hatten.
    Tania lächelte dankbar zu ihnen hinunter. »Echt genial!«, flüsterte sie. »Vielen Dank.«
    Dann führte Cordelia sie in raschem Tempo zwischen den Bäumen hindurch, und sie marschierten, ohne anzuhalten. Anfangs hörten sie noch das entfernte Bellen der Hunde, aber nach einer Weile wurde es stiller im Wald. Tania glaubte indes, noch immer die Verfolger im Nacken zu spüren.
    Der Wald wollte kein Ende nehmen, der Weg führte beständig bergauf, bergab. Sie marschierten weiter nach Norden. Grüngoldenes Licht fiel durch die Zweige. Als der Abend kam und die Schatten länger wurden, begannen die Vögel zu zwitschern, und bald war der Wald von fröhlichem Gesang erfüllt, sodass Tania wieder ein bisschen auflebte. Trotz der schrecklichen Ereignisse gab es noch Licht und Schönhei t – Kräfte, die den finsteren Plänen des Hexenkönigs

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