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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Feuersturm.
    Edric rief ihr etwas zu. Eine Feuerwand sprang über, und die Hitze traf sie im Rücken. In letzter Sekunde gelang es ihr, das Buch zu packen. Sie spürte zerdrücktes Papier in ihrer Faust und das Gewicht des Buches. Als die Seiten sich losrissen, war das Gewicht fort, und sie hielt nur noch ein paar verkohlte Überreste in der Hand.
    Es war zu spät, sie konnte nichts mehr tun. Sie stürzte mit hochgerissenen Armen nach hinten, um ihr Gesicht vor der Feuersglut zu schützen. »Geh!«, schrie sie Edric zu.
    Edric stolperte mit Sancha in den Armen vor ihr her. Als sie zur Treppe kamen, übernahm Tania die Führung, damit Edric im dichten Rauch nicht strauchelte.
    Zara erwartete sie auf der zweiten Treppe. Eden war hinter ihr. Klare Luft umgab sie, der Treppenschacht war wie eine Sauerstoffinsel inmitten der dunklen Rauchwolken.
    »Schnell!«, keuchte Eden. »Ich kann das Feuer nicht länger aufhalten.«
    Als sie über den Boden der Bibliothek stürzten, sah Tania, wie sich die Flammen von außen gegen Edens magische Luftblase warfen. Der ganze Raum stand jetzt in Flammen und Sanchas geliebte Bücher waren rettungslos verloren. Mit lautem Krachen stürzte eine der Galerien ein und das Feuer fauchte triumphierend.
    Endlich erreichten sie den Gang. Der Rauch war hier weniger dicht.
    »Folgt mir!«, rief Edric den anderen zu. »Wir gehen durch den Dienstbotenflügel und den Küchentrakt. Ich kenne den Weg. Ich bringe euch hier raus.«
    Dann rannten sie, so schnell sie konnten. Die Große Bibliothek des Elfenreichs in ihrem Rücken brannte lichterloh.

VII
    T ania spähte durch die Bäume am südlichen Rand der Wälder von Esgarth. Dunkler Rauch stieg von der zerstörten Kuppel der Bibliothek auf. Auf dem lang gezogenen Heidehügel, der sich am westlichen Horizont verlor, zeichneten sich hier und da die Gestalten der Grauen Ritter ab, die auf der Jagd nach der geflohenen Königsfamilie dahinpreschten, Schwert und Speer in der Hand. Und zwischen den dünnen grauen Geisterpferden wimmelten die schwarzen Höllenhunde.
    Fürs Erste jedoch waren sie entkommen. Edric hatte sie durch Niederungen des Palastes geführt, die sie nie zuvor betreten hatte n – Küchen und Backstuben, Spülhütten und Waschhäuser, Räucherkammern und Vorratsräume, die einst vom Lärmen und Lachen der Dienstboten erfüllt gewesen waren, aber jetzt düster und verlassen dalagen. Die halb verfaulten Essensreste, die umgestürzten Butterfässer, das verschimmelte Bro t – all diese Spuren erzählten eine traurige Geschichte. Entsetzlich aber schien den Fliehenden die blutbespritzte Kochschürze, die Tania am Boden fand.
    Sancha hatte bald wieder selbst gehen können, obwohl sie noch benommen von dem Rauch war, den sie eingeatmet hatte. Stumm war sie zwischen Zara und Edric dahingestolpert, ihr bleiches Gesicht rußgeschwärzt, ihr Haar wirr und verfilzt, die Augen dunkel vor Schmerz über den Verlust ihrer geliebten Bücher. Mehrmals waren Reitertrupps in ihrer Nähe vorbeigaloppiert, aber niemand war ihnen auf die Spur gekommen. Ohne weitere Zwischenfälle erreichten sie den Waldrand.
    Tania riss sich von dem traurigen Anblick des Palastes los und folgte den anderen in den Wald. Schweigend liefen sie zwischen den Bäumen dahin, die winterlich kahl und starr in den Himmel ragten. Tote Blätter hingen wie Fetzen von Leichentüchern an den Ästen, kein Vogelzwitschern weit und breit, nirgends ein Lebenszeichen. Tania hatte die losen Seiten aus Oberons Seelenbuch, die sie in letzter Sekunde an sich gerafft hatte, in ihre Tasche gesteckt. Jetzt nahm sie sie heraus und faltete sie auseinander.
    »Oh nein«, flüsterte sie und starrte fassungslos auf die leeren Seiten.
    Zara drehte sich zu ihr um. »Was hast du denn?«
    »Hier, schau«, sagte Tania. »Da ist nichts drauf. Es war die totale Zeitverschwendung.«
    Zara lächelte schwach. »Es steht nichts darauf geschrieben, was sich deinen Augen enthüllt, Schwester«, sagte sie. »Wusstest du das nicht? Ein Seelenbuch kann nur der lesen, dessen Geschichte es erzählt. Diese Seiten sind vollgeschrieben bis zum Rand, doch du und ich, wir vermögen nichts zu erkennen. Das ist Teil des Geheimnisses, das diese Bücher bergen.«
    »Aber wozu haben wir Oberons Buch gerettet, wenn es doch niemand lesen kann?«
    »Doch, eine von uns kann es«, erklärte Zara. »Sancha besitzt die Gabe. Jetzt ist allerdings keine Zeit dazu. Das kann warten, bis wir tiefer im Wald sind. Aber verzweifle nicht, Schweste r

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