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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Dinge«, wisperte sie. »Es müssen Graue Ritter in der Nähe sein. Aber ich habe auch die Spuren von lebenden Pferden gefunden. Wenigstens fünf Pferde müssen vor wenigen Tagen in heller Panik über diesen Weg galoppiert sein. Wenn ich den richtigen Weg eingeschlagen habe und mich nicht irre, müssen sie dahinten sein.« Sie zeigte zu den Bäumen. »Dort liegt eine Senke, nicht mehr als eine Achtelmeile entfernt, bei dem Dorf Deepdene am Wyvern-Bach, der durch die Wälder fließt und in die Tamesis mündet. Es ist saftiger Wiesengrund, ein guter Platz für Pferde zum Grasen und Ausruhen.«
    »Hoffentlich hast du Recht«, murmelte Tania. Das durchdringende Heulen der Bluthunde jagte ihr kalte Schauer über den Rücken.
    Cordelia ging rasch weiter, dicht gefolgt von den anderen. Nachdem sie jetzt die Richtung kannte, lief sie wie eine Gazelle durch den Wald, den Kopf hoch erhoben.
    Der Hund tauchte urplötzlich auf, wie aus dem Nichts. Im ersten Moment nahm Tania nur einen dunklen Farbwirbel wahr, der von einem hohen Felsen herunterschoss. Die Bestie warf sich auf Cordelia und schleuderte sie auf den Boden, sodass ihr das Schwert aus der Hand fiel. Was dann passierte, lief wie ein Film vor Tanias Augen ab: Cordelia wand sich verzweifelt unter dem riesigen Hund, rammte ihm ihren Arm zwischen die triefenden Lefzen und stemmte den hässlichen Kopf von sich weg, während sie mit der anderen Hand nach ihrem Schwert tastete.
    Endlich riss Tania sich aus ihrer Erstarrung, stürzte nach vorn und stieß dem Tier mit aller Kraft ihr Schwert in die Flanke. Ein grässliches Heulen ertönte und der Hund stürzte zu Boden. Plötzlich nahm Tania eine Bewegung hinter sich wahr. Edric schrie etwas, dann ertönte ein Knurren, das abrupt verstummte. Etwas Schweres krachte zu Boden. Als Tania sich umwandte, lag dort ein zweiter Hund, und Edric stand mit erhobenem Schwert über ihm.
    Cordelia kroch unter dem ersten Hund hervor und packte ihr Schwert. »Geschwind jetzt, die Hunde haben sicher ihre Artgenossen alarmiert.«
    Wie der Wind liefen sie durch den Wald, sprangen über umgestürzte Bäume und achteten nicht auf die Äste, die ihnen ins Gesicht peitschten und sich in ihren Haaren verfingen. Ein schauerliches Bellen ertönte links von ihnen. Cordelia hielt kurz inne, dann schoss sie nach rechts. Doch sie waren kaum dreißig Schritte weit gekommen, als direkt vor ihnen erneut Hundegekläff ertönte. Wieder änderte Cordelia die Richtung.
    Tania nahm jetzt überall in den Bäumen Bewegung wah r – graue Silhouetten, die durch die schlanken Birkenstämme huschten. Die Grauen Ritter waren hinter ihnen, zwar noch ein gutes Stück entfernt, aber sie rückten unaufhaltsam näher.
    Das Hundegeheul kam jetzt von allen Seiten, es war wie eine Treibjagd. Keuchend stolperte Tania über den rauen Boden und spähte verzweifelt um sich. Ja, sie hatte sich nicht getäuscht: Große graue Gestalten kreisten sie weiträumig ein, und die kläffenden Hunde trieben sie wie Wild vor sich her.
    »Sie hetzen uns in eine Falle!«, schrie Edric. »Wir müssen ausbrechen, schnell!«
    »Soll ich die Wunschperle einsetzen?«, keuchte Tania.
    »Nein!«, rief Zara. »Dazu ist es noch zu früh.«
    »Und kein Täuschungszauber der Welt wird bei diesen Hunden wirken«, rief Cordelia, »denn sie folgen dem Geruch das schwarzen Bernsteins, Tania! Solange du den Vorrat bei dir hast, können wir sie nicht abschütteln.«
    »Und wir können ihnen auch nicht mehr lange davonlaufen«, sagte Zara. »Wir sind umzingelt. Die Grauen Ritter werden uns jetzt jeden Moment angreifen und töten!«
    »Wir müssen den schwarzen Bernstein wegwerfen!«, rief Edric. »Die Hunde von unserer Spur abbringen!«
    »Aber wie sollen wir dann König Oberon retten?«, keuchte Tania und spähte wild um sich. Die Grauen Ritter kamen immer näher. Schon hörte sie das Donnern der Hufe, sah die Schwertklingen blitzen und die grauen Umhänge wehen.
    »Gib mir den Beutel mit dem schwarzen Bernstein!«, rief Cordelia und streckte blindlings ihre Hand nach hinten, wie eine Staffelläuferin, die nach dem Stab greift.
    Tania nestelte im Laufen den Beutel los und drückte ihn Cordelia in die Hand. »Ich locke sie weg«, keuchte Cordelia. »Seht ihr das Farngestrüpp dort hinten? Verbergt euch darin. Ich bin gleich zurück.« Dann schoss sie davon, sprang durchs Unterholz und war verschwunden. Die anderen liefen zu den Farnen, warfen sich auf den Boden und verharrten dort stocksteif.
    Mit klopfendem Herzen

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