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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Cordelia war erbarmungslos weitergaloppiert, bis Tania sich kaum noch rühren konnt e – ihre Schenkel brannten, ihre Finger, die sich in der Mähne festkrallten, waren taub, und ihr ganzer Körper schmerzte.
    Als sie endlich anhielten, rutschte Tania vom Pferd und lag keuchend am Boden. Edric hatte ihr sanft die verkrampften Muskeln massiert, während ihre Schwestern zum nahen Seeufer gingen und Binsen sammelten, die Cordelia geschickt zu provisorischem Zaumzeug flocht.
    Danach hatten sie die Reise fortgesetzt, viel zu schnell für Tanias Geschmack. Mit den Zügeln ging es jedoch etwas leichter, und jetzt erlaubte Cordelia ihnen, in gemäßigtem Trab zu reiten. Tania war viel zu erschöpft, um auf ihre Umgebung zu achten, aber am späten Nachmittag stand die Sonne vor ihnen, und das bedeutete, dass sie nach Westen ritten.
    Die erste Nacht hatten sie in einem kleinen Eichenwald verbracht. Tania war auf den Boden geplumpst und trotz ihrer Schmerzen sofort eingeschlafen. Als sie erwachte, knurrte ihr der Magen vor Hunger, aber ihr Muskelkater war längst nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte. An diesem Morgen fiel es ihr schon leichter, sich auf dem Pferd zu halten, sie hatte wieder Kraft in den Muskeln, und es war, als erinnerte sich ihr Körper wieder an die Bewegung des Reitens.
    Jetzt lag Tania im Gras ausgestreckt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und blickte verträumt durch das bläuliche Licht der Kristallsäulen in den samtigen Nachthimmel auf. Die anderen redeten leise.
    »Wie weit ist es noch bis Caer Kymry?«, fragte Zara.
    »Drei Tagesritte«, antwortete Cordelia. »Wir haben uns wacker geschlagen, und ich schätze, wir haben etwa die Hälfte der gesamten Wegstrecke geschafft, aber das Land wird rauer, je weiter wir nach Westen reiten. Bei Elfindale können wir den Wildstrudelbach überqueren, und von dort geht es durch den Knorreichenwald und das Wilddämmertal zur Eichenringhöhe und in die Turmfalkenberge hinauf, die am östlichen Rand von Talebolion liegen. Dann müssen wir über Farnfeldhausen und Holzfarrenwinkel nach Nordwesten reisen und dem Fluss Hollingbourne folgen, bis wir den Halbmondgipfel erreichen. Von der Passhöhe aus müssten wir auf Caer Kymry, das Tal von Ynis und auf das große Westmeer hinuntersehen können.«
    Tania liebte den Klang dieser poetischen Namen. Sie setzte sich auf und blickte gebannt in die Gesichter der anderen, die in das flackernde blaue Licht der hohen Kristallsäulen getaucht waren. »Ist alles im Elfenreich so schön wie das hier?«, fragte sie schlaftrunken. »Mir erscheint es wie ein Traum.«
    »Im Elfenreich gibt es viele Wunder und Naturschönheiten«, entgegnete Zara lächelnd. »Einer meiner liebsten Orte ist das ferne Tal von Leiderdale in Dinsel. Dort steht ein hoher Fels, der oben ganz flach is t – der Hohe Chantrelle oder Sängerthron. Wenn man oben steht und gen Westen blickt und singt, schicken einem die Talwände ein tausendfaches Echo zurück, so schön, dass einem das Herz aufgeht.«
    »Hast du auch einen Lieblingsplatz, Edric?«
    »Ich bin in Weir aufgewachsen«, erzählte Edric. »Zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen gehören die Aus-flüge zum Oberlauf des Lych, an einen Ort namens Reganfal. Das Land dort ist wild und rau und der Fluss stürzt über steile Felsen hinab. Im Hochsommer, wenn die Lachse springen und die Luft von schimmernden Regenbogen erfüllt ist, gibt es nichts Schöneres für mich.«
    Tania lächelte und träumte einen Augenblick davon, eines Tages mit Edric nach Reganfal zu fahren, um die Regenbogen und Lachse zu bewundern. Falls sie dieses Abenteuer jemals überleben würden.
    »Hätte ich die Wahl«, sagte Cordelia, »so würde ich die Flammenraine zu meinem Lieblingsplatz erklären.« Zu Tania gewandt fügte sie hinzu: »Durch die Flammenraine wären wir gekommen, wenn unsere Reise direkt nach Norden geführt hätte. Es ist ein wunderschöner Ort, Tani a – wogende Felder und Wiesen, so weit das Auge reicht, alles mit leuchtend rotem Mohn übersät, Blüten, die sonst nirgends im Elfenreich wachsen und ständig ihre Farbe wechseln, wenn der Wind darüberstreicht.« Cordelia seufzte. »Einfach zauberhaft.«
    »Hoffentlich werde ich alle diese Orte irgendwann sehen können«, sagte Tania.
    »Oh ja, gewiss«, erwiderte Zara lächelnd. »Ich vertraue fest darauf.«
    »Doch jetzt sollten wir ein wenig schlafen, um wieder zu Kräften zu kommen«, mahnte Cordelia. »Vor uns liegt noch ein mühseliger Weg, und

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