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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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ihr oft so weit landeinwärts?«, fragte Tania.
    »Nein, wir verlassen nicht oft den Strand«, erwiderte Clorimel. »Wir sind die Karken von Ynis Maw. Wir haben unsere Pflicht im Großen Weltengesang zu erfüllen.«
    »Aber es ist so düster dort«, seufzte Tania.
    »Es ist unser Land«, sagte Clorimel. »Unser Zuhause. Im Frühjahr, wenn die Luft frisch und süß von Ynis Boreal hereinweht, ist das Leben schön genug.«
    »Und im Winter? Ist es da nicht schrecklich kalt?«
    »Kalt? Ja, gewiss ist es kalt, doch der Fimbulsturm bringt uns dicke Schneedecken, die uns vor dem eisigen Wind schützen. Dann sitzen wir in unseren Höhlen um ein wärmendes Feuer und erzählen uns die alten Geschichten.« Clorimels Augen verdüsterten sich. »Einst waren wir alle geflügelt«, raunte sie Tania geheimnisvoll zu. »Vor langer, langer Zeit waren alle Lios Foltaigg.«
    »Und was ist dann passiert?«, fragte Tania gespannt. »Warum ist es jetzt nicht mehr so?«
    Im selben Moment ertönte ein Schrei hoch oben in der Luft, und Clorimel blickte auf. Einer der Lios Foltaigg schwebte über ihnen und zeigte nach Süden.
    »Da kommt etwas«, sagte Clorimel. Schnell stieg sie in die Luft, gefolgt von allen anderen Lios Foltaigg um sie herum.
    Cordelia drehte sich mit einem strahlenden Lächeln zu Tania um. »Er kommt!«, rief sie. »Ich wusste es, doch konnte ich nicht genau sagen, wie schnell er uns erreichen würde.«
    »Wer kommt?«, fragte Tania verständnislos.
    »Der Einhornfreund!«, rief Cordelia mit leuchtenden Augen. »Bryn kommt!«
    Es dauerte nicht lange, bis Tania in der Ferne das Donnern der Hufe hörte und die Einhörner auf sie zugaloppierten. Es waren ungefähr zwanzig Tiere, angeführt von Bryn, der auf einem von ihnen dahinjagte. Cordelia lief ihnen entgegen, und Edric und Tania folgten ihr, aber die Lios Foltaigg blieben zurück, setzten den König behutsam auf dem Boden ab und stiegen ängstlich in die Höhe.
    Die Einhörner kamen in einer gewaltigen Staubwolke zum Stehen und Bryn sprang ab. »Gut gemacht!«, rief er und sah sich als Erstes nach Cordelia um. »Wir waren noch eine gute Meile entfernt, als ich im Geist den Ruf der Flöte hörte, Mylady. Da wusste ich, dass Ihr nicht weit sein könnt, und bin Euch entgegengaloppiert.«
    »Ich habe deine Gegenwart gespürt, Master Lightfoot«, sagte Cordelia. »Die Flöte muss mystische Kräfte besitzen.«
    »Sie ist aus einer Hexenweide geschnitzt«, sagte Bryn. »Es heißt, das Holz sei von einem Zauber durchwirkt.« Zweifelnd blickte er zu den geflügelten Wesen auf. »Sind alle unversehrt?«
    »Oh ja«, antwortete Cordelia. »Und wir haben sogar Freunde im Norden gewonnen. Dies hier sind Lios Foltaigg und sie sind weder wild noch mordlüstern.«
    Bryn verneigte sich tief. »So bitte ich, dass ihr mir meine törichten Worte verzeiht«, sagte er. »Ich sprach aus Unwissenheit und lasse mich gern eines Besseren belehren.«
    Die Lios Foltaigg kamen zögernd herab, aber nur Clorimel wagte sich in die Nähe der Einhörner. »Freunde der Alios Foltaigg, seid uns willkommen in Fidach Ren«, sagte sie. »Doch zögert nicht, auch weiterhin Geschichten über unsere Wildheit zu verbreite n – solche Legenden halten die Bewohner der restlichen Welt fern, denen wir aus Erfahrung misstrauen.«
    »Dann wird euer Geheimnis bei mir gut aufgehoben sein«, versprach Bryn und verneigte sich wieder.
    »Aber was machst du hier?«, fragte Edric. »Warum bist du uns gefolgt?«
    »In der Nacht, als Ihr abgereist seid, wurde ich von unheilvollen Träumen und Visionen heimgesucht«, erzählte Bryn. »In der Dämmerung rief ich meine Freunde zusammen und ritt hinter Euch her, so schnell ich konnte.« Erst jetzt bemerkte er Oberon, der auf der Trage der Lios Foltaigg lag. »Barmherzige Geister!«, rief er. »Und ich habe so inbrünstig gebetet, dass unser König nicht tot sein möge!«
    »Er lebt noch«, sagte Cordelia. »Doch müssen wir ihn rasch zur Königin bringen. Kannst du uns helfen?«
    Bryn runzelte die Stirn. »Die Einhörner werden ihn nicht den ganzen Weg zum Elfenpalast tragen können«, sagte er. »Doch kaum fünf Meilen südöstlich von hier liegt das Lehensgut Shard. Die Pächter sind einsame Leute und misstrauisch gegenüber Fremden, doch gut und ehrlich und dem Haus Aurealis treu ergeben. Wir könnten sie um einen Wagen bitten, mit dem Ihr nach Caer Circinn fahren könnt. Von dort führen breite gerade Straßen direkt durch die Herzogtümer Llyr und Anvis.«
    »Das hört sich

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