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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Grün bepflanzt und von wildem Wein überwuchert, leuchtende Blütenkaskaden flossen die Erker hinab. In den Wiesen um die Burg drängten sich zahlreiche Zelte, über denen weiße, gelbe und himmelblaue Standarten wehten. Reiter bewegten sich dazwischen und schwer beladene Wagen, Kutschen und Kaleschen waren zu sehen.
    »Die Elfenarmeen sammeln sich«, stellte Cordelia fest. »Das ist gut.« Sie schnalzte mit der Zunge, und Zephyr warf den Kopf hoch und stürmte den Hang hinunter.
    Tania war so verzaubert von dem märchenhaften Anblick, dass sie nicht gleich reagierte. Aber schließlich gab sie sich einen Ruck, trieb Tanz an und folgte Cordelia die weiße Straße hinunter zur Burg Ravensare.
    Die Wachen hatten ihre Ankunft bereits weitergemeldet, denn als Tania und Cordelia unter dem Wehrgang durchritten und in den Burghof kamen, der wie ein blühender Garten war, erwartete sie bereits eine stattliche Menge, um sie willkommen zu heißen.
    Ein großer, breitschultriger Mann mit roten Haaren und rotem Bart stand auf den Stufen eines wuchtigen Wehrturms. Zwei hochgewachsene junge Männer mit rabenschwarzem Haar und tiefdunklen Augen in den schön geschnittenen Gesichtern hielten sich rechts und links von ihm. Hopie und Lord Brython waren bei ihnen, ebenso Zara und ein grauhaariger alter Mann, der sich auf einen Stock stützte. Das konnte nur Edens Gemahl, Graf Valentyne, sein. Außer ihnen waren viele andere hochgeborene Lords und Ladys anwesend, die mit ihren Rittern gekommen waren, um ihren König gegen den Hexenmeister von Lyonesse zu verteidigen.
    Tania und Cordelia stiegen ab. Die Stallburschen in ihrer Umgebung wichen misstrauisch vor den Einhörnern zurück.
    »Sie tun euch nichts«, beruhigte sie Cordelia. »Führt sie in den schönsten Stall von Ravensare und gebt ihnen Futter und Wasser.« Dann tätschelte sie Zephyrs Hals. »Nun ruh dich schön aus, liebes Herz; ihr habt es verdient, du und dein Bruder. Ich werde später nach euch sehen und mich überzeugen, dass ihr gut versorgt seid.« Dann nahm sie Tania am Arm und ging mit ihr zu der Treppe.
    »Seid uns willkommen, Cordelia und Tania!«, rief der rothaarige Mann mit dröhnender Stimme und kam die Stufen herunter. Er verneigte sich und küsste Tania die Hand. »Wir haben uns noch nicht gesehen, seit Ihr von Euren Wanderungen in der Welt der Sterblichen zurückgekehrt seid«, sagte er. »Ich bin der Bruder Eures Vaters, Euer Onkel Cornelius.«
    »Oh, hallo«, sagte Tania. »Freut mich, Euch kennenzulernen.« Sie schaute in seine blitzenden blauen Augen, und jetzt, von Nahem, bemerkte sie auch seine Ähnlichkeit mit dem König. Cornelius wandte sich ab und deutete auf die beiden dunkelhaarigen jungen Männer. »Meine Stiefsöhne, Titus und Corin, und meine Gemahlin, Herzogin Lucina.«
    Die Herzogin war ein bezauberndes Wesen mit langem honigblondem Haar und klaren Augen, in denen sich das Kristallblau der Burgmauern spiegelte. »Seid mir gegrüßt, Tania«, sagte sie. »Eure Gegenwart bringt Freude in unsere Mauern.«
    »Danke«, begann Tania, doch im nächsten Moment fegte ein blauseidener Wirbelwind die Treppe herunter, und Zara warf sich ihren beiden Schwestern in die Arme und tanzte mit ihnen im Kreis herum. »Ich bin so froh, dass ihr da seid!«, rief sie mit Freudentränen in den Augen. »Ich habe wahrhaftig um euer Leben gebangt.«
    »Scht, Zara!«, sagte Hopie, die neben sie trat. »Vergiss nicht, dass du eine Prinzessin bist.«
    »Ja, aber ich bin auch eine Schwester!«, rief Zara. »Und Tochter!« Sie sah Tania und Cordelia an. »Wie geht es unserem Vater? Lebt er?«
    »Ja, er lebt, doch er ist schwach und will nicht erwachen«, berichtete Cordelia. »Wir haben seit zwei Tagen keine Nachrichten mehr von ihm erhalten. Davor schickte Bryn Lightfoot uns einen Hühnerhabicht, der uns die Kunde brachte, dass sie in Caer Circinn angekommen seien und Graf Ryence von Minnith Bannwg ihnen einen Wagen und Begleiter für die Weiterreise geben werde.«
    Hopie runzelte die Stirn. »Dann sind sie noch viele Tagesreisen entfernt«, sagte sie. »Ich hatte auf bessere Nachrichten gehofft. Ohne Oberon gegen den Hexenkönig ins Feld zu ziehen, dürfen wir nicht wagen, und doch hörten wir heute Morgen, dass eine Vorhut seiner Armada in Fortrenn Quay vor Anker gegangen ist und zweitausend Graue Ritter an Land gesetzt hat.«
    »Ist die Königin noch in Sicherheit?«, fragte Tania erschrocken.
    »Wir haben durch den Wasserspiegel mit ihr gesprochen«, erzählte die

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