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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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betet, dass sie die Kraft besitzen möge, ihn wieder aufzuwecken und gesund zu machen.«
    »Wird er nicht auf seinem Luftpferd reiten?«, fragte Clorimel, die sich neben den Kopf des Königs kniete. »Wird er nicht die vier Winde heraufbeschwören, um sich von ihnen davontragen zu lassen?«
    »Er hat nicht die Kraft dazu«, erklärte Cordelia. »Sagt, liebe Freunde, besitzt ihr vielleicht einen Wagen oder eine Kutsche, mit der wir ihn fortbringen könnten?«
    »Wir sind Lios Foltaigg«, erwiderte Clorimel. »Wir brauchen keine Wage n – die Luft ist unsere Kutsche, der Wind unser Ross!«
    »Das hilft uns jetzt auch nicht weiter«, schnaubte Tania. »Kapiert ihr’s denn nicht? Wenn wir ihn nicht so schnell wie möglich zur Königin bringen, dann stirbt er, und der Hexenkönig wird die Macht an sich reißen und alles zerstören!«
    Clorimel schoss erschrocken von Tania weg und starrte sie mit vorgerecktem Hals an. »Deine Wut ist wie das Meer, deine Verzweiflung wie die Erde, wenn sie nach Regen dürstet«, verkündete sie. »Du allein bist Alios Foltaig g – und darum helfen wir dir.« Dann flog sie hoch und rief seltsame Worte in alle vier Himmelsrichtungen. Gleich darauf war die Luft voll von geflügelten Wesen, die von den Felsen aufstoben und landeinwärts segelten.
    »Was können sie schon tun, um uns zu helfen?«, fragte Edric, der den Lios Foltaigg wie gebannt nachblickte. »Die Königin ist zweihundert Meilen weit entfernt. Wie sollen wir den König zu ihr schaffen?«
    »Wir werden ihn auf unserem Rücken tragen, wenn es sein muss«, sagte Cordelia entschlossen.
    Zu dritt setzten sie sich neben den König und warteten stumm, während die Wellen endlos gegen die finstere Küste klatschten und die Wolken langsam über den Himmel zogen.
    Plötzlich erfüllte Flügelschwirren die Luft und eine Schar Lios Foltaigg schwebte zu ihnen herab. Ein paar von ihnen führten einen großen ovalen Gegenstand mit. Als sie näher kamen, sah Tania, dass es eine Trage aus geflochtenem Gras war. Dicke Graskordeln waren zu beiden Seiten in den Rand eingearbeitet und dienten als Haltegriffe.
    »Wir dürfen die Grenzen von Fidach Ren nicht überschreiten«, erklärte Clorimel. »Aber wir tragen die Sonne, so weit wir können. Danach müsst ihr mit den Fid Foltaigg in den Südländern sprechen und sie bitten, euch auf eurer Reise weiterzuhelfen.«
    »Danke«, sagte Tania. »Vielen, vielen Dank.«
    Zehn Lios Foltaigg waren nötig, um den König hochzuheben, nachdem Tania, Cordelia und Edric ihn behutsam in die Hängematte gelegt hatten. Die Grasschlaufen über die Schultern geschlungen, stiegen die Flugwesen in die Luft und trugen ihn dicht am Boden, sodass Tania und die anderen neben der Trage hergehen konnten, auf dem Weg durch das lange Tal, das von der Küste abzweigte. Clorimel gab den Reisenden Proviant mit: getrockneten Fisch und harte Brotfladen und ein dunkles, salziges Gemüse mit gummiartigen Blättern. Eigentlich schmeckte es nur nach Tang und Salz, aber sie aßen es dankbar auf ihrer anstrengenden Reise durch die tiefen Täler von Fidach Ren. Eine große Schar Lios Foltaigg begleitete sie und trug abwechselnd die Trage.
    Gegen Mittag rasteten sie. Tania und Edric saßen zusammen auf einem Felsen. Tania knabberte an einem Brotfladen und verdrängte den Gedanken, wie langsam sie am Morgen vorangekommen waren und wie viele schroffe Täler noch vor ihnen lagen. Cordelia stand auf einem hohen Felszacken und spähte Richtung Süden.
    Nach einer Weile sprang sie herunter und setzte sich zu Tania und Edric. »Es zieht etwas herauf«, meinte sie, »der Wind hat sich gedreht und weht von Süden her. Noch ist er schwach und fern, doch ich spüre ihn.« Lächelnd griff sie in ihren Kittel und holte die Pfeife hervor, die Bryn ihr gegeben hatte. »Ja, da kommt etwas.«
    »Was?«, fragte Tania.
    Cordelia setzte die Flöte an die Lippen und blies hinein. Ein einzelner, hoher, schwebender Ton hing in der Luft. »Du wirst schon sehen«, sagte sie. »Möge das Glück uns günstig sein.«
    Tania schien es, als habe die Landschaft sich kaum verändert, seit sie am Nachmittag wieder aufgebrochen waren. Selbst wenn sie auf einem hohen Hügel standen, waren ringsum nur Berge zu sehen, die sich in dunstige, blaugraue Fernen ausdehnten. Edric und Cordelia gingen links und rechts von der Trage. Tania war etwas zurückgefallen und Clorimel schwebte an ihrer Seite. Andere Lios Foltaigg umschwirrten sie und sprachen im Flug miteinander.
    »Kommt

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