Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
Vom Netzwerk:
keinem getötet werden, der im Elfenreich geboren ist, genauso wenig wie er von der Hand eines Sterblichen fallen könne.« Der alte Graf hielt inne und nickte zu Tania hinüber. »Prinzessin Tania wurde nicht im Elfenreich geboren und doch ist sie keine gewöhnliche Sterbliche. Sie allein steht mit einem Fuß im Immerwährenden Elfenreich und mit dem anderen in der Welt der Sterblichen. Es ist meine Überzeugung, dass nur sie den Hexenkönig bezwingen kann.«
    Tania hörte ihm staunend zu. Clorimel hatte etwas ganz Ähnliches gesagt. Wie waren ihre Worte noch gewesen?
    Du bist Alios Foltaigg. Du bist zwischen den Dingen. Du stehst mit einem Fuß auf dem Land und mit dem anderen im Meer. Die Sonne ist dein rechtes Auge und der Mond dein linkes. Das ist der Grund für deine Traurigkeit und dein Schicksal.
    »Sagen die alten Text, dass der Sieg uns gehören wird?«, fragte Hopie.
    »Nein«, entgegnete Graf Valentyne. »Das tun sie nicht.« Er sah Tania an. »Ich sage nicht, dass es ein sicherer Weg ist, Mylady, oder dass dahinter eine helle Zukunft winkt, doch ist diese Schlacht Euer Schicksal, Prinzessin Tania, wenn Ihr es annehmt.«
    »Du wirst nicht allein sein, liebe Schwester«, fügte Cordelia hinzu. »Wähle diesen Pfad und ich stehe an deiner Seite, gleich was kommt.«
    »Ich auch«, sagte Zara.
    »Ich glaube fest daran, dass alles einen Sinn hat«, sagte Hopie und sah Tania ernst an. »Vielleicht war dir deine seltsame Lebensreise vorherbestimmt, damit du nun als Einzige von uns die Macht besitzt, den Hexenkönig von Lyonesse und seine finsteren Pläne ein für alle Mal zu zerstören.«
    Tania blickte sich langsam in der Runde um. Sie wunderte sich, dass sie das alles so wenig verstörte. Es erschien ihr vielmehr selbst so, als habe alles, was bisher geschehen war, nur dem einen Zweck gedient: sie zur rechten Zeit an den rechten Ort zu bringen.
    »Okay«, sagte sie. »Ich mach’s.« Sie holte tief Luft. »Ich werde kämpfen.«
    Es war später Nachmittag und die Sonne warf ihre langen goldenen Strahlen durch die Fenster der riesigen, weiß getünchten Waffenkammer. Titus, einer der beiden Söhne von Graf Cornelius, hatte die Prinzessinnen hierhergebracht, um ihnen ihre Rüstungen anzupassen. Am nächsten Morgen im ersten Dämmerlicht würde die Elfenarmee aufbrechen.
    Tania war völlig überrumpelt von den Ereignissen. Eben noch hatte sie geglaubt, dass Marschall Cornelius die ganze Verantwortung auf seinen Schultern trug, und jetzt war alles auf den Kopf gestellt, und die ganze Versammlung lauschte ihren Vorschlägen. Sie wünschte sich, sie könnte Edric um Rat fragen, oder ihren Vate r – nicht Oberon, sondern ihren Vater zu Hause in London, der ihr immer den Rücken gestärkt hatte, wenn ihr die Dinge über den Kopf gewachsen waren. Aber ihr Dad war weit we g – unerreichbar. Wem sonst konnte sie sich anvertrauen? Stumm stand sie an der Seite und beobachtete ihre Schwestern. Hopie und Titus studierten eine große Wandkarte und unterhielten sich leise. Zara schwang ein langes Kristallschwert, dessen Klinge hell in den schrägen Sonnenstrahlen blitzte. Cordelia suchte in den Hängegestellen mit den Rüstungen nach etwas Passendem für die Schlacht.
    Die Elfenarmee hier war ähnlich ausgestattet wie die in Caer Kymry: Brustharnische und Schilde aus einer harten, muschelschalenähnlichen Substanz, außen elfenbeinweiß, innen perlmuttfarben schimmernd. Außerdem gab es ein Arsenal von Muschelhelmen, dazu Kettenhemden, gefertigt aus winzigen Muschelschalen, die härter waren als Metall. Schwerter, Speere, Äxte und Streitkolben waren an den Wänden und auf Gestellen aufgereiht. Zwischen den Fenstern hingen Wandteppiche mit Schlachtszene n – Bilder vom Sturz des Hexenkönigs vor über tausend Jahren, als ihn die Elfenarmee besiegt und gefangen gesetzt hatte.
    Aber jetzt war er wieder frei, mit Rathina an seiner Seite, und Tania musste sich mit dem Gedanken anfreunden, eine Armee gegen ihn zu führen.
    Cordelia trat auf sie zu, einen Burstharnisch unter dem Arm. »Komm, Tania, lass sehen, ob dir dieser hier passt.«
    Tania stand auf und ließ sich von Cordelia den Brustharnisch anlegen.
    »Sitzt er bequem?«
    »Das nicht gerade«, sagte Tania.
    »Aber er wird dich schützen.« Cordelia klopfte mit den Fingerknöcheln auf den Harnisch. »Und du wirst darin ein Schwert führen können.« Sie lächelte düster. »Ich habe mit Zephyr und Tanz gesprochen«, sagte sie. »Sie werden uns in die Schlacht tragen,

Weitere Kostenlose Bücher