Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
Vom Netzwerk:
Hawthorne und ein paar vertrauenswürdigen Männern nach Norden, in Richtung Ravensare, aufgebrochen, auf der Route über Anvis, um dem Wagenzug entgegenzureiten, der Oberon nach Süden brachte.
    Tania saß in einem großen Rundzelt auf einem gepolsterten Seidenkissen. Das schwere Stoffdach, das an der Spitze oben gut fünf Meter hoch war, wurde von einem weißen Holzpfosten gehalten. Bunte Teppiche lagen auf dem Boden und ließen nur einen kleinen Streifen von welkem braunem Gras vor den geschlossenen Zeltklappen am Eingang frei. Auf den Teppichen waren Sitzkissen in einem großen Kreis ausgelegt, und innerhalb des Kreises standen Platten mit Essen und Krüge voll Elfenwein bereit. Es war Abend, blaue Kugeln, die an der Zeltstange hingen, verbreiteten ein weiches gedämpftes Licht, und die Luft war vom Duft zahlreicher Räucherstäbchen erfüllt.
    Tania saß bei den anderen Prinzessinnen, die schweigend aßen und tranken. Zara war bereits fertig und hatte sich etwas abseits niedergelassen. Den Kopf gesenkt, spielte sie auf einer kleinen Handharfe, die das Zelt mit ihren sanften Klängen erfüllte.
    Cordelia und Hopie waren auch da, aber Tania hatte nur Augen für Sancha und Eden, die sie nach all den Abenteuern zum ersten Mal wiedersah. Sancha und Eden waren am frühen Abend eingetroffen und die Schwestern hatten einander stürmisch begrüßt.
    »Was wird morgen?«, fragte Eden mit einem Blick zu Tania. »Sind alle Pläne fertig ausgearbeitet?«
    »Marschall Cornelius hat uns geraten, im Morgengrauen Herolde zum Palast zu schicken«, sagte Tania. »Sie sollen den Hexenkönig zum Kampf herausfordern. Der Herzog sagt, wir sollen uns als die ›Armee der sechs Prinzessinnen‹ ausgeben.«
    »Das ist eine gute Kriegslist«, sagte Hopie. »Der Hexenkönig wird gewiss überzeugt sein, dass weder Oberon noch Titania mit uns reiten. Wie viele Graue Ritter stehen uns entgegen?«
    »An die dreitausend, soweit ich gehört habe«, sagte Cordelia mit einem grimmigen Lächeln. »Und wir sind nur tausend. Wie können wir da unterliegen?«
    »Die Armee der sechs Prinzessinnen?«, sinnierte Eden. »Ich frage mic h …«
    Sancha fuhr auf. »Wir sind und bleiben sechs!«, zischte sie. »Niemals werde ich diese Verräterin als meine Schwester anerkennen.«
    »Auch eine gestrauchelte Schwester bleibt eine Schwester«, widersprach Hopie. »Rathina ist vom selben Fleisch und Blut wie wir, Sancha, daran lässt sich nichts ändern.« Und zu Eden gewandt fügte sie hinzu: »Warum fragst du?«
    »Ehe wir abreisten, ermahnte mich die Königin, an die Macht der Sieben zu denken«, sagte Eden. »Ich fragte sie, was das bedeute, doch sie konnte es mir nicht sagen. Sie weiß nur, dass es einen alten Text gibt, in dem die Rede von der Macht der Sieben ist.«
    »Ich hab diesen Ausdruck schon mal in Caer Liel gehört«, sagte Tania. »Lord Aldritch hat diese Worte gebraucht, als Gabriel ihm erzählte, dass Rathina zur Verräterin geworden sei. ›Nun kann die Macht der Sieben nie mehr angerufen werden‹, hat er gesagt oder so ähnlich.«
    »Dann ist die Macht der Sieben mit Rathina verknüpft«, murmelte Zara. »Höchst merkwürdig.«
    »Nicht nur mit ihr, sondern mit uns allen«, verbesserte Eden. »Wir sind siebe n – oder wären es, wenn Rathina noch auf unserer Seite wäre.«
    »Das wird nie geschehen«, schnaubte Cordelia.
    »Ich habe von dieser Macht gelesen«, meldete sich Sancha zu Wort. »In der Tat ist in einem alten Text die Rede davon. Ich hatte es nur vergessen.«
    »Und was bedeutet es, Sancha?«, fragte Eden.
    Sancha dachte ein paar Augenblicke nach. »Ach, das ist einerlei«, meinte sie schließlich. »Ich erinnere mich jetzt. Lord Aldritch hat Recht: Die Macht kann nicht mehr angerufen werden.«
    »Dann sag uns doch wenigstens, warum nicht«, drängte Tania.
    »In dem Text ist von einer heilenden Macht die Rede, einer Macht über Leben und Tod, die angerufen werden kann, wenn die sieben Töchter einer siebten Tochter in Liebe und Harmonie zusammenkommen«, erklärte Sancha. »Titania ist eine siebte Tochter des Hauses Fenodree, und wären wir nicht mit einer Verräterin in unserer Mitte geschlagen, wären wir ebenfalls sieben.« Sie sah ihre Schwestern an. »Ich weiß nicht, welche Macht das gewesen sein ma g – für uns ist sie ohnehin verloren.«
    »Genauso wie viele andere Dinge«, seufzte Eden.
    Die sanften Harfenklänge verstummten plötzlich und Zara stieß hervor: »Ein Wunder ist geschehe n – seht nur!«
    Die Prinzessin

Weitere Kostenlose Bücher