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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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starrte Rathina an. Ein tiefer Schmerz lag in den Augen ihrer Schwester. War er echt oder nur gespielt?
    Eden schnippte einmal mit den Fingern und Rathina schwebte auf den Boden herab. »Meine Vergebung hast du bereits, Schwester«, sagte Eden sanft. »Sonst stündest du jetzt nicht hier.«
    Rathina fiel auf die Knie. »Ich war nie eine Verbündete des Hexenkönigs!«, rief sie. »Ich bitte euch, glaubt mir das, auch wenn es euch schwerfällt.«
    »Aber ich habe dich in der Großen Halle gesehen«, sagte Tania mit zitternder Stimme. »Ich habe gesehen, wie du neben ihm gesessen hast, als Lady Gaidheal ermordet wurde. Es war dir egal, was mit diesen Edlen geschieht.«
    »Wie willst du das gesehen haben?«, fragte Rathina mit einem Blick zu Eden. »Ein Zauber!«, rief sie dann. »Ihr habt euch durch einen Zauber unsichtbar gemacht.« Flehend sah sie Tania an. »Dann musst du auch gesehen haben, wie der Zauberer mich verhöhnte und quälte. Er hat mich nur am Leben gelassen, um sich an meinen Leiden zu ergötzen. Hätte ich gegen ihn gekämpft, so hätte er mich getötet.«
    »Und wärest du nicht besser tot gewesen, als an seiner Seite auf dem Thron unserer Mutter zu sitzen?«, rief Cordelia. »Lieber wäre ich tausend Tode gestorben, als einer solchen Kreatur zu Willen zu sein.«
    »Ja«, murmelte Rathina. »Du hättest den Mut dazu gehabt, das weiß ich.« Verzweifelt blickte sie ihre Schwestern an. »Glaubt ihr, ich wüsste nicht, wie sehr ihr mich hasst? Ich hasse mich doch selbst, mehr als ihr es je könntet! Ihr ahnt ja nicht, was es heißt, im Innersten zerrissen zu sein, wie ich es war, ein Opfer meiner Begierden und Wünsche, meiner Sehnsucht und Verzweiflung. Gefoltert von einer Liebe, die wie Feuer in meinem Herzen brennt. Ach, was wisst ihr davon!«
    Tiefes Mitleid regte sich in Tania, denn sie hatte Gabriel Drakes zerstörerische Macht am eigenen Leib erfahren. Sie wusste, wie es war, jeglicher Willenskraft beraubt zu sein und hilflos im Bann jener grausamen, silberglänzenden Augen zu stehen. Gabriel hatte zwar keinen Zauber über Rathina gelegt, aber ihre Liebe zu dem bösen Elfenlord war genauso mächtig wie jeder Zauber.
    Entschlossen trat Tania zu Rathina und kniete sich vor sie hin. Rathina senkte den Kopf, ihre Schultern bebten. »Schau mich an«, befahl Tania. Widerstrebend hob Rathina den Blick. »Liebst du Gabriel immer noch?«
    »Nein«, flüsterte Rathina kaum hörbar.
    »Sag mir die Wahrheit.«
    Rathina schluchzte. »Ja.« Sie streckte die Hand nach Tania aus. »Ja, ich liebe ihn noch. Um Himmels willen, schütze mich vor mir selbst!«, rief sie. »Halte mich von ihm fern, bis dieser Wahn vorübergeht.«
    Tania legte ihre Arme um Rathina und hielt sie fest. Eine Weile blieb sie so, streichelte die Haare ihrer Schwester, die verzweifelt weiterschluchzte. Ihr ganzer Körper bebte vor Kummer.
    Tania drehte sich zu ihren anderen Schwestern um. Sanchas Gesicht war hassverzerrt, Cordelia sah verwirrt und wütend aus. Zara weinte, und Hopie schien zwischen Mitleid und Ungläubigkeit zu schwanken. Nur Edens Gesicht zeigte einen Funken Verständnis. Tania wusste, warum: Eden hatte all die Jahre unter ihrer vermeintlichen Schuld gelitten. Sie wusste, was Reue war.
    »Wohlan, Rathina, was willst du von uns?«, fragte Eden jetzt. »Was sollen wir tun?«
    Rathina hob ihr tränenüberströmtes Gesicht. »Meinem Elend ein Ende machen«, stieß sie mit erstickter Stimme hervor. »Mich von Lord Drake befreien, das ist alles, was ich erbitte.«
    »Das steht allein in deiner Macht«, antwortete Hopie. »Sprich vernünftig, Schwester.«
    »Ich kann nicht leben mit all dem Grauen, das ich mir auf die Seele geladen habe«, schluchzte Rathina. »Und ich würde mit Freuden gegen jeden Feind ins Feld ziehen, wenn ich wüsste, dass der Tod mein Lohn wäre. Ich suche Vergessen, mehr bleibt mir nicht zu hoffen.«
    »Das sei dir gern gewährt«, sagte Sancha. »Und von meiner eigenen Hand, wenn mir jemand ein Schwert reicht, um die Tat zu vollbringen.«
    »Nein«, murmelte Zara. »Sieh sie doch an, Sanch a – sie ist eine gebrochene Seele. Und was nützte es uns, sie zu töten?«
    »Haben wir denn eine Wahl?«, fragte Cordelia und sah ihre Schwestern an. »Oder wollt ihr sie einsperren, bis die Schlacht verloren oder gewonnen ist? Oder sie von einer Eskorte nach Ravensare bringen lassen? Sprich, Eden, hast du die Macht, sie an einen fernen Ort zu verbannen, wo sie kein weiteres Unheil anrichten kann?«
    »Nein«,

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