Die dunkle Seite des Ruhms
nach Geld roch, meilenweit gegen den Wind. Aber auch ein Interesse, das für Darkster tödlich werden konnte, wenn er versagte oder heimlich zur anderen Seite überlief. Denn daß diese Visitenkarte im Zusammenhang mit seinem Auftrag Hunderttausende wert war, begriff er sofort. Die Fernsehstation ACF würde diese Information mit mindestens einem Jahreseinkommen der Saunders honorieren.
Darkster wurde es leicht übel in der Magengegend. Er bestellte sich einen Gin-Fizz, steckte die Hand in die linke Rocktasche und spielte mit den Banknoten. Es war ein verrücktes Gefühl, auf einmal so viel Geld zu haben und noch mehr zu erwarten.
Eine Stunde später mietete sich Darkster einen Luxuswagen und fuhr hinaus nach New Rochelle, wo Felicitas Saunders an der Küste des Long Island Sound in einem riesigen Park ihre versteckte Villa hatte. Er brauchte bis zum späten Abend, bis er ganz in der Nähe in einem alten, verkommenen Landhaus eine Wohnung fand, die er sofort mit 500 Dollar Vorschuß anmietete. Die Besitzerin des Hauses, eine genau 89 Jahre alte Mrs. Jenny Havelook, die eigentlich gar nicht vermieten wollte, aber Darkster aus unerfindlichen Gründen sympathisch fand und ihm das langsam verfallende Haus zeigte, hatte nichts dagegen, daß der plötzliche Mieter auch ihr Telefon benutzte.
Im Wohnzimmer der Wohnung, die Darkster nun ausfüllte, roch es widerlich nach Urin. Aus allen Ritzen der Diele schien der Gestank zu kommen. Darkster riß zunächst die Fenster auf und blickte die Wand hinunter.
»Ist unter mir etwa ein defektes Klosett?« fragte er.
»Aber nein.« Mrs. Havelook lächelte mütterlich. »Mr. Benedictus Havelook, mein seliger Mann, litt zweiundzwanzig Jahre an einer Nieren- und Blasenkrankheit, bis er hier im Zimmer an einer Urämie starb. Gott habe ihn lieb! Riecht man noch etwas? Ist das peinlich, Mr. Darkster! Ich rieche nichts mehr, ich habe mich so sehr daran gewöhnt. Zweiundzwanzig Jahre, müssen Sie wissen –«
Später rief Darkster im Plaza Hotel an. Ahmed Sehadi ibn Mahmoud war auf seinem Zimmer.
»Was soll ich sagen?« fragte Darkster. »Bob, Ahmed oder Allah ist groß?«
»Wo sind Sie? Was wollen Sie, Arthur?«
»Bleiben wir also bei Bob. Ich bin ganz in der Nähe von Felicitas. Habe hier eine Wohnung gemietet und lebe auf urindurchtränkten Dielen! Das kostet gesondert Schmerzensgeld, Bob! Was ich nicht alles für Sie tue!«
»Sie können das Haus von Miss Saunders sehen?«
»Ich habe es im Visier!«
»Sehr gut! Arthur, ich habe vergessen, Sie zu fragen, ob Sie ein Bankkonto haben. Ihre Spesen werden darauf eingezahlt. Wieviel haben Sie schon ausgegeben?«
»645 Dollar und 19 Cent, Bob.«
»Es werden Ihnen 700 überwiesen werden …«
Darkster war sehr zufrieden. Was er jetzt tat, hatte zwar mit Journalismus wenig zu tun, aber man sieht ja einem Dollar nicht an, wie er verdient worden ist.
Darkster setzte sich in seinen schönen neuen Wagen, fuhr ein wenig durch die Gegend, sah sich im Kreis um die Saunders-Villa um und hatte das unverschämte Glück, gegen 23 Uhr seine erste Beobachtung machen zu können: Vor dem Einfahrtstor der Villa hielt ein kleiner Wagen, ein junges Mädchen mit langen blonden Haaren stieg aus, gab einem schlaksigen Burschen einen Kuß und trippelte auf schlanken Beinchen durch das Tor. Bevor sie es schloß, warf sie dem Boy noch einen Handkuß zu, was dieser mit seiner Autohupe beantwortete.
Darkster merkte sich die Autonummer, fotografierte mit einem hochempfindlichen Film das Mädchen unter den Torlampen und stieg dann aus, klappte die Motorhaube hoch und beugte sich in den Motorraum, als habe er eine Panne. Ein uralter, aber immer noch wirksamer Trick, denn ein stotternder Motor gehört zum motorisierten amerikanischen Alltag. So fuhr auch der junge Bursche ahnungslos an Arthur vorbei, zurück nach New York.
Rosa Saunders, Felicitas' 17jährige Tochter, war von einem Collegeabend nach Hause gekommen.
Der stoppelhaarige Bursche hieß Red Cummings, war Student der Medizin, 23 Jahre alt und der Star der Universitäts-Boxstaffel. Halbschwergewicht. Aber das erfuhr Arthur Darkster erst viel später, obwohl er darauf gar nicht neugierig war.
Man mußte es Lora Ballister neidlos zugestehen: Partys konnte sie feiern wie kaum eine andere. Wenn es hieß: Lora gibt einen Empfang, dann wußte jeder, der die Ehre hatte, eingeladen zu werden, daß bei Ballister eine Gesellschaft zusammenkam, die an diesem Abend untereinander, so nebenbei in Nebenräumen,
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