Die dunkle Seite des Ruhms
Lora grell.
»Im Augenblick ja!« Ballister starrte mit finsterer Miene vor sich hin. »Auch für uns gilt: Die Schau muß weitergehen! Es ist nicht anzunehmen, daß morgen wieder einer im Garten liegt. In spätestens drei Tagen bin ich zurück. Lora, wir haben doch Bekannte genug, die bei dir schlafen können! Oder nimm dir zwei Privatwächter. Sprich mit dem Lieutenant.« Er zögerte und sagte dann: »Und laß Rosa bei dir. Sie hat sicherlich Angst?«
»Ist das ein Wunder? Ich werde auch ihren Freund, diesen Red Cummings, bitten, bei uns Wache zu halten. Er ist wirklich ein netter Junge und stark. Boxmeister der Universität! Red wäre bereit, bei uns zu wachen.«
»Na also! Und in drei Tagen bin ich wieder da!« Ballisters Stimme nahm einen freundlichen Klang an. »Lora, Kopf hoch! Ich rufe nachher bei Hunters an. Er soll mit der Polizei alles regeln. Und das mit Cummings ist sehr gut. Lora, hab bitte keine Angst mehr …«
Er hörte, wie sich Lora die Nase putzte. Dann sagte sie: »Was macht Felicitas?«
Ballister sah Felicitas an. Nackt hockte sie mit untergeschlagenen Beinen neben ihm und rauchte nervös eine Zigarette.
»Was soll sie um diese Zeit tun? Sie schläft.« Und dann ritt ihn der Teufel, und er fragte: »Willst du sie sprechen? Sie bewohnt eine Suite im obersten Stock des Hotels. Vielleicht ist es möglich, von hier umzuschalten. Soll ich's versuchen?«
»Nein!« Dieses Angebot schien Lora beruhigt zu haben. »Laß sie schlafen. Es reicht, wenn wir zwei keine Nachtruhe mehr haben. Sie wird Angst um Rosa haben.«
»Sicherlich.«
»Dann bring ihr das morgen früh schonend bei. Ich liebe dich, Jérome. Vergiß das nicht …« Und damit legte sie auf.
Ballister ließ den Hörer sinken. Felicitas blies den Rauch ihrer Zigarette durch die Nase.
»Jetzt weiß ich, was Poker in Reinkultur bedeutet«, sagte sie. »Und ich erkenne, welch ein Vabanque-Spieler du bist! Wenn Lora nun gesagt hätte: Ja, verbinde mich mit ihr! Was dann?«
»Dann hätte ich mit den Fingern geknackt, als wenn man umschaltet, und du wärst drangegangen.«
»Nackt neben dir –«
»Noch gibt es kein Fernsehtelefon. Das wäre der Untergang aller Intimität!«
»Und was willst du nun tun, Liebling?«
»Schlafen!« Ballister zog Felicitas an sich, küßte ihre Brüste und bettete seinen Kopf dazwischen. »Was kann ich in Libyen tun, wenn man in New York einen Mann erwürgt?«
»Du hast Nerven wie ein Nilpferd!«
»Liebt ihr Frauen eigentlich Tiervergleiche? Lora mit Elefanten, du mit Nilpferden. Und immer falsch. Dick ist bei diesen Dickhäutern nur die Haut! Mach das Licht aus, Lici. Weißt du, daß deine Haut wie Orangen duftet?«
Sie löschte das Licht, legte die Arme um seinen Körper und starrte in die Dunkelheit. Ballister schlief tatsächlich schnell wieder ein, während sie noch lange wach lag. Auch sie beschäftigte die Frage, von der Lora keine Antwort wußte: Warum und wer mordet in Ballisters Garten? Ein Zufall konnte das nicht mehr sein.
Vorzüglich geschlafen hatte Arthur Darkster.
Das hatte seinen Grund. Bevor er sich ins Bett schwang, hatte er seine wollene Dschellabah mit seinem europäischen Anzug vertauscht, war in die Bar hinuntergefahren und hatte sich dort eine ganze Flasche Whiskey und einen Kübel Eis geben lassen. Mit diesem Schatz im Arm sauste er mit dem Lift wieder hinauf auf sein Zimmer, zog sich aus, legte sich in befreiter Nacktheit aufs Bett und begann, seine gezwungene Abstinenz in Whiskey aufzulösen, als sei dies ein Säurebad. Darkster tat das gut, er soff die halbe Flasche leer, ließ die Eisstückchen im Glas klingeln, was für ihn zur Zeit die schönste Musik war, und dann fiel er in einen Schlaf, aus dem er hochschrak, weil sich seine Blase meldete.
Es war schon heller Tag, zwar noch früh, aber die Sonne stand bereits mit ziemlicher Glut und weißlich im Blau schwimmend, am Himmel. Darkster vollzog seine Entleerung und trat dann auf den kleinen Balkon, um die Arme auszubreiten und tief Luft zu holen. Bei dieser Bewegung hielt er plötzlich und ruckartig inne und starrte entgeistert auf den seitlich unter ihm liegenden Balkon Ballisters. Dann war es, als stände er auf elektrisch geladenem Boden, er hüpfte davon, holte seine Kamera, hüpfte zum Balkon zurück und kniete sich hinter das Geländer. Nur noch die Linse blickte über die Brüstung, und im Sucher bestaunte Darkster die wohl seltensten und sensationellsten Bilder, die er mit seinem Kameramotor unentwegt
Weitere Kostenlose Bücher