Die dunkle Seite des Ruhms
nach kannte, die aber nie zu seinem Wesen gehört hatten.
»Das kann ja lustig werden«, sagte Darkster nach diesen Überlegungen, fuhr hinunter in den Frühstücksraum und traf dort bereits das Kamerateam an. Die Männer hockten mißmutig um einen Ecktisch und stierten aus verquollenen Augen um sich. Sie hatten eine lange Nacht hinter sich, in einem Privatclub, dessen Adresse ihnen der Portier vertraulich zugesteckt hatte. Was sie dort erlebt hatten, übertraf sogar gewisse Etablissements in der Bronx, und das will etwas heißen! Die libyschen Mädchen waren offensichtlich von Potenzen verwöhnt.
Mit Erstaunen sah Darkster, der wieder seine Dschellabah trug, daß auch Jérome Ballister schon unten war. Er saß allein am Tisch, der aber für zwei gedeckt war. Also würde Felicitas noch erscheinen und nicht auf dem Zimmer frühstücken. Das paßte zu ihr. Sie, der große Star, benahm sich nie wie ein Star. Sie war immer dort, wo ihr Team war. Sie war ein Teil der Truppe, nicht eine Sonne, die diese Truppe nur sporadisch beschien.
Darkster bestellte sich als guter Moslem Kaffee und aß dazu frische knackige Brötchen mit Butter. Er beobachtete Ballister dabei. Der ertappte Liebhaber machte gar nicht den Eindruck eines glücklichen Menschen, der im Besitz einer der schönsten und klügsten Frauen dieser Welt war. Wie man Ballister immer kannte, saß er verschlossen herum, trank eine Tasse Tee mit etwas Rum und starrte vor sich hin.
Arthur Darkster beschloß bei diesem wenig ermunternden Anblick, seine Lebensrente nicht bei Ballister, sondern bei Felicitas Saunders einzureichen. Ballister bekam es fertig, statt zu zahlen, die Polizei einzuschalten, ohne Rücksicht, was dann folgen würde. Es blieb sowieso ein Rätsel, warum Felicitas ausgerechnet mit Ballister ins Bett stieg und nicht mit den hervorragendsten Männern, die ihr zu Füßen lagen.
Zehn Minuten später erschien die Saunders in einem fast männlich geschnittenen Safarianzug und einem Segeltuchhut auf den Haaren. Trotzdem sah sie wieder hinreißend aus. Sie sprach zunächst mit dem Team und ging dann erst an den Tisch zu Ballister. Der Heuchler begrüßte sie, als sähen sie sich nach langer Zeit wieder. Darkster mußte grinsen. Sie spielten das gut, das mußte man anerkennen. Sie spielten es so perfekt, daß man darin schon eine lange Übung erkennen konnte.
Ballister und Felicitas wurden am Pool von der Nachricht überrascht, daß in einer halben Stunde Abfahrt zu Idi Amins Versteck sei. Die libysche Regierung stellte dazu zwei Limousinen, einen Lastwagen für das Filmteam und zwei Militärbegleitfahrzeuge zur Verfügung. Ein Beamter des Informationsministeriums würde Felicitas Saunders begleiten. Ballister sollte den zweiten Wagen nehmen, also allein hinter Felicitas herfahren.
»Warum das denn?« fragte Ballister den Mann aus dem Ministerium. »Wir haben doch leicht alle Platz in einem Wagen!«
»Aus Sicherheitsgründen!« Der Beamte war sehr wortkarg. »Der Herr Staatspräsident wird wahrscheinlich auch zugegen sein.«
»Ich werde auch mit Khadafi sprechen können?« rief Felicitas erfreut. »Ein Doppelinterview?«
»Es wird sich alles zeigen.« Der Beamte hob die Schultern. »Aus Sicherheitsgründen werden keine genauen Pläne vorher bekanntgegeben.«
»Ich bin ja unmittelbar hinter dir«, sagte Ballister später, als Felicitas im Ministerium anrufen wollte, um Ballister in ihrem Wagen fahren zu lassen. »Natürlich tun sie alles, um unsere Sicherheit zu garantieren. Du mußt damit rechnen, daß ich bei Amin überhaupt nicht vorgelassen werde. Es ist schon eine Auszeichnung, daß sie mich überhaupt mitnehmen.«
»Das habe ich ja verlangt!«
»Trotzdem. Diese Großzügigkeit ist anerkennenswert.« Er blickte auf seine Uhr. »In zehn Minuten geht es los! Verdammt, ich habe tatsächlich Herzklopfen wie eine Jungfrau vor dem Lotterbett! So ganz verroht einen das Fernsehen doch nicht.«
Auch Darkster machte sich bereit. Vor dem Hotel stand der Lastwagen, das Kamerateam verpackte die Metallkisten mit den Filmen und Apparaten, den Scheinwerfern und dem großen Tonbandkoffer, einige Soldaten standen herum, die Maschinenpistolen auf den Rücken geworfen. Zwei dunkle französische Limousinen warteten im Schatten, daß sie vorfahren durften. Das war auch für Darkster das Signal, sich seinen Mietwagen aus der Garage holen zu lassen und sich an den Konvoi zu hängen.
Aber so einfach war das nicht. Als Felicitas, Ballister, der Ministerialbeamte und
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