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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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anzuschließen, falls dieser auf intime Entdeckungsreisen ging. Aber Ballister kam nicht. Gegen Mitternacht bescheinigte sich Darkster, daß er seine Pflicht voll erfüllt und ein Recht auf Schlaf habe. Es war ein mieser Tag gewesen, über den sich nicht zu berichten lohnte. Aber das hatte er geahnt, das hatte er Ahmed Sehadi ibn Mahmoud schon in New York gesagt: Ballister zu beobachten, ist das gleiche, als müsse man Muster auf einem Teppich zählen. Stupide Arbeit. Ballister war völlig uninteressant.
    Etwa um die gleiche Zeit, als Darkster mit diesem Gedanken gähnend aus der Hose stieg und seine Dschellabah in eine Ecke des Zimmers feuerte, klopfte es bei Ballister an der Tür.
    Ballister stand auf, griff nach einem soliden Filmstativ, das er sich vom Kamerateam ausgeliehen hatte, und öffnete mit einem Ruck die Tür.
    Felicitas, in einem weiten, langen Morgenmantel, huschte hinein und drückte hinter sich die Tür zu.
    »Willst du mich mit dem Stativ erschlagen?« fragte sie.
    Und Ballister fragte mit ehrlichem Entsetzen zurück:
    »Bist du verrückt geworden? Was willst du denn hier?«
    »Zu dir …«
    »Was heißt: zu dir?« Er sah sie verständnislos an.
    »Es soll trotz weit verbreiteter, allgemeiner Meinung, doch einen Menschen geben, der dich liebt.«
    Ballister war mehr betroffen als gerührt und zeigte das auch unverblümt. »Hat dich jemand gesehen?« fragte er.
    »Ich glaube nicht.« Sie warf den Morgenmantel ab, schleuderte die Pantoffeln von ihren Füßen und schlüpfte in Ballisters Bett. Sie trug einen Hauch von Nachthemd der sie bekleidete, aber auch auf raffinierte Art nackt wirken ließ. Ballister stand unschlüssig herum. Er wußte, daß alle Vernunft in seinem Hirn ausgeschaltet wurde, wenn er erst Felicitas Körper umfaßte. Das war immer so – ihre Umarmungen erschlossen eine neue, nur ihnen eigene Welt, und alles was jenseits davon lag, wurde völlig ohne Interesse.
    »Und wie willst du wieder ungesehen hinaufkommen?«
    »Über die Treppe. Die Gäste benutzen grundsätzlich den Lift.« Sie klopfte auf das Kissen neben sich. »Komm zu mir, Liebling.«
    »Ich halte es für klüger, daß du wieder in deine Suite gehst.«
    »Und ich habe mich tagelang auf diese libyschen Nächte gefreut. Hier sind wir endlich allein! Hier kann uns niemand überraschen. Hier brauche ich keine Perücken und Theaterschminke.«
    »Und wenn Lora plötzlich vor der Tür steht?« Ballister kapitulierte halbwegs, er setzte sich auf die Bettkante. »Sie wollte kommen.«
    »Jetzt landet kein Flugzeug mehr. Wenn sie kommt, dann morgen. Die Stunden bis zum Sonnenaufgang gehören uns allein.« Sie umarmte ihn, zog ihn zu sich auf das Bett und küßte ihn. »Du hältst mich für wahnsinnig, nicht wahr?«
    »Was wir tun, ist ein halsbrecherischer Leichtsinn!«
    »Ich werde verschwinden beim ersten hellen Streifen am Himmel.« Sie kuschelte sich an ihn und dehnte sich wohlig, als seine Hände über ihren Körper wanderten. »Warum liebe ich dich eigentlich so? Das habe ich mich oft gefragt.«
    »Und die Antwort?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ein Tag ist verdorben, an dem ich dich nicht gesehen habe. Auch wenn du als Chef ein ausgesprochenes Ekel bist! – Küß mich! Verdammt, Jérome, küß mich sofort –«
    Das Telefon weckte sie. Sie schraken hoch, Ballister blickte auf seine abgelegte Armbanduhr und starrte Felicitas sorgenvoll an. Es war kurz nach vier Uhr morgens, kaum eine normale Zeit für ein Telefonat.
    Ballister hob ab, hörte die Telefonzentrale des Hotels sagen: »Bitte, einen Moment. Ich verbinde!«, und dann war Loras gehetzte Stimme da, unterbrochen von heftigem Atmen.
    »Jérome!« rief sie. Es klang verzweifelt. Ballister setzte sich ins Bett und hob erschrocken die Schultern. »Hörst du mich? Bin ich klar zu hören? Jérome!«
    »Ganz klar, Lora!« Ballister gab seiner Stimme einen verschlafenen Klang. »Wo bist du denn? Von wo rufst du an?«
    »Von hier. Von uns. Zuhause! Du bist so weit weg!«
    »In Libyen«, antwortete Ballister sarkastisch. »Was ist denn los? Hast du wieder Schmerzen? Hast du schon Dr. Meyer angerufen?«
    »Hier ist der Teufel los, Jérome!«
    »Aber wieso denn?« Er winkte stumm, Felicitas legte ihr Ohr an die andere Seite des Telefons und hörte mit. Es war eine geradezu verworfene Situation: Die nackte Geliebte im Bett des Ehemannes hört das Gespräch mit der Ehefrau mit.
    »Rosa schläft heute bei mir.« Felicitas sah Ballister verblüfft an und zuckte ratlos mit den Schultern.

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