Die dunkle Seite des Ruhms
die Soldaten aus dem Hotelkomplex herausfuhren und Darkster ihnen folgte, geriet er in eine Sperre. Die Straße war gesichert. Ein Offizier schrie ihn an, natürlich auf arabisch, und schrie noch mehr, als Darkster ihn dümmlich anschaute und nicht reagierte. Erst als Darkster seinen geheimnisvollen Ausweis zeigte, geriet der Offizier in sichtbare Verwirrung, las das Schriftstück mehrmals durch, beäugte Darkster wie einen seltenen Affen, las noch einmal, schüttelte den Kopf, zögerte noch immer und gab dann endlich die Weiterfahrt frei. Was da auf dem Papier stand, mußte etwas Grandioses sein. Darkster nahm sich vor, nach seiner Rückkehr nach New York dieses Schreiben von einem Experten übersetzen zu lassen.
Er gab Gas, raste der Kolonne nach und war bald wieder auf Sichtweite an sie herangekommen. Sie fuhren auf der Straße zum Dschebel Nefusa, also in die Wüste hinein, in Richtung Nalut, wo es heiß und trocken und trostlos war und man sich nicht vorstellen konnte, daß dort irgendwo ein standesgemäßes Quartier für den gestürzten Amin vorhanden sein würde. Vielleicht war es auch nur eine Ablenkung und irgendwo bog man wieder zum Meer hin ab.
Darkster folgte in Sichtweite, schwitzte, fluchte, schluckte staubigen Sand und flehte innerlich zu allen Heiligen, daß sein Wagen durchhielt und nicht heillos versandete.
Genau das schien aber Ballister zu passieren. Nach einer Stunde Fahrt rumpelte und bockte sein Wagen, der Chauffeur rief Allah um Hilfe an, aber Allah ist ein Gott und kein Kraftfahrzeugmechaniker. Der Wagen blieb stehen, die beiden Militärlastwagen fuhren achtlos um sie herum und weiter und nebelten sie sogar noch in riesige Staubwolken ein. Ballister beugte sich zu dem Fahrer vor.
»Was ist los?« fragte er auf französisch.
»Motor böse!« antwortete der Fahrer. »Spuckt!«
»Das höre ich. Und nun?«
»Wir müssen nachsehen.«
»Soviel Zeit haben wir nicht. Drücken Sie auf die Hupe, damit die anderen anhalten! Ich steige um in das andere Auto.«
»Die hören uns nicht«, sagte der Fahrer ruhig. »Sind schon zu weit!« Er öffnete die Tür, stieg aus und legte eine Pistole auf das Autodach. Ballister sträubten sich wie bei einem Hund die Nackenhaare. Da haben wir die Situation, durchfuhr es ihn. Darum der zweite Wagen! Jérome Ballister in der Wüste von Unbekannten erschossen, als man eine Panne beheben wollte. Wer wollte das jemals nachprüfen oder anzweifeln? So einfach ist das, Prinz Khalif Omar ben Saud, nicht wahr? Wie nennt ihr die Wüste? Die Große Schweigende. Und sie wird schweigen.
Ballister stieg auf der anderen Seite aus wie ein Delinquent, der zu seinem Pfahl gehen muß. Alles war sinnlos … weglaufen, sich wehren, verhandeln. Um sie herum war die tote Weite, von einem Straßenband durchschnitten, das in der Hitze flimmerte. Sie waren allein … ein angeblich versagendes Auto, ein finster blickender Libyer und ein amerikanischer Fernsehdirektor. Was jetzt geschah, sahen nur Himmel, Sonne und Sand … Zeugen, die keiner fragen konnte. Ballister ging langsam um den Wagen herum. Ein Mann muß wissen, wann das Ende ist.
Nur hier war es ein Irrtum.
Sie waren nicht allein.
Eine Staubwolke hing plötzlich in der Luft, und über eine Bodenwelle hinweg klapperte Arthur Darkster heran. Der libysche Fahrer starrte das Fahrzeug wie eine Erscheinung an, steckte seine Waffe wieder ein und öffnete die Motorhaube. Ballister zog die staubige Luft in die Lungen … es war ein köstlicher Atemzug, eine Bestätigung, weiterzuleben.
Darkster bremste, wirbelte neue Staubwolken auf und rannte auf Ballister zu.
»Ist was passiert?« fragte er.
»Ein Glück! Sie sprechen englisch?«
»Warum nicht?«
»Die meisten Ihrer Landsleute sprechen nur berberisch oder auch noch italienisch.«
Darkster nickte. Natürlich, Ballister hielt ihn für einen Araber. Die Dschellabah, der Bart, die Sonnenbrille … wer käme da auf den Gedanken, einen Amerikaner vor sich zu haben.
»Kann ich helfen?« fragte Darkster.
»Ich fürchte nein!« Ballister grinste verzerrt. »Der gute Chauffeur sucht jetzt verzweifelt nach einem Motorfehler. Verstehen Sie etwas von Motoren?«
»Keinen Schimmer! Ich weiß nur, wo man Gas gibt, kuppelt und bremst. Aber man sollte so tun, als ob man was verstände.«
»Der Wagen hoppelte plötzlich und stand dann.« Ballister grinste wieder. »So etwas kann man mit dem Gaspedal sehr schön hinzaubern. Es ist jedenfalls eine Erleichterung, daß Sie da sind. Wo fahren
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